Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

   
352 Sakriftei, Domfchat: Schickfale 
vieles dem Dom verloren gegangen ift, im Verlauf des 13. und des 14. Jahrhunderts 
kam er wieder zu Befit. Auch befondere Koftbarkeiten ftellten fich wieder ein: 1311 
[chenkte König Johann von Böhmen dem Erzbifchof Peter Aichfpalt gelegentlich 
feiner Krönung einen koftbaren Seffel.!) 
Erzbiftchof Peter hatte dazu aber noch weitere Hauptftücke erworben: ein goldenes 
Kreuz, einen goldenen Becher, endlich eine befonders verehrte Reliquie: das Haupt 
der heiligen Margarete von Ungarn (auch diefe aus dem Befit; der böhmifchen Könige). 
Alle diefe Schäge vermachte der Erzbifchof in feinem Teftament?) dem Dom. Über 
ihr weiteres Schickfal ift nicht viel zu fagen. Der Seffel läßt fich noch einige Zeit 
verfolgen?) dann verliert fich feine Spur. Schließlich hat fich auch von diefen Stücken 
nur das Haupt der heiligen Margarete bis in unfere Tage erhalten: es gehört zu dem 
verfchwindend Wenigen, was aus der endlichen Auflöfung des ganzen Schages nach 
Afchaffenburg zurückgerettet wurde ([. darüber unten).*) 
Vom 23. Auguft 1319 datiert ein Schatverzeichnis, das Würdtwein?) mitteilt, es be- 
ginnt unter der Überfchrift: Clenodia que habuit ecclesia Magontin. An. 1319. folgen- 
dermaßen: Item Nota, quod Anno Domini MCCCXVIN] in vigilia Bartholomei depor- 
tatum fuit argentum quod fuit in Sacristia majoris ecclesiae ad curiam Erbacensem, 
et invente fuerunt CCCLXXVII) Marc argenti ufw. Weiter unten (S. 139) heißt es: 
Anno Domini MCCCXVII] feria sexta post Assumptionem beate Virginis deportata 
sunt Clenodia Domini de sacristia majoris ecclesie ad curiam Erbacensem. Primo: 
Cantari octo et unum parvum aquaticum u[w. 
Aus dem Jahre 1374 haben wir fodann ein ähnliches Verzeichnis wenigftens der 
hervorragendften Stücke, die damals in die Burg Ehrenfels geflüchtet wurden.®) Daß 
der Schatz die Gefahr in der Hauptfache glücklich überftand, beweift das Inventar, das 
der Ordinarius sive Registrum Praesentiarum secundum Chorum Ecclesiae Mogun- 
tinae?) auf S. 285— 298 enthält unter der Überfchrift: Sequitur de ornatibus et cleno- 
diis, que pro nunc habentur in ecclesia Magontina videlicet anno domini MC SCCXVIl. 
Die beiden nächften Kleinodienverzeichniffe°) ftammen aus der Zeit des Erzbifchofs 
Konrad III (von Daun): fie find vielleicht ebenfo wie jenes Verzeichnis von 1374 aus 
Anlaß einer Bergung des Schages entftanden. Auch während der Mainzer Stiftsfehde 
brachte man den Schatz in Sicherheit. Damals wurde er oder doch ein Teil an 
Meter Bankiers („Lombarder“) verpfändet. Man erhielt gegen 4000 Rheinifthe Gold- 
gulden dafür. Das gefchah am 8. Februar 1462: die Urkunde ift überliefert.”) 1476 
kam alles zurück: es fehlten „ettliche köftliche Steine und Stücke aus Stein“. 
1) Vogt, Regeften der Erzbifchöfe von Mainz 1289-1396. I, 1. 1913. S. 246 Nr. 1402. 
2) Vogt, Regeften I, 1. 1913. S. 401 Nr. 2086. Joannis I S. 638 mit einer Anmerkung zumText 
des Serarius. Der Nachlaß des Erzbifchofs muß [ehr beträchtlich gewefen fein. Es wurden be- 
fondere Verzeichniffe der Kleinodien, des Silbers und der Kleider aufgeftellt (vgl.Vogt.a.a.O. 
S. 409f. Nr. 2113 und 2115). 
83) Vogt a.a.O. S. 401 Nr. 2086 Anm. 4. Korrefpondenzbl. d. Gefamtver. XXL 1878. 8.1. 
‘) Falk, Das Haupt der heiligen Margarete von Ungarn im ehemaligen Domfchat zu Mainz. 
Katholik 86, 6 3. Folge 34. 1906. S. 57. 
5) St, A. Würdtwein, Diplomataria Moguntina. Magontiaci 1788. 
6) J. P. Schunk, Codex Diplomaticus. 1797. 5. 314. 
7) Original in der Seminarbibliothek zu Mainz, Abfchrift in der 
ll S. 138. 
Stadtbibliothek. Ich 
zitiere diefe. 
8) Abfchrift im Nachlaß Schneiders Fasz. VII, 5; Original im Stadtarchiv zu Köln. 
9, Sauer, Regeften zur Gefchichte der Mainzer Stiftsfehde und der Verpfändung des Main- 
zer Domfchates während derfelben (1461— 1476). Zeitfe ırift des Mainzer Altertumsvereins Ill. 
1893. S. 273. 
       
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
     
  
	        
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