Romanifches
Portal
376 Memorie: Baubefchreibung, Romanifches Portal
Der weftlichen Blende ift das fofort zu befthreibende Portal eingegliedert, auch die
Wandvorlage öftlich von dem Portal ift noch erhalten. Von ihrer Oftkante an ift aber
die nächfte (mittlere) Blende zugefetgt und weiterhin ift der urfprüngliche Zuftand kaum
mehr erkennbar. Erft in der Oftecke treten Sockel, Bafis und Kämpfer der legten
Wandvorlage wieder hervor, auch die Bogenlinien der zwei verföhwundenen Blenden
laffen fich noch erraten. Ob die Wand einen Sockel gehabt hat, bleibt unficher.
Das weftliche der drei Felder enthieltden Zugang zum Dom. Er ift im Seitenfihiff des
Doms zugefett, auf unferer Seite aber wenigftens als tiefe Nifche erhalten. Die Wand
ift beiderfeits auf recht komplizierte Weife eingeftuft ([. Tafel 13 und Tafel 71 b—c).
Es folgen fich von außen nach innen ein Rückfprung, mit Dreiviertelfäule ausgefett,
ein zweiter Rückfprung, der zu einer kräftig vorfpringenden Stufe überleitet; diefe
ift in breiter flacher Kehle abgefaft und mit Blattwerk befteckt, das aus einer
Maske auffteigt; weiter, dem zweiten Rückfprung ent[prechend ein Band und dann
ein dritter tieferer Rückfprung, wieder mit einer — kräftigeren Säule ausgefett;
der innere Flügel diefes Winkels ift zugleich der Türpfoften. Der Sockel des Ge-
wändes hat das oben befthriebene Profil; er ift aber auffallenderweife niedriger als
der Sockel der Eckdienfte: die Profile ftoßen an der Nordweftecke [ehr unorganifch
aneinander. Die Kapitelle bilden eine fortlaufende, der Gliederung des Gewändes
folgende Zone. Und ebenfo wiederholt der hohe Kämpfer fein Profil ift dasfelbe
wie das der Kämpfer der Eckvorlagen die Vor- und Rückfprünge des Gewändes.
Das Tympanon fitt ohne befonderen Sturz auf dem Kämpfer der Pfoften auf, und
die Gliederung der Bogengewände entfpricht der der Türleibung: auch hier außen
und innen ein Wulft (der innere ftärker) und zwifchen ihnen durch Stufen abgefondert
eine Schräge über dem abgefaften mittleren Pfoften —, die f&huppenartig mit drei
hintereinander gefteckten Blattreihen befett ift. Da die Dekoration in der ganzen
Halle fehr einheitlich ift, fo mag gleich hier ein abföhließendes Wort darüber gefagt
werden: die diamantierten, aus gemeinfamer Schale auffteigenden Stengel, mit um-
gebogenen drei- und mehrteiligen Blattenden, die Palmetten dazwifchen, die Masken
und grotesken Untiere,!) das alles entfpricht genau dem Stil, den wir an den
jüngeren Kapitellen der Seitenfchiffe (f. oben S. 118 ff.; Abb. auf S. 121) kennen ge-
lernt haben, und der uns fhon am ganzen Weftbau begegnete (vgl. z. B. S. 65 und
befonders S. 71 unten: das Leichhofportal). Auch die kleinen, weich fich von oben
über den unteren Wulft legenden Eckblätter kennen wir [&hon: fie kommen ebenf[o
am Weftbau und am Marktportal vor. Übrigens ift die Arbeit hier in der Memorie
durchweg derber und allgemeiner.
Endlich ift noch das Tympanon zu fthildern. In dem muldenförmig flach vertieften
Feld wird das Bruftbild eines Bifthofs, des heiligen Martinus fichtbar. Er ift durch
die Infehrift am Oberrand des Bogenfeldes gekennzeichnet: j- SCS. MARTINVS
(beachte das unziale T, fonft nur Kapitalbuchftaben. Tafel 71d). Der Heilige hält in der
Rechten das Modell einer Kirche (das aber mit unferem Dom keinerlei Ähnlichkeit
hat und wohl auch den damals niedergelegten Weftbau nur fehr im Allgemeinen
wiedergeben könnte), in der Linken ein aufgefihlagenes Buch, in dem wir lefen:
PAX HVICDOMET:Ö.H:T: EA., was ficherlich aufzulöfen ift in: pax huic domui
et omnibus habitantibus in ea. Am Unterrand des Tympanons endlich fteht die viel
befprochene Infchrift,?2) die wir gleichfalls im Fakfimile wiedergeben (Tafel 71d):
EMCHO : ZAN - FIERI : ME : FECIT. Die Infchrift ift nicht „retufchiert“, wie Kraus
!) Einige Kapitelle bei G. Moller, Denkmäler Deutfcher Baukunft I (Darmjtadt 1821) Tafel 9.
2) Kraus, Die chriftlichen Infchriften der Rheinlande II S. 105. Nr. 238.