Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

   
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Denkmäler: Kurfürft Sebaftian von Heufenftamm 273 
Brendel von Homburg; von den beiden verföhwundenen war das links das der Ven- 
ningen, das rechts das der Röder von Rodeck. 
Der Typus des Albrecht-Denkmals ift im ganzen beibehalten, im einzelnen ift 
jede Veränderung bezeichnend. Waren am Denkmal Albrechts die Verkröpfungen 
unter den Pilafterfockeln durch die Löwenköpfe nicht genügend unterftütt, fo haben fie 
hier richtige Füße: die Infchrifttafel wird mit befonderem Rahmen zwifchen fie geftellt. 
Die flachen Pilafter und die vorgeftellten Hermen haben ein einheitliches Gebälk. 
Der Durchdringung des Kleeblattbogens oben mit dem dreiteiligen Auffag fpürt man 
die Bemühung um eine organifchere Löfung an. Die Bekrönung ift nicht nur Kartufche, 
[ondern Architektur. In allem haben wir den Fortfchritt zu einer ftrengeren logifchen 
Verbindung der Elemente zu erkennen; die malerifche Freiheit wird eingedämmt. 
Damit zufammen geht die Neigung zu vollen, fhweren Formen. Wie dünn wirken 
die Pilafterchen des Albrecht-Denkmals neben den mächtigen Karyatiden unferes 
Werks! Dasfelbe gilt von der Bogenarchitektur oben, fthließlich von allen Profilen. 
Eine Einzelheit ift bezeichnend: man vergleiche die Löwenköpfe. Am Albrecht-Denk- 
mal find fie flacher, breiter, kagenartig-zahmer; an unferem Denkmal ftoßen fie ener- 
gifcher vor, find wilder. 
Im Ornament finden wir das Rollwerk weiter entwickelt. Man beachte den Rahmen 
der Infthrifttafel, die Kartufche, in der der Knabe am Sockel der Figur fteckt; ferner 
die Eckfüllungen in den Stufen der Bekrönung, den Rahmen des oberften Auffages. 
Bezeichnend find im einzelnen die Klauen der genannten Füße feitlich von der In- 
[Chrift, die Masken mit Palmettenglorie und Schleiern, die dicken Fruchtbündel mit 
den gurkenartigen Gewächfen, das feine Laub, das fich im Flachrelief häufiger zeigt, 
die gewellten Bänder, die aufgereihten Scheiben. Hervorzuheben ift endlich noch die 
Betonung der Erinnerung an den Tod. Der Genius am Sockel des Fürften hat Sand- 
uhr und Totenkopf zu feinen Füßen, die zugehörige Infchrift memorare novissima 
habe ich [&hon erwähnt; und am Auffat oben erfCheint das Totengerippe im Bruftbild 
mit Senfe und Stundenglas, wozu die Tafel den Text gibt: VIGILATE QVIA NESCITIS 
DIEM NEQVE HORAM. 
Da haben wir ja nun ein Denkmal von der Hand Schro’s denn daß die Signatur 
D.S. nichts anderes bedeuten kann als Dietrich Schro, hat fthon Schneider a. a. O. 
gezeigt —, und nun können wir fragen: ftimmt diefes unfer Denkmal [fo weit mit dem 
Albrechts von Brandenburg überein, daß beide von einer Hand fein müffen? Ein Ver- 
gleich der beiden Denkmäler wird uns zugleich ihre Eigenart etwas genauer erkennen 
laffen. Daß Aufbau und Dekoration nicht zufammengehen, wurde f&hon gezeigt. Und 
wenn man auch fagen kann, daß das Heufenftamm-Denkmal den Typus des anderen 
aufnimmt und weiterbildet, und ferner, daß um diefe Zeit ja wohl jeder einigermaßen 
lebendige Künftler den Übergang zu den derberen, den niederländifchen Formen mit- 
machte, daß alfo der Wechfel in der Dekoration die Identität wenigftens der Werk- 
jtatt nicht geradezu ausfchließt, [o ift doch das alles noch durchaus kein Beweis für 
die Thefe. Aber vergleichen wir die Figuren. Die Köpfe find beide Porträts, beide 
vortrefflich. Und daß der Kopf Albrechts intereffanter ift, daß andererfeits der des 
Kurfürften Sebaftian fo auffallend klein wirkt, das wird man eben auf das Modell 
hier und dort zurückführen müjfen. Nun beobachte man aber, wie die Muskeln über 
der Nafenwurzel hier und dort anjteigen, um dann unter dem Mitrarand anzuf&hwellen: 
das ift doch bei beiden [ehr verwandt. Ebenfo finden fich zahlreiche Berührungen in 
der Art der Gewandbehandlung. Daß die Gewandftücke hier und dort in den gleichen 
Verhältniffen zueinander ftehen, ift nicht entfcheidend. Aber daß die Faltenbildung 
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