Weihwaffer-
keffel
Zeremonien-
ftäbe
Liturgifche
Gewänder
364 Sakriftei, Domfchag: Weihwafferkeffel, Zeremonienftäbe, Liturgifche Gewänder
Abtes Peter.!) Auch Bandelwerk tritt hier fhon, wenn auch nur leifer angedeutet, in der
Umrahmung der Kartufche auf, ebenfo an dem mit breitem, ftark gedrungenem An-
faßftücke verfehenen Fuße. Schon vollftändig knorpelwerkartig ausgebildet und mit
Bandelwerk durchfChlungen ift das Mufter an den Wulften des Deckels; auch hier in
durchbrochener Arbeit, aber etwas feiner als beim vorhergehenden Stücke ausge-
führt. Diefen Schmuckformen nach ift unfer Stück etwas jünger als das vorige und
etwa in die Zeit um 1720 zu fegen.
28. Weihwafferkeffel. Der Keffel ift aus Bronze gegoffen und war vergoldet.
Die Höhe beträgt 19,5 cm, der Durchmeffer oben 18—19 cm. Die Form ift achtfeitig,
jede Seite trapezförmig, unten fchmal, oben breit. Die Randftreifen oben und unten
find verftärkt und mit eingefchlagenem (gepunztem) Ornament, nämlich flach-linearen
Ranken, befett. Das Ornament wirkt nicht ganz überzeugend, fCheint aber alt zu fein.
Jedenfalls find die beiden Köpfe am Oberrand, durch die der eiferne Henkel greift,
alt. Sie beweifen, daß der Keffel tatfächlich aus romanifcher Zeit ftammt. Im Boden
ift in der Mitte ein achtfeitiges Flickftück eingefetst. Über die Herkunft des Gerätes
ift nichts bekannt. Möglicherweife ift es ein altes Befistum des Domes, das an Ort und
Stelle nur deshalb blieb, weil man es nicht für wertvoll genug hielt, es fort zu nehmen.
29. Zeremonienftab aus Holz mit Silber befchlagen, 1,10 m lang. Den Knopf
bildet ein fechsfeitiger, von Säulen getragener Baldachin unter dem ein Ritter mit
Lanze und Schild fteht (St. Georg oder St. Viktor). Am Knaufe findet fich das Mainzer
Rad als Befthauzeichen und in herzförmigem Schilde die Marke V P(?) (ineinander ge-
[chrieben), vgl. Rofenberg Nr. 2183. Nach Rofenberg ift das Mainzer Befthauzeichen
das des 16. Jahrhunderts, unfer Stück dürfte aber eher in das 17. Jahrhundert zu
fegen fein.
30. Zeremonienftab aus Meffing mit Knäufen, 1,25 cm lang. Der Knopf ift
als Baldachin geftaltet; diefer wird gebildet von vier je mit einem Cherub verzierten
gefchweiften Konfolen, die eine Krone tragen. Unter dem Baldachin [teht der Mär-
tyrer St. Stephan. Die einzelnen Knäufe des Stabes find verfilbert und mit Bandel-
werk verziert. Der Stab felbft trägt oben die Infchrift: Sceptrum insignis Ecclesiae
Colleg. S. Stephani sub Decano Joanne Sartorio Anno Dmi 1714.
31. An liturgifchen Gewändern (Mefßgewändern, Ornaten u. ä.) befigt der
Dom eine Reihe wertvoller Stücke, die zum Teil noch im Gebrauch find. Faft durch-
gehends find es ganz vorzügliche Nadelarbeiten in Seiden-, Gold- und Silberfaden
mit prächtiger Farbenwirkung des Ornaments, das vorwiegend aus Blüten- und Blatt-
werk gebildet wird. Die Mehrzahl der Stücke ftammt aus dem 18. Jahrhundert; nicht
ausgefchloffen ift, daß fich dabei auch noch Refte aus dem alten Beftande des Domes
befinden, wozu vielleicht eine Kafel mit dem Wappen derer von Bettendorf gehört.
Erwähnt fei hier vor allem der fog. „Seligenftädter Ornat“ des Seligen-
ftädter Abtes Peter IV Schultheiß (f. oben S. 363). Diefer weiße Ornat befteht aus
Chormantel, Kafel, zwei Dalmatiken und Zubehör (Stola, Manipeln, Kelchtuch). Für
den Grund ift weißer Silberfaden verwendet; die farbenprächtigen großblumigen
Mufter find in Seide geftickt, das rein Ornamentale in Gold- und Silberfaden. Auf
den Dalmatiken findet fich am unteren Rande links das oben bei Nr. 27 befthriebene
) Diefelben drei Wappenfchilde finden fich auch auf dem fog. Seligenftädter Ornate.
Über Peter IV Schultheiß und feine umfangreiche Tätigkeit für die Ausfchmückung der
Kirche und Abtei Seligenftadt f. Steiner, Gefch. u. Befchreibung der Stadt u. ehem. Abtei
Seligenftadt, Afchaffenburg 1820 S. 240 ff, und Kunftdenkmälerwerk, Kreis Offenbach S. 191 ff.,
194 1,206 8 u. 0.