340 Sakriftei: Gefchichtliches
Die Nordwand des Paradiefes begrenzte zugleich den Sakrifteibau gegen Süden, und
der Anfchluß an die Chorwand des Domes ift durch ein kleines Mauerftück gewonnen,
das die Weftflucht des füdlich gerichteten Strebepfeilers an dem Pfeilermaffiv zwi-
[chen der mittleren und der füdlichen Chorkoncha nach Süden fortfest.
GESCHICHTLICHES
Die drei Bauabf£hnitte find zu verfchiedenen Zeiten entftanden. Der erfte, das hat
fchon Schneider vollkommen richtig erkannt,!) wurde im Zufammenhang mit der end-
giltigen Umgeftaltung des Weftchors (f. oben S. 134 ff.) errichtet, alfo ungefähr um 1235.
ı Formen und Konftruktion machen
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zweifellos, daß diefe erfte größere
| Sakriftei des Domes zu den Werken
gehört, mit denen die Gotik fich am
Dom einführte.?) Ob einer der bei-
den Meifter, die wir oben (S. 134 ff.
und 161) zu kennzeichnen verfuch-
ten, oder ob neben ihnen ein dritter
Gotiker den Bau errichtete, läßt fich
angefichts der Spärlichkeit des Ver-
gleichsftoffes nicht mit EntfChieden-
heit fagen. Die Profile erlauben ein
beftimmtes Urteil nicht. Dagegen ift
ficher, daß die Sakriftei zur felben
Zeit entftand wie die beiden Lettner,
die Portale in den Querhausflügeln
und der Abfchluß der Einwölbung
des Langhaufes, d. h. noch vor 1239.
BRIEF Z
at
KIIIERI
Denn mit den genannten Bauteilen
fteht die Sakriftei nicht nur ftiliftifch
SI 1501 EZZZA A540, | nach 4767. Es bs } “ ,
SS 501, EA ie, rise auf einer Stufe; fie hängt auch, wie
cc. 1195-1230, ZZ2 1235 - 1239,
Abb. 90. Grundriß der Sakriftei [chon Schneider (Sp. 111) deutlich
gemacht hat, innerlich mit ihnen zu-
fammen: die Lettneranlage des Weftchors, jene Zugänge zum Chor aus dem (Juer-
haus und die Sakriftei bedingen fich gegenfeitig. Als man die Sakriftei baute, ent-
[&hloß man fich gleichzeitig den Fußboden im ganzen Chor tiefer zu legen, und dem-
entfprechend legte man auch die Schwellen der genannten Ausgänge aus dem Chor
zum Querhaus. So gehören diefe Bauteile unlösbar zujammen, und das Vollendungs-
jahr des Ganzen ift ficherlich (f. oben S. 136) das Weihejahr 1239.
Der zweite Bauabfchnitt fällt zweifellos in die Zeit des Kurfürften Berthold von
Henneberg. Darauf führt zunächft der Stil des Einbaus, der fich in der Nordoftecke
diefes Raumes findet (f. unten S. 347). Auf diefen Einbau, ohne Zweifel ein feftes Be-
hältnis für die Hauptkoftbarkeiten des Domfthates, läßt fich aber auch eine Notiz
Bourdons beziehen. Bourdon führt (S. 266) in feiner Würdigung der Sakriftei und
ihrer Schäte folgendes Werk an: Porta aenea affabre fusa claudens sacrarium, in quo
major pars reliquiarum et pretiosorum asservatur. Inscriptio in parte inferiori: Ex
adito veteri sunt hic pia recepta marmoreo claudi numina digna loco Anno Dni 1501.
Presedenti Dno Bertholdo archiep. mog. (+ 1504). Da das Todesdatum 1504 ficher ein
!) Sp. 40 und 91f. 2) Vetterlein erörtert leider die Sakriftei nicht.