Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

   
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Sonftige Kunftwerke: Jüngftes Gericht 333 
Goldgrund. Die Faffung aller diefer Teile ift alt und im ganzen gut erhalten; un- 
wefentliche Fehlftellen find ausgeflickt. Der Schrein wurde 1832 hergeftellt. 
Der Stil kennzeichnet das Streben nach breiter, großformiger Charakteriftik in den 
Köpfen und im Körperbau; im Gewand find die langen, fchmalen parallelen Falten- 
züge und das Gekräufel an ihren Enden und Treffpunkten bezeichnend fowie das 
Heraustreten einzelner voller Körperformen (Schenkel, Kniee, Schulter) aus den Ge- 
wandflächen. Diefe Art berührt fich mannigfach mit den Gepflogenheiten der Back- 
offenwerkftatt. Doch ift die Berührung nicht fo ftark, daß man das recht unperfönliche 
und durchf£hnittliche Werk einem wirklichen Backoffenfchüler zufchreiben könnte. 
Die Außenfeiten der Flügel find bemalt. Zunächft ift jeder Flügel durch eine 
Holzleifte wagrecht in zwei Querrechteckfelder zerlegt. Diefe Felder find dann 
noch einmal fenkrecht geteilt durch aufgemalte Pilafter, die zufammen mit gleichen 
Pilaftern an den Außenkanten der Felder Korbbogen tragen. Somit ergeben fich alfo 
im ganzen 2x4 folcher von Pilaftern und Korbbogen umrahmter Felder, deren jedes 
ein Bild enthält. Die Reihenfolge der Szenen geht wagrecht durch: 
  
  
Chriftus in Chriftus vor Dornen- ö 
2 Geißelung 
Gethfemane Pilatus krönung 
Kreuz- ; Auf- 
{ Kreuzigung Grablegung 
[chleppung | erftehung 
  
  
  
Der Holzrahmen ift karminrot mit fChwarzer Zeichnung, die Kehlen find dunkel- 
blaugrün. Der Hintergrund der Bilder ift karminrot mit föhwarzen Rofetten. Die 
rahmenden Pilafter haben Bafen aus Laubwerk (wie die Leuchter in Dürers Apoka- 
Iypfe) und Pfeudorenaiffancefüllungen, alles golden mit föhwarzer Zeichnung. Auch 
das kraufe gotifche Laubwerk der Bogen ift föhwarz auf goldenem Grund angegeben. 
Die Bilder find nicht gut erhalten. Der Farbkörper ift ftark eingetrocknet; einzelne 
Stellen gehen auf; über dem Ganzen fitt eine arge Schmutkrufte. Übrigens find auch 
diefe Außenfeiten einmal „hergeftellt“ worden: größere Fehlftellen find in irgend- 
einem Ton gefüllt. Die Arbeit ift durchaus handwerksmäßig, wenn fie auch die große 
Kunft vom Anfang des 16. Jahrhunderts überall durchblicken läßt. 
Jüngftes Gericht. K VII. Grundriß S. 230: p. 
Das Bild mißt 1,55><2,48 m und ift auf Holz gemalt. Die aus mehreren Brettern 
zufammengefette Tafel ift wiederholt geriffen. Die Entftehungsgefthichte kündet die 
Inföhrift, die auf der unteren Rahmenleifte fteht und folgendermaßen lautet: 
NOVISSIMI IVDICH IMAGINEM AVTHORE REVERENDO ET NOBILI DOMINO 
IOANNE WEISEN QVONDAM | HVIVS ECCLESIAE MOGVNTINAE DECANO IN ANNO 
MCCCCXXVIII DEFVNCTO PICTAM ET INSVPER | SINGVLARI PIETATIS AMORE PER 
DOMINVM ALBERTVM A FISCHBORN EIVSDEM ECCLESIAE CA- [ NONICVM SACER- 
DOTALEM IN ANNO MDLXIX RENOVATAM IAM VERO HOC ALTARIS MONVMEN- 
TO EXTRVCTO OBSCVRATAM HORTANTIBVS SIC EORVM POSTERIS AMICIS TA- 
BVLAE PRAESENTIS IMPENSIS [QVOQVE REVERENDI ET NOBILIS DOMINI PHI- 
LIPPI A TROHES OLIM CANTORIS IBIDEM PIAE MEMORIAE ERGO FACTAE REFE- 
RVNT QVORVM OMNIVM ANIMAE AETERNIS CONSOLENTVR GAVDIS ANNO MDC. 
Das heißt: „Diefe Tafeln geben das Gemälde des Jüngften Gerichts wieder, das 
einft auf Veranlaffung des Domdekans Johannes Weifen, der 1428 ftarb, entftanden 
und fpäter aus Pietät durch den Kanonikus Albert von Fifchborn, im Jahre 1569, er- 
neuert worden war. Als der monumentale Altar hier errichtet wurde, da verdunkelte 
   
    
   
  
   
  
   
   
  
  
  
  
    
  
  
   
  
   
   
  
    
    
  
   
      
   
   
   
  
   
   
   
   
  
   
    
   
    
   
  
   
    
   
  
   
   
  
    
  
  
Stil 
Jüngftes 
Gericht 
  
 
	        
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