Stil
282 Denkmäler: Domherr Johann Bernhard von der Gabelent und die Seinen
im Gehäus, in kräftigem Relief in verfchiedenen Graden abgeftuft, links vier weitere
Söhne, nämlich Baftian von der Gabeleng auf Windifchleuba und Wiera (der ältefte
Sohn?); Chriftoph, Herr auf Draufchkowit und Cunewalde; Antonius; des vierten
Name ift nicht bekannt; weiter rechts, hinter der Mutter, zwei Töchter, von denen
die eine Barbara, verehelichte von Ponickau ift; von der anderen wiffen wir nichts.!)
Im Auffag rahmt ein von Karyatiden getragenes Gebälk mit Giebel ein querrecht-
eckiges Relieffeld. Da fieht man unter einem von Pfeilern getragenen Bogen Gott
Vater, der den toten Chriftus auf den Knieen hält, darüber die Taube. Die Karyatiden
find Tugenden — Glaube und Hoffnung — ; ihre Schweftern — Mäßigung und Stärke
(Tapferkeit) — lagern oben auf den Giebelfthrägen, eine fünfte — die Liebe — krönt das
Poftament, das fich aus der jegtleeren Infchrifttafel des Giebels entwickelt. Schließlich
find noch die mit Befichlagwerk gerahmten Seitenanfäge an dem oberen Tabernakel
und die Wappenkartufchen auf den Seitenflügeln des Gehäufes zu nennen. Die
Obelisken, die vermutlich diefe Kartufchen krönten, fehlen.
Nach Bourdons Angaben find an dem Denkmal zu feiner Zeit fämtliche fechzehn
Ahnenwappen noch vorhanden gewefen. Heute haben wir noch die beiden Haupt-
wappen oben links und rechts vom Oberbau, nämlich von der Gabeleng und von
Bünau (Vollwappen). Weiter aber nur noch acht Ahnenwappen, nämlich die Wappen,
die am Fries der Seitenflügel und des Mittelftücks angeordnet find. Ihre Reihenfolge
ift ganz willkürlich, ohne jede Rückficht auf die übliche Folge in der Ahnentafel.
Offenbar hat man genommen, was fich an Wappen noch vorfand, und hat die Stücke,
teilweife durch Gips ergänzt, angeheftet wie es gerade kam. Selbft die fo noch
erhaltenen Wappenbilder laffen fich kaum in Einklang mit den Angaben Bourdons
bringen. Wir erkennen die Wappen der Gefchlechter von der Gabelent, Schenk, von
Wildebach, von Weißbach (Stammwappen), von Bünau, von Seebach, von Deben;
ein Schild ift leer.
Für die Art des Ornaments ift bezeichnend die Verbindung fehr kompakter Rah-
mungen, die ausgefprochen metallifchen Charakter tragen, und ganz flachen Beföhlag-
werks, ferner die „klaffifche“* Akanthusranke mit Stengeln und Blüten, überhaupt
der häufiger auftauchende Akanthus (an Masken, an Rahmenteilen). Anderes — die
aufgehängten Waffentrophäen, Fruchtbündel am gewellten Band, Löwenköpfe, Frauen-
masken mit Fruchtbündeln auf dem Kopf — ift Gemeingut der Zeit.
Die Figuren find tüchtige Arbeiten — aber auch nicht mehr. Man entdeckt fehr
bald die Manier. So find fthon die Köpfe in ihrem Bau einander durchaus ähnlich,
auch die des Ritters und feiner Ehefrau: man vergleiche die Bildung der Augen, der
Backenknochen, der regelmäßigen geraden, fthmalrückigen Nafen. Dabei find diefe
Köpfe immer noch lebendig und eindrucksvoll. Die Gefichter der Söhne aber gleichen
fich fo, daß alle Wirkung verloren geht. Auch im Gewand herrfcht die Manier.
Man findet ein flaches Übereinanderliegen der Falten, dünne flache Parallelfältelung
größerer Flächen. Das zeigt fich am ftärkften bei den dekorativen Figuren oben. Es
ift aber, wenn auch ein wenig individueller abgewandelt, im Grunde dasfelbe auch
an den großen Figuren unten. Der ganze Stil hat etwas ausgefprochen „Kunftge-
werbliches“. Er ift ausgeglichen, gefchickt, fauber, im kleinen fogar von einer ge-
wiffen Delikateffe — man beachte das Flachornament am Panzer des Ritters aber
es fehlt ihm jeder ftärkere Zug, jede eigentlich künftleriföhe Individualität.
') Auch hier wieder hat uns in dankenswerter Weife Herr Regierungsrat Dr. Würth, geftütt
ee des Herrn Kommiffars für Adelsangelegenheiten im Kgl. Sächf. Minifterium,