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Memorie: Baubefchreibung, Gotifches Portal 371
andeutet, fondern ganz unverdächtig. Und man kann fich doch auch nicht recht vor-
jtellen, daß man ein grobes Verfehen des Steinmegen einfach follte ftehen gelaffen
haben. Die vorgebrachten verfchiedenen Lefemöglichkeiten um eine neue zu ver-
mehren, halte ich mich deshalb nicht für verpflichtet. Wie die Infchrift dafteht,
können die beiden erften Worte nur den Namen enthalten. Und zwar ift ficher zu
lefen Emcho. Man beachte wiederum die Mifchung von Unzial- und Kapitalformen.
Die Arbeit des Reliefs ift höchft derb. Im Geficht des Heiligen mifchen fich alter-
tümliche Züge (die Augen!) mit den Anfängen einer vollen lebendigeren Modellierung
(Wangen, Mund). Aber ein Blick auf das Gewand mit feinen dicken Wülften und den
eingegrabenen Faltenlinien zeigt, daß es fich hier nicht fo fehr um Archaismus, viel-
mehr einfach um handwerkliche Roheit handelt.
Gearbeitet find alle diefe Schmuckteile, hier wie überall in der Memorie, foweit
jie romanifch ift, aus rotem Sandftein. Die viel zu aufdringliche Bemalung ftammt
aus den Jahren der Herftellung 1837 und 1838.
Ihren Hauptföhmuck erhält die Wand durch das fchöne jüngere Portal zum Dom, die
jogen. Memorienpforte, deren Befthreibung wir bis hierher aufgefchoben haben.
Back, Mittelrheinifche Kunft S. 19ff. Isphording, Zur Kölner Plaftik des 15. Jahr-
hunderts. Bonner Differtation 1912. S. 65f. Anfichten, Domfeite: G. Moller,
Denkmäler der deutföhen Baukunft I (Darmftadt 1821) Tafel 54 (Stich). Eine ähnliche
Aufnahme (Lithographie) bewahrt das Heffifche Denkmalarchiv. Beide find recht un-
charakteriftifh. Von der Memorienfeite befitt das Heffifche Denkmalarchiv ebenfalls
eine Aufnahme, fehr fein mit der Feder gezeichnet, 24,2><41 cm groß; nach ihr ift
unfere Tafel 73 hergeftellt. Beide Seiten endlich find photographiert (Kroft), von
den Figuren gibt es auch Einzelaufnahmen (ebenda, darnach die Lichtdrucke bei Back).
Das Portal ift in die romanifcthe Umfaffungswand des füdlichen Seitenfchiffes fo
eingebrochen, daß es mit feiner ftattlichen Umrahmung den Zwifchenraum zwifchen
zwei Wandvorlagen ganz füllt. In der Memorie fitt es ungefähr in der Mitte der
beiden einftigen Blendbogen. Wir betrachten zunächft die Eingangsfeite im Dom
(Tafel 72). Die Umrahmung des großen Spitbogens gliedert fich folgendermaßen.
Es find drei Hauptteile zu unterfcheiden: Das eigentliche Gewände, eine breite Schräge,
die fich unmittelbar in einem Spitbogen[yftem fortfegt; zweitens die flankierenden
Pfeiler mit ihren Fialen außen, die rechtwinklig zur Domwand ftehen, ihre Stirn
alfo dem Seitenfchiff zukehren; drittens zwifchen diefen beiden auffteigend der Kiel-
bogen, der fich zunächft dem Spitbogen anfchließt, fich oben aber teilt und mit feinen
Außenprofilen über den Spitbogen erhebt. Das Hauptmotiv der Schräge ift eine
breite und tiefe Kehle. Sie wird von feinem Stabwerk gerahmt und begleitet, und
zwar find es zunächft zu feiten der Kehle vier Säulchen auf hohen polygonen Sockeln
mit Laubkapitellen, ein äußeres und ein inneres Paar, auf denen dann die Stäbe der
3ogenumrahmung fußen. Zwifchen diefes Syftem und die oben genannten Außen-
pfeiler find dann noch weitere Stäbe eingefthaltet, zum Teil als Säulchen ausgebildet,
zum Teil glatt durchlaufend. Diefes äußere Stabwerk gibt mit den zugehörigen Kehlen
dem Spitbogen namentlich oben nach außen die nötige Feftigkeit und Wucht. Der
großen Kehle treten unten vierfeitige gefchloffene, aber von Säulchen und Blendbogen
umrahmte Pfeiler vor; fie tragen Poftamente, auf denen Figuren ftehen. Aus den
Baldachinen zu ihren Häupten entwickeln fich die Poftamente für ein weiteres Figuren-
paar und fo fort: die Kehle trägt auf jeder Seite vier Figuren. Die Baldachine find
unmittelbar an die inneren Stäbe des Rahmens angefihloffen, die Kehle zwifchen dem
inneren und dem äußeren Stab des Rahmens ift mit zierlichem Laubwerk gefüllt. Der
Gotifches
Memorien-
portal