Oftenforium
Platten mit
Kännchen
362 Sakriftei, Domfchatg: Oftenforium, Lavabo
ovaler Strahlenkranz mit aufgelegtem Rocaille und Blütenzweigen; darüber die Taube
und oben in der Spitze, fegnend aus Wolken fthauend, Gottvater (hl. Dreifaltigkeit,
[. oben). Auf der Innenfeite des Fußrandes fteht der Name der Stifterin: Anna Clara
Kolligs nat. Kranckin 1768.
Diefe Monftranz ift höchftwahrftheinlich eine Stiftung für eine Mainzer Kirche oder
ein Mainzer Klofter und die Stifterin felbft eine Mainzerin (vgl. auch bei Nr. 70 der
Denkmäler des Kreuzganges). Im Jahre 1776 fällt der St. Ignazkirche ein Vermächt-
nis der Frau Affeffor Colligs zum hohen Altare im Betrage von 3000 fl zu (f. Neeb,
Baugefchichte von St. Ignaz S. 51 und Kirchenprotokoll von St. Ignaz vom 12. Dez.
1776). Ob die Stifterin Anna Clara C. und die wahrfcheinlich im Jahre 1768 ver-
ftorbene Frau Affeffor C. (vgl. Protok. v. St. Ignaz vom 25. II. 1768) diefelbe Perfon
find, wäre aus den Akten des Pfarrarchivs von St. Ignaz (Colligsfches Vermächtnis)
noch feftzuftellen. Hier begnügen wir uns mit diefem kurzen Hinweis.
21. Oftenforium, urfprünglich wohl Reliquiar. Das Stück fei hier angereiht,
obwohl es ftreng genommen nicht zu den Monftranzen gehört.
Auf vier Tierfüßen ruht die Grundplatte, die von einem profilierten, mit Zinnen
bekrönten Band umfchloffen wird. Der Übergang zum Kreuz ift wie ein abgewalmtes
Dach aus vier leicht gefchwungenen Flächen gebildet. Es folgt ein kräftiger gotifch
profilierter Knauf, und auf diefem erhebt fich das flache Kreuz. Auf den genannten
aufwärts gefchwungenen Flächen des Fußes ftehen rechts und links Maria und Johannes
in maffiven Figürchen, vorn liegt ein Schriftblatt, auf dem man in gotiföhen Minuskeln
lieft: - agnus - de - qui - tollis - pec|- mundi - misere - nobis- Der Gekreuzigte hängt
mit gebogenen Armen. So kann in den Kreisabfchnitt, den die Arme bilden, ein großes
Rund eingreifen, eine in runden gezackten Rahmen gefafte Glasfcheibe, hinter der
eine Lunula für die Hoftie fichtbar wird. Die Lunula aber und die ganze Einrichtung
des Stücks als Oftenforium ift neu. Vermutlich faß einft an der Stelle der Glasftheibe
ein Bergkriftall, der ein Reliquienbehältnis deckte. Oberhalb des Runds ift ein zweiter
Schriftftreifen aufgelötet mit dem i-n »r-i. Und auf den vier Kreuzenden fiten Halb-
edelfteine in einfachfter Faffung.
Das Ganze ift 36,2 cm hoch, aus Kupfer, vergoldet. Die Infchriften waren emailliert(!);
es find aber nur noch geringe Refte von Email erhalten. Die Rückfeite ift ganz glatt.
Das hübfch erdachte, aber nicht fehr fein ausgeführte Werk dürfte um die Mitte des
15. Jahrhunderts entftanden fein.
Von fonftigen Kultgeräten verzeichnen wir noch einige wichtigere Stücke, die zum
Teile noch in Gebrauch find:
22. Platte mit einem Kännchen (Lavabo). Die ovale Platte hat einen
Längendurchmeffer von 58 cm, das Kännchen ift 23,5 cm hoch. Beide Stücke find
aus Silber und teilweife vergoldet. Die Platte hat ein ovales filbernes Mittelfeld mit
profiliertem glattem Rahmen, darin das Wappen des Abtes Franz II Blöchinger von
der Benediktinerabtei Seligenftadt + 1715: (blauer) Schrägbalken mit drei fechsftrah-
ligen (filbernen) Sternen belegt (in rotem Felde). Der gebauchte Teil der Platte ift
durch radial angeordnete, erhaben herausgetriebene Stege, die in Herzen münden,
gegliedert: fo begrenzt ihn gegen den horizontal ftehenden Rand ein Kranz von
Herzen. Die Herzen und die Felder zwifchen den Stegen find wechfelnd vergoldet.
Den Rand bildet ein Kranz von keilförmigen, außen gerundeten Buckeln, an die fich
endlich noch ein gewelltes Band anfett. Der Rand ift wiederum vergoldet. In ganz
entfprechender Mufterung und Einteilung ift auch das elegante Kännchen gebuckelt.
Platte und Kännchen tragen das BefChauzeichen Augsburg, die Marke ift nicht mehr