332 Sonftige Kunftwerke: Refte des Barbara-Altars, Altar aus der Karmelitenkirche
Nach Friedrich Schneider wäre der Stein ein Jurakalk aus der Gegend von Soln-
hofen oder Eichftätt. Er mift 1,02>1,01 m und ift aus zwei Stücken zufammenge-
fest: eine Fuge geht annähernd in halber Höhe wagerecht durch. In der Nähe diefer
Fuge und am Unterrahmen finden fich einige ftärkere Verlegungen, fo fehlen die
unteren Spiten der drei Helme. Die Arbeit ift ganz vortrefflich: der Entwurf frifch,
das Relief fehr hoch, überall finden fich kühne Unterfchneidungen und Aushöhlungen.
Der Akanthus der Helmdecken ift im Sinn des Kleinmeifterblattwerks breit und faftig
ftilifiert. Die Jahreszahl M - D- XXXVII -, die fich auf dem Band unten hinter dem
Wappen findet, gibt gewiß auch das Jahr der Vollendung unferes Stücks.
Zugleich bezieht fie fich freilich auch auf ein größeres Ganzes. Der [&hräg nach
außen unten fallende Unterrahmen unferes Reliefs dient der Wafferableitung und be-
weift fomit, daß es einft an der Außenfeite eines Haufes eingemauert war. Es jtammt,
wie Schneider (a. a. O.) erzählt, von der brandenburgifthen Domftifts-Kurie, dem
Haus zum Stecken, das in der hinteren Präfenzgaffe lag und 1898 zum größeren
Teile abgeriffen wurde. Der Teil, der „im Erdgefchoß über einem [pigbogigen Eingang
mit zwei Fenftern“ die Wappentafel trug, war von dem Neffen des Kardinal Albrecht,
dem Domkuftos Johann Albrecht von Brandenburg, vermutlich gleich nach 1536 neu
gebaut worden. Das Wappen bezieht fich alfo auf ihn, und die Jahreszahl 1537, die
darauf verzeichnet ift, gibt vermutlich das Jahr der Vollendung des Neubaus an.
Refte des Widmungsinfcrift vom Barbara-Altar. K II. Grundriß S.230:m. If
sr oben S. 188 fchon befprochen und abgebildet.
En Kruzifixus von Rauchmüller. NQF. Grundriß S. 230:n. Tafel 38. Ift oben
S. 189 ff. behandelt.
Altar ausder Altar aus der Karmelitenkirche. K XII. Grundriß S. 230: 0. Tafel 65a.
Karmeliten- Wetter S. 153. Schaab II S. 63. Friedr. Schneider, Mittelalterl. Ordensbauten in
zw Mainz. Mainz 1879. S. 21. Schrohe, Beiträge zur Gefthichte älterer Mainzer Bild-
werke. Mainzer Journal vom 9. Januar 1901, 2. Blatt. Photographie Kroft.
Der Schrein, den wir hier vor uns haben, ftammt vom einftigen Hochaltar der Kar-
melitenkirche. Schrohe (a. a. O.) hat auch über die Perfon des Stifters volle Klarheit
gefchaffen. Eine Infchrift (an der Fußleifte des Thrones im eigentlichen Schrein) nennt
ihn; fie lautet (in Kapitalen): ORATE - PRO » FRA TRE - DIETHERO : MOGVNTINO - SA-
CRE - PAGINE - PROFESSORE - PRIORE - ET- FILIO- HVIVS: CONVENTVS- ANNO-1517°
Diefer Bruder Diether, Profeffor der heiligen Schrift und Prior des Karmelitenkon-
vents, wirkte feit 1506 an der Univerfität. 1515 war er Dekan der Theologifchen
Fakultät; 1519 ftarb er und wurde vor dem Hochaltar der Karmelitenkirche beftattet,
den er im Jahre 1517 mit dem Schrein ausgeftattet hatte, der uns hier befthäftigt.
Der Schrein ift bei gefchloffenen Flügeln 2,94 m breit und (ohne die neue Konfole)
1,61 m hoch; die Flügel find 1,41 m breit. Im Innern ift eine Krönung der Maria in
ganz flach gefchnitzten Figuren. Die Schnigerei ift auf den vergoldeten Hintergrund,
den rote Wolkenlinien durchziehen, aufgefett. Links von der Mittelgruppe erblickt
man den heiligen Hieronymus (auf den Tafeln, die er in der Hand hält, [teht: SANTA
CHRI[STIAN]A RELIG[IO]);; rechts den heiligen Cyrill, gleich der Mittelgruppe in
flachem Relief. In den Ecken wachfen aus hohen gotifchen Sockeln je zwei Dornäfte
auf, die fich umeinander fchlingen. Von ihnen geht, die Zwickel und einen [&hmalen
Streifen oben quer herüber füllend, frei gearbeitetes Aft- und Rankenwerk aus, nach
unten in der Form eines Korbbogens begrenzt, locker vor dem Goldgrund fitend;
die Äfte find grün, das Laub golden. Auf den Innenfeiten der Flügel befinden fich
in entfprechender Umrahmung je fechs Apoftel, ebenfo flach gefhnitt, auf gleichem