310 Denkmäler: Domkapitular Karl Kafpar Wilhelm Baron von Gymnich
Auf dem ebenfalls wieder leicht gefchweiften, tief gekehlten Friefe ift rechts und
links über den Pilaftern je ein mit dem Lorbeer gekrönter Totenfthädel angebracht;
er dient zugleich als Halter für die auf ein Band aufgereihten und über die Pilafter-
fläche herabhängenden Wappenfchilde der Ahnen, heraldifch rechts: 1) von Keffelftatt,
2) von Metternich, 3) von El&t, 4) von Heddersdorf,!) 5) von Enfthringen, 6) von
Deisdernach, 7) von Burgthurn, 8) von Limbach; links; 1) von Orsbeck, 2) von der
Leyen, 3) von Bongard, 4) Waldbott von Baffenheim, 5) von Plettenberg, 6) von Pallant,
7) von Eynatten, 8) von Metternich.
Im Giebelfeld halten zwei Putten das medaillonartig in einem ovalen Rahmen
ftehende Bruftbild des Verftorbenen im Profil. Die obere Hälfte des Rahmens ziert
ein freiftehendes Rokoko-Ornament, das als oberen Abfchluß die Grafenkrone trägt.
Im Materiale befteht die Architektur aus [{hwarzem, weißgeadertem Marmor, der
Rahmen der Pieta aus rotem, alles übrige, auch die Pilafterfockel, aus weißem Marmor.
Stil Auffallend ift bei unferem Denkmal die Erfcheinung, daß wir hier im Aufbau noch
der rein architektonifchen Form begegnen, während bei den anderen Denkmälern
diefer Zeit fchon der zeltartige Aufbau bevorzugt wird. Daß unfer Denkmal an feinem -
alten Plate vielleicht auch auf einem zeltartigen Hintergrunde ruhte und diefer erft
bei der Verfetung an feine heutige Stelle befeitigt wurde, ift nicht fo ganz ausgef[thlojfen.
Auch das Denkmal des Domftholafters Wilderich Marfilius von Hoheneck (7 1735)
verlor bei feiner Überführung in den Kreuzgang feinen Hintergrund (f. unten bei den
Denkmälern des Kreuzganges Nr. 67). Die durch die Anbringung der feitlichen Figuren
hervorgerufene eigentümliche und plößliche Verbreiterung im unteren Teile des Denk-
mals verlangt eine gewiffe Vermittelung nach oben, die eben urfprünglich der jett ver-
mißte Hintergrund bewirkt haben könnte.
In manchen Einzelheiten zeigt unfer Denkmal Verwandtfchaft mit dem des Kur- u
fürften Philipp Karl von Elt (f. unten Nr. 54). Bei den weiblichen Geftalten findet fich
auch hier diefelbe Überfülle in der Verwendung des Gewandftoffes; auch die Falten
zeigen diefelbe hartkantige Behandlung, die an die Holztechnik erinnert. Die nach
unten fpit auslaufende Schildform des Familienwappens, insbefondere auch die Um-
rahmung der Ahnenwappen gleichen fich bei beiden Denkmälern auffallend, ebenfo
finden wir hier wie dort deren Aufreihung auf ein herabhängendes Band. Auch der
Schmuck des Rahmens um das Porträt des Verftorbenen — am Denkmal von Keffel-
ftatt begegnen uns für Mainz die erften Rokokoformen weift die gleichen Motive
in Form und Art der Verwendung auf. Ebenfo ließen fich auch die Bruftbilder felbft
miteinander vergleichen, befonders in der nach oben fich zufpigenden Kopfform und
in der Haarbehandlung.
Für das Denkmal des Kurfürften von El& iftder Mainzer Bildhauer Burkhard Zamels
als Meifter nachgewiefen, er mag, wenn auch vielleicht nur für den figürlichen Teil, am
Denkmal von Keffelftatt ebenfalls tätig gewefen fein (f.auch u.S.313). Über Burkhard
Zamels fei auf die Zufammenftellung bei Schrohe, Auffäge und Nachweife, verwief[en.
Domkapitular Nr. 53. Domkapitular Karl Kafpar Wilhelm Baron von Gymnicdh
von Gymnich + 1739, K XIV. Tafel 61 b.
Brühl, Mainz S. 236, Werner I S. 292 f. (hier auch die Infchrift), Schaab II S. 99. >
Photographie Neeb.
Des Verftorbenen Neffe, Karl Otto Ludwig Teodat von Gymnich, ließ das Denkmal
errichten. Urfprünglich hatte es feinen Pla im nördlichen Querfchiffarme, links vom
I) Wir geben hier die Namen in der Schreibweife, wie fie heute üblich ift: am Denk-
mal fteht: Heydersdorff für Heddersdorf, Boffart für Bongard (fo las fie auch Schunk).