378 Memorie: Baubefchreibung, Gotifches Portal
Kielbogen ift mit fehr bewegten Krabben befetgt und endet in einer kräftigen Kreuz-
blume. Der Zwickel zwifchen Spitbogen und Kiel ift mit Maßwerk ausgeftattet und
trägt ein Wappen: das Bild ift aber nicht mehr zu erkennen. Die Außenpfeilerchen
find doppelt fo breit wie tief; die breite Vorderfeite ift mittels Blenden in zwei
fchmalhohe Felder zerlegt. Sie erheben fich in zwei Stockwerken; darüber fteigen
Fialen auf, ebenfalls zweigefchoffig, unten rechteckig, oben dreieckig. Der Unterteil
ift wiederum durch Stabwerk, das Giebel trägt, in zwei [Chlank auffteigende Felder
gegliedert. Jedes diefer Felder hat die Breite einer Schmalfeite des Fialenkörpers,
fodaß alfo diefer Körper aus zwei aneinanderftoßenden f&hmalhohen Türmchen von
quadratifchem Querfchnitt befteht. Jedes diefer Türmchen ift mit einem fteilen hohen
Helm bekrönt, und diefe Helme ragen in die Blendnifchen des dreiecken Oberbaus
hinein, der feinerfeits wiederum mit einem Helm ausgeftattet das Ganze [Chließt.
Die Memorienfeite des Portals ift etwas einfacher, aber nicht minder reizvoll aus-
geftattet. Aus einem rechteckigen Sockel erheben fich zwei Pfeiler, die je mit fünf
Seiten eines Achtecks der Wand vortreten. Die fehr fchmalen Seiten diefer Pfeiler
find wiederum von Rundftäben eingefaßt, die oben Giebel tragen. Den beiden Schräg-
feiten jedes Pfeilers ift je ein Säulchen vorgeftellt, das auf feinem Blattkapitell ein
Poftament für eine Figur trägt. Baldachine mit hohen Fialen füllen dann vollends
den Raum bis zur Abzweigung des Bogens, der die Pfeiler verbindet. Diefe enden
wenig oberhalb diefer Stelle in dem fChon genannten Giebelkranz. Hinter den Gie-
bein fteigen die dreifeitigen hohen Fialen auf, die die Pfeiler bekrönen. Der verbin-
dende Bogen löft fich aus diefen Pfeilern hinter den Figurenbaldachinen in der Weife,
daß das Innenprofil des achtfeitigen Pfeilerkerns mit zwei Seiten ohne weiteres in
den fehr reich profilierten Bogen übergeführt ift. Es ift zunächft ein Korbbogen,
dem fich außen ein Kielbogen anlegt, mit dicken, fehr lebendigen Krabben befegt
und in einer ftarken Kreuzblume endend. Den Zwickel zwifChen Korbbogen und
Kielbogen füllt ein Rund. Von dem Korbbogen löfen fich aber unten unmittelbar an
feinem Anfang nach innen zwei Halbkreisbogen ab, die einander zugeführt fich in einer
nach unten gerichteten Kreuzblume vereinigen. Die Bogen find mit Nafen befett,
zwifchen die Dreipäffe treten. Und diefe Dreipäffe laufen an den Nafenfpigen in
Lilien zufammen. Auch die Fläche zwifchen den Halbkreisbogen und dem Korbbogen
ift mit Maßwerk gefüllt — es find kleinere Runde mit Vierpäffen und größere mit
rotierenden Fifchblafen. Das alles ift frei und leicht auf das elegantefte gearbeitet.
Befonders bemerkenswert find die Stabranken, die hier den tektonifchen Formen des
Maßwerks aufgelegt fich verflechten und Seitenarme abfondern, die dann kurz abge-
f[Chnitten find und meift in knolligen Blättern enden. Es ift eine deutliche Neigung
feftzuftellen, das Außenprofil naturaliftifch zu bilden und von der ftarren Steinform
gotifchen Maßwerks abzulöfen, der Übergang zu dem bekannten fpätgotifchen Aft-
werk. Die ganze Architektur ift aus rotem Sandftein. Sie ift 1837/38 ausgebeffert,
in zahlreichen Einzelheiten (in Gips) ergänzt und neu bemalt worden.
Das Portal bietet auf beiden Seiten, wie wir gefehen haben, Raum für zahlreiche
Figuren. Es find auf der Domfeite acht, nämlich links von unten nach oben: Stepha-
nus, Elifabeth, Barbara, Agnes; rechts ebenfo: Martinus, Margarete, Katharina,
Dorothea. Auf der Memorienfeite vier, links: Katharina und Barbara; rechts: Alban
und Georg. Aufder Domfeite nimmt die Größe der Figuren nach oben ab: Stepha-
nus und Martinus meffen 80—81,5 cm, das nächfte Paar ungefähr 60 cm, die oberen
find noch kleiner. Die Figuren der Memorienfeite meffen durchf&hnittlich 80 cm. Sie
find fämtlich aus gelbgrauem Sandftein und neu bemalt. Die Heiligen der Dom-