Schönborn-
Denkmäler
314 Denkmäler: Kurfürften Johann Philipp und Lothar Franz von Schönborn
unferem Denkmal. Kunftgefchichtlich iftes nicht von befonderem Werte. Die inKapitalen
eingehauene und dem Sinne nach auf die einzelnen Zeilen verteilte Infchrift lautet:
Sta viator, sub uno lapide duos, in duobus tria adverte. In choro ferreo post ferreos
pro aris et focis labores quiescunt duo fratres germani Christophorus Rudolphus
S. R. I. comes a Stadion, trium ecclesiarum: huius metropolitanae, equestris ad
S. Albanum et imperialis ad S. Bartholomaeum Francofurti praepositus. Natus anno
Christi MDCXXXVIII mense Decembri, die XXX, denatus anno Christi MDCC mense
Januario die XVIII “* et Joannes Philippus S. R. I. comes a Stadion, trium uxorum
maritus: N.N. baronessae Faust de Stromberg, N. N.comitissae de Schönborn et N.N.
baronessae de Wambold. Pater liberorum viginti quatuor:: filiorum XII et XII filiarum.
Consiliarius intimus trium imperatorum Romanorum: Leopoldi I, Josephi let Caroli VI
et trium electorum Moguntinorum : Lothariüi Francisci, Francisci Ludovici et Philippi
Caroli supremus aulae electoralis Moguntinae praefectus. Natus anno Christi MDCLII,
mense Octobri, die VI, denatus anno eiusdem MDCCXXXXI. In vivis posuit et fratri
et sibi piae memoriae monumentum. Tu, viator, a sanctissima Trinitate voto uno duo-
bus tria precare: lucem perpetuam, pacem sanctam, requiem aeternam. Amen.
Das Denkmal ift 3,10 m hoch. Der nach den Seiten geraffte Hintergrund ift oben in
eine mächtige Schleife gebunden, die hier die Stelle der Zeltkuppel vertritt. Wie bei
den anderen in diefen Kreis gehörenden Denkmälern find auch hier die Franfen des
Tuches vergoldet. Urfprünglich ruhte das ganze Denkmal auf einem gefchweiften
Unterfage, der weggebrochen ift. Die Eifendübel, mit denen er an der Pfeilerwand
befeftigt war, find noch vorhanden. Der jetige, noch erhaltene, flache Sockel hat
farkophagartige Geftalt, auf ihm fteht die von langgezogenen Voluten rahmenartig
eingefaßte InfChrifttafel, die fich felbft nach außen flach wölbt. An ihrem unteren Rande
befindet fich der nun faft immer an den Denkmälern wiederkehrende geflügelte Toten-
fchädel. In der Inf&hrift felbft [pielt die Dreizahl eine befondere Rolle: Chriftoph Rudolf
war Propft von drei Stiftern, fein Bruder war dreimal verheiratet und Geheimrat von
drei Kurfürften ufw. (Schaab a. O.). Seitlich find auf dem Saume der in fchweren
Falten herabhängenden Draperie AhnenfChilde angebracht, heraldifch rechts: 1) von
Stadion, 2) von Sickingen, 3) Schneblin von Landeck, 4) von Reifchach; links: 1) von
Oftein, 2) Fauft von Stromberg, 3) von Schönau, 4) von Landenberg; fie ftellen eine
unregelmäßig, nach der Frauenfeite ausgeftaltete Ahnenreihe dar.
Auf dem giebelartigen Gefimfe der Infthrifttafel halten zwei Putten das Stadionfthe
Wappen in der fünffelderigen Form. Alle Wappen und die Putten find aus weißem,
alles übrige befteht aus [fhwarzem, weißgeadertem Marmor.
Chriftoph Rudolf von Stadion war im Oftchor begraben. Das Grab ift aufdem Grund-
riß bei Gudenus in der zweiten Reihe das erfte von Norden (f. Schneider a. O.). Die
Infchrift der Grabplatte bei Gudenus a.O. Von Wichtigkeit ift in diefer Infchrift die An-
[pielung auf die Bauluft des verftorbenen Propftes, worüber Näheres bei Schneider a.O.
Nr. 56 und 57. Die beiden Denkmäler der Kurfürften Johann Philipp und
Lothar Franz von Schönborn errichtet 1745. WCH.
Schunk, II S. 57 ff. Werner I S. 306 ff., Keller, Balthafar Neumann S. 130 und be-
fonders S.185 f. Lohmeyer, Briefe Balthafar Neumanns S.59 ff.
Ehe wir zur Betrachtung der beiden Denkmäler im einzelnen fChreiten, follen hier
einige Bemerkungen vorausgefchickt werden. Zunächft ift zu beachten, daß heute
nurderobere Teilder Denkmäler fichtbar ift. Wenigftens für das Denk-
mal Lothar Franz von Schönborns konnte feftgeftellt werden, daß es mit feinem Unter-
bau bis auf den Boden des Chores reicht. Diefer Unterbau wird durch die davorge-
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