Stil
Graf von
Keffelftatt
326 Johann Philipp Hyacinth Maria Franz Wilibald Graf von Kefjfelftatt
In den Grundgedanken feines Aufbaues hielt fich das Denkmal an die im Dom
herrfchende Überlieferung, nur ift diefe hier in den Gefihmack des Louis XVI über-
fest. Alle Formen find vereinfacht, das Ganze zugleich in fich gefChloffener, von einer
vornehmen Kühle. Der farkophagartige Unterbau ift noch beibehalten. Die Stelle der
unruhigen Draperie vertritt hier als Hintergrund ein pylonenartiger, flacher Aufbau
mit einfachem geradem Sockel. Davor fett fich eine rechteckige, glatte Platte ohne
jede Randprofilierung, etwa dem Obelisken der vorhergehenden Stufe entfprechend;
beide überdacht von ebenfo einfach gehaltenem Giebel, und darauf auf [Chlichtem Sockel
eine mit Gewinden umhangene Vafe, aus der ein Flammenbündel fteigt.
In derfelben vornehmen Ruhe ift auch der fonftige Schmuck des ganzen Denkmals
gehalten: die Konfolen am Sockel find in ftreng dorifchem Sinne als Triglyphen aus-
gebildet; ihre Köpfe zierten Rofetten, die jett verfchwunden find. Am unteren Rande
des Sockels ift ein Chronoskopf von fehr guter Arbeit angebracht (die Nafe ift ergänzt).
Darüber wieder auf föhmucklofer Platte die in Kurfiv forgfältig eingehauene Infthrift.
Auf dem Sockelgefimfe läuft ein vergoldetes Wellenbandmufter mit Blüten.
Die Mitte des Hauptteils nimmt eine rechteckige Platte aus rötlichem Marmor ein,
vor ihrer unteren Hälfte fteht das fiebenfeldrige Wappen des Verftorbenen; von den
vier Helmen trägt der zweite die Inful, die drei andern die Familienkleinode. Die
Helme, an denen — ein Zeichen für den Niedergang der Wappenkunft — die Helm-
decken durchgängig fehlen, ftehen auf einem oben auf dem Schild aufliegenden, feit-
lich herabhängenden ftraffen Laubgewinde, wie es fich ähnlich auch um die Platte
felbft legt. Rechts und links von diefer, wieder von auffteigendem vergoldetem
Laubgewinde umfchlungen, die Ahnenfchilde; heraldifch rechts: 1) von Francken-
ftein, 2) von Breidbach, 3) von Eppe, 4) von der Leyen; links: 1) von Bettendorf,
2) von Dalberg, 3) von Cronberg, 4) von Dalberg.
Vom Fuße der bekrönenden Vafe fthlingt fich über das Giebelfeld ein aus einem
breiten Bande gedrehtes, vergoldetes Gehänge, ein letter Reft der Draperie der
Rokokozeit. In der Mitte des Giebels ein mit Lorbeer bekränzter TotenfChädel. Im
Materiale wiegt der [{hwarze, weißgeaderte Marmor vor. Aus weißem Marmor find
nur die aufgefetten figürlichen Teile, die Wappen, Gewinde, die Vafe [owie die In-
[chriftplatte. Über den Meifter des Denkmals ift bis jest nichts bekannt.
Nr. 63. Johann Philipp Hyacinth Maria Franz Wilibald Graf von
Keffelftatt, Kgl. Bayerifcher Geh.-Rat, Oberhofmeifter des legten Kurfürften von
Trier und legter Dechant des vormaligen Domerzftifts zu Trier ufw. 7 1828. SA.
Wetter S. 137 ff. Klein, Mainz und Umgebung. Mainz 1868. S. 25.
Urfprünglich war das Denkmal in der Thomaskapelle (XIV) an der Rückwand des
Fürftenberger Altares angebracht; dort verzeichnet es noch der Grundriß bei Wetter
unter Nr. 13. In den fechziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde es an feinen jegigen
Pla verfett (Klein a. O.). Nach Wetter wurde es im Jahre 1828 durch Jofef Scholl
in „gotifirendem Style“ ausgeführt; es ift 4,15 m hoch.
Der in feinkörnigem weißen Sandftein ausgeführte Aufbau zeigt die Formen eines
gotifchen Portals oder Fenfters, deffen Spitbogengiebel ein Blendmaßwerk ausfüllt.
Im Felde der Nifche felbft ift eine Szene aus dem Leben der hl. Elifabeth dargeftellt.
Im Giebel nimmt das oberfte Maßwerkfeld das Reliefbruftbild des Verftorbenen ein;
es ift in Medaillonform aus weißem Marmor angefertigt ([. darüber und über den
Verftorbenen felbft Wetter S. 138 Anm.). Zu feiten des Giebels feten fich auf die
Nifchenpfeiler Fialen. Den Giebel felbft krönt eine Kreuzblume; darüber das Wappen
des Verftorbenen. Die Ahnen find feitlich zu je acht auf den Nifchenpfeilern angebracht.