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Denkmäler: Kurfürft Johann Friedrich Karl von Oftein 319
Hier fehen wir als Bekrönung des Denkmals in einer gut aufgebauten Gruppe den
Verftorbenen in halbliegender Stellung auf dem Sarkophage ruhen; er trägt die mit
Hermelin befette Mozzetta, darunter den Chorrock. Mit dem rechten Arme ftügt
er fich auf ein Kiffen, die linke Hand legt er auf die Bruft und fChaut zu der zu feinen
Füßen ftehenden Hoffnung empor, die einen Lorbeerkranz über fein Haupt hält. Von
links her fthleicht fich hinter den Daliegenden die geflügelte Zeit und hält die Sand-
uhr über fein Haupt (der rechte Flügel der Zeit ift in Stuck erneuert, Bruchftücke
des alten befinden fich im Dommufeum). An der Sarkophagwand auch hier wieder
das Wappen Schönborns als Kurfürft (mit Mainz-Bamberg). Von den am Sockel
des Sarkophags ruhenden Löwen hält der linke zwei Mitren (Mainz und Bamberg),
der rechte den Kurhut. Die auf den Ecken figenden weiblichen Figuren find nach
Schunk (links) Glaube und (rechts) Liebe. Die linke hat den Schleier über das Haupt
gezogen, das Abzeichen, das fie in der linken Hand hielt, ift verloren. Mit dem rechten
Arme ftüßt fie fich auf einen Schild von ähnlicher Form wie der am vorher befchrie-
benen Denkmal. Auf ihm ift dargeftellt ein Bifchof in vollem Ornate, der einen
anderen Bifchof weiht, hinter ihm hält ein Diakon das Meßgewand; der zu Weihende
hält in der Hand eine Kerze. Auch mit diefem Vorgang fcheint eine Stelle der Grab-
[hrift in Verbindung zu ftehen, dort heift es: in celsissima — ex fratre nepotum
triade ter fortunatus, quorum duos S.R.I. principes consecravit episcopos. Die linke
Sockelfigur hat auf dem Haupte eine vergoldete Flamme (Liebe), mit der Linken hält
fie den Schild, auf dem ein Erzbifchof einen Kaifer krönt. Auch hier gibt wieder die
Infchrift die Erklärung des Vorgangs: Carolo (Karl VI) insignia imperii celsissimis
manibus detulit. In der Kartufche am Sockel fieht man in vergoldetem Relief dargeftellt
den Kaifer und die fieben Kurfürften (rechts drei, links fünf). Rechts und links von der
Kartufche fit wie beim Denkmal Johann Philipps je ein Adler. Am Hauptfockel hängt
wie dort ein Löwenfell, das die mit gleicher Ausführlichkeit abgefaßte Infchrift trägt.
Als unteren Abfthluß des Sockels fehen wir hier einen vergoldeten Totenfchädel
mit Schleier und Fledermausflügeln.
Nr. 58. Kurfürft Johann Friedrich Karlvon Oftein + 1763. SQF. Tafel 62c.
Schunk II S.65 ff., Werner I S.256, Schaab II S.129 f., Lohmeyer, Briefe Balthafar
Neumanns S.59. Photographie Völker.
Beigefett ward die Leiche „in dem hohen Chor bei dem am Pfeiler ftehenden Mutter-
gottesbild, dem Heiligtum gegenüber“ (Schunk a. O., hier auch die auf dem Zinn-
farge ftehende Infchrift).
Zu Werners Zeiten war das 6,60 m hohe Denkmal in verfChiedenen Teilen befchädigt,
doch könne es, wie Werner a.O. bemerkt, ohne bedeutende Koften repariert werden.
Die Infchrift ift in ähnlicher Weife und mit ähnlicher Verteilung wie die am Denk-
male des Kurfürften Philipp Karl von Elt angebracht. Sie erwähnt u. a. auch des Ver-
ftorbenen Treue gegen Kaifer und Reich (während des fiebenjährigen Krieges), ferner
daß er Kaifer Franz I gekrönt habe und er „reddita Europae pace“, womit nur der
Hubertusburger Friede gemeint fein kann, verftorben fei; fie lautet:
D.O.M. Joanni Friderico Carolo, archiepiscopo, principi electori Moguntino electo
X. Kal. Maii anno MDCCXLIII, episcopo Wormatiensi XV. Kal: Febr: A. MDCCL VI,
qui paterno comitum ab Ostein, materno comitum a Schönborn sanguine ortus pridie
Non: Julii MDCLXXXIX religione, consilio, constantia, in Caesarem et imperium
fide, clementia in omnes ecclesiam ornavit, rempublicam servavit, imperii coronam
Francisco I imposuit, reddita Europae pace pius, constans prid: Non. Junii anno
MDCCLXII in pace requievit.
Kurf.Joh.Fdr.
Karl v. Oftein