Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

  
  
   
   
   
  
  
   
   
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
  
  
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Denkmäler: Domherr Wennemar von Bodelfchwingh 289 
die Gewandfäume waren vergoldet. Die Farbe diefes legten Anftrichs ift aber teil- 
weife föhon wieder abgeblättert, Spuren älterer Bemalung und Vergoldung (Gewand- 
fäume!) find hie und da erkennbar. 
Das Werk gehört ins weitere Gefolge der Terrakotten, die zuerft Friedrich Back 
zufammengeftellt hat (vgl. Bericht über die Verhandlungen des 8. Internat. Kunfthift. 
Kongreffes in Darmftadt 1907. S. 116) und deren Kreis dann Chr. Rauch beträcht- 
lich erweiterte (Kalender Heffenkunft 1910. S. 9 ff.). Rauch hat auch zuerft unfer Re- 
lief in diefem Zufammenhang genannt. Man wird aber nicht überfehen dürfen, daß 
Einzelheiten der Stilifierung, wie das vielfach eckig gebrochene Gewand, dazu nötigen, 
die Gethfemanefzene für wefentlich jünger zu halten als die Hauptwerke der Back- 
[chen Gruppe (Back, Mittelrheinifche Kunft. Darmftadt 1910. S. 26 ff.). Ich glaube nicht, 
daß fie vor dem Jahrzehnt 1440-50 entftanden ift. Ift diefer Anfatz richtig, dann ift 
es fehr lehrreich, zu beobachten, wie Material und Technik einen eigenen Stil ent- 
wickeln und fefthalten laffen. Wie wenig hat unfer Werk etwa mit einem Steindenk- 
mal, wie dem des Erzbifthofs Konrad von Daun, gemein! 
Diefes Kunftwerk alfo trägt einen Auffag mit dem Wappen und der Infchrift des Dom- 
herrn von Bodelfchwingh, und zwar ift unmittelbar auf das gotifche Abfchlußgefims 
des Ölberggehäufes eine Platte gelegt, auf der das übliche Wappen-Tabernakel fteht 
mit Pilaftern, Rollwerkanfägen an den Seiten, Stuggiebeln und einer Mittelkonfole, 
die den auferftandenen Chriftus trägt. Auf den Giebelfchrägen jubilieren Engelchen, 
und zu beiden Seiten des Tabernakels ftehen Tugenden: links die Stärke (Fortitudo), 
rechts die Gerechtigkeit. 
Der Auffat, 2,20 m breit und 1,70 m hoch, befteht ganz aus Tuff; er ift nicht 
fonderlich gut erhalten: an den Rollwerkanfägen fehlt beiderfeits unten ein Stück. 
Auch an den Engelchen ift allerlei aus Gips. Nach Schneider a.a. O. wurde dem Denk- 
mal eine farbige Nachbefferung durch den Maler Franz Gräf 1839 zuteil. Die Infchrift 
(in Kapitalen) lautet: 
ANNO DOMINI MDCV DIE 5. AVG. REVERENDVS ET NOBILIS / DOMINVS WENNIMAR 
A BODELSCHWING HVIVS METROPOLITANAE NEC-/NON S. VICTORIS D. ALBANI 
EXTRA MOGVNTIAM PROVT | QVOQVE S. BVRCHARDI HERBIPOLENSIS ECCLESIA- 
RVM CANONICVS/IN CHRISTO SALVATORE PIE MORITVR. 
Das Hauptwappen im Tabernakel ift das der Familie von Bodelfchwingh. Dazu 
treten vier kleinere Wappen an den beiden Pilaftern des Tabernakels, nämlich noch 
einmal von Bodelfchwingh (links oben), von’Wachtendonk (rechts oben), von Stael 
(nicht Staet, wie die Infchrift angibt; links unten) und Schenk von Nydeggen (rechts 
unten). Alle fünf Wappen find Vollwappen. 
Der Stil diefes Denkmals ift durchaus der feine. Die Dekoration fowohl wie die 
Tugenden und die jubilierenden Engelchen ftimmen [o völlig mit den entfprechenden 
Teilen des Naffauer Altars daneben überein, daß daran füglich nicht gezweifelt werden 
kann. Schneider glaubte, die Juftitia fei „aus den Magazinbeftänden zur Ergänzung 
der fehlenden urfprünglichen Statue 1819 herangezogen“ worden. Nun ift richtig, 
daß fie ein klein wenig größer erfcheint als ihre Gefährtin. Aber das kann an einer 
Verfthiedenheit der Fußplatte liegen und damit an der Art der Aufftellung. Und 
wenn fie etwas bewegter und intereffanter erftheint als die andere, fo fchließt das 
doch die urfprüngliche Zufammengehörigkeit der beiden nicht aus. Kurz, ich habe mich 
nicht überzeugen können, daß Schneider recht hat. Anziehend und lehrreich ift der 
Vergleich der jubilierenden Engelchen des feinen Stils, wie wir fie hier haben, mit 
denen des Albrecht-Denkmals. 
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