Stil
Landgraf
Georg
Chriftian
von Heffen
298 Denkmäler: Landgraf Georg Chriftian von Heffen
bei der Wiederherftellung der Denkmäler ergänzt. Im Giebelfeld das Wappen D.H.
von der Leyens als Kurfürft von Mainz und Bifchof von Worms, beide geviert im
RückfChild, als Herzfchild der von der Leyenfche; auf dem Ganzen die vier zuge-
hörigen Helme. Seitlich vom Wappen fitt auf den Nifchenbogen je ein Putto mit
Stundenglas und Totenfchädel. Auf den Giebelecken fiöt wieder je ein weinender
Putto mit einer Fackel. Auf der Mitte des Bogens fteht ein Putto, der ein Stunden-
glas hält und den linken Fuß auf einen Totenfchädel fett.
Der Verftorbene felbft ift im vollen erzbifchöflichen Ornate dargeftellt. Wie im
ganzen Aufbau, fo bildet auch in diefer Art der Darftellung des Verftorbenen unfer
Grabdenkmal das lette in der Reihe der Nifchengrabdenkmäler mit ftehender Haupt-
figur. Die Betonung der hohen geiftlichen Würde durch Pallium, Stab, Pluviale u. a.
tritt von nun ab zurück, worauf unten bei der Befchreibung der hier in Frage kommen-
den Denkmäler zurückzukommen ift. In feiner Auffaffung fChließt fich unfer Meifter
bei der Darftellung des Erzbifchofs eng an die der früheren Denkmäler aus der
Renaiffancezeit an. In der Behandlung des Perfönlichen im Gefichtsausdruck erhebt
er fich nicht gerade zu einer hohen künftlerifchen Eigenart (die fpäteren Denkmäler
bieten hier vielfach Befferes); man beachte nur die ganz [ChematifChe Bildung der
Augenbogen- und Nafenlinie, wie denn überhaupt Arnold Harnifch und in ihm
auch den Meifter unferes Grabdenkmals zu erblicken, liegt kein Grund zum Zweifel
vor fich in den Werken, die mit Sicherheit auf ihn zurückgeführt werden können,
nicht gerade als Künftler von ftark ausgeprägter Eigenart und fthöpferifcher Phantafie
zeigt: fo ift z. B. bei unferem Denkmal in der Darftellung des Verftorbenen die An-
lehnung an die Figur vom Denkmal Albrechts von Brandenburg (Tafel 53a) nicht zu
verkennen.
Im Material befteht die Hauptmaffe des Denkmals aus [chwarzem Marmor, der
wahrfCheinlich Naffauer Brüchen entftammt; die Säulen, der Fries und der Sockel der
Figur des Erzbifthofs find aus rotem Marmor wohl gleicher Herkunft. Für die Kapitäle,
Säulenbafen und die darunter liegenden Sockel mitfamt den grotesken Masken, die
Ahnenwappen, foweit fie nicht in Gips ergänzt, [owie für faft alles Figürliche ift weißer
Alabafter verwendet. Das große Wappen am Giebel und die beiden Putten auf dem
Nifchenbogen fCheinen aus einem gelblichen Material (warfCheinlich Marmor) verfertigt.
Über die Verteilung der verfChiedenen Marmorarten im Aufbau vgl. das unten beim
Denkmal des Landgrafen von Heffen (S. 299 f.) Bemerkte.
Nr. 47. Landgraf Georg Chri ftian von Heffen + 1677. SA. Tafel 58b.
Gudenus II S. 841. Wetter S. 128. Werner I S. 271. Schaab II S. 105. Schneider,
Gräberfunde S.26 ff. (hier auch ein ausführlicher Bericht über die Öffnung des Gra-
bes des Landgrafen und eine Befchreibung feines Sarges und der darin gefundenen
Beigaben mit Abbildungen auf Tafel X—-XID. Schrohe, Mainzer Ztfchr. II S. 91 ff.
und III S. 124 (hier finden fich ausführliche Nachrichten über die Entftehungsgefchichte
des Denkmals). Photographie Kroft.
Urfprünglich hatte das 5,10 m hohe Denkmal feinen Plag an der Südwand des Oft-
chores (f.oben S.4 den Grundriß bei Gudenus unter Z und bei Wetter a.O. unter Nr.56)
gegenüber dem Denkmal des Grafen Lamberg, „in loco elevato“, wie Bourdon be-
merkt. Bei der letten Wiederherftellung des Oftchors (1871 ff.) wurde es an feinen
jegigen Pla über dem füdlichen Eingange der Krypta verfett.
Die in [thönen Kapitalen eingehauene und im Raum gut verteilte Infchrift lautet:
Illustrissimus princeps ac dominus dominus Georgius Christianus landgravius Has-
siae princeps Hirschfeldiae Comes Catimelobocensis (!), in Diet Ziegenheim, Nidda,