384 Memorie: Baubefchreibung, Südwand
breiten Portals zum Kreuzgang und das des erften großen Fenfters zwifchen Kreuz-
gang und Nikolauskapelle. Diefen fo befchriebenen Raum füllt nun die Doppeltreppe,
und zwar fteigt der eine Lauf, der mit der Pforte von der Memorie her beginnt, mit
einer halben Kreisbewegung fo hoch, daß der genannten Pforte genau gegenüber von
der Nikolauskapelle aus eine zweite Tür zu einem zweiten Arm führen kann, der
nun dem erften folgt. Gleich rafch anfteigend erreicht er über der zuerft genannten
Pforte die Höhe des erften Treppenlaufs, fo daß er nun über diefem (und unter
deffen zweiter Runde) weiter gehen kann bis zum Ausgang oben. Wie die Eingänge
[o find natürlich auch die Ausgänge getrennt — davon weiter unten.
Der Zufammengehörigkeit halber fei gleich hier mit ein paar Worten die Erfthei-
nung des Treppenturms auch in der Nikolauskapelle befchrieben. Der Turm hat
einen Mauerfockel, einen flachen Wandvorfprung, der oben abgefchrägt ift. In der
Südwand, zunächft dem Fenfter, fit die fpigbogige Pforte. Deren Gewände ift von
einer gewiffen Höhe an vorn abgefthrägt und die Schräge ift gegliedert (es folgen fich
Stufe, Kehle, Karnies und Kehle); die Glieder laufen bis zur Bogenfpite durch. Der
Treppenanfang auf diefer Seite erhält durch ein fihmales hohes Rechteckfenfter in
der Südweftwand Licht. Über der Tür ift ein Gefims (gotifche Schräge, Nafe und
Kehle) auch um das einfache Fenfter der Südweftwand herumgeführt. Oberhalb
diefes Gefimfes öffnen fich weitere Fenfter und zwar in jeder Wand ein vierteiliges.
Das über der Tür ift einheitlich rechteckig und in der Mitte fenkrecht geteilt. Die
Querteilung geht aber nicht durch. Sie befteht aus einem breiten Band, und das ift
in den beiden Abfchnitten fo gegeneinander verfchoben, daß der untere Abfchnitt
rechts und der obere links kleiner find als die beiden anderen. Deutlich kommt da-
mit das Anfteigen der Treppe im Innern zum Ausdruck. Denfelben Erfolg erreicht
das andere Fenfter auf eine etwas andere Weife. Auch hier find die vier Rechtecke,
die das Fenfter bilden, zwar gleich breit, aber nicht gleich hoch; allein hier bleiben
die beiden Rechtecke rechts niedriger als die beiden anderen, fodaß ebenfo die Ober-
kanten der beiden fenkrechten Abfthnitte wie die Querteilungen eine Stufe bilden.
Die Fenftergewände zeigen eine rechteckige Stufe und eine flache Kehle, durch ein
[hräg laufendes Band voneinander getrennt (Abb. 99).
In der Südwand der Memorie macht fich die Treppe zunächft durch ihre Pforte be-
merklich (Abb. 99). Auch ihr Gewände ift oberhalb einer gewiffen Höhe abgefaft
und die Schräge gegliedert (zwei tiefe Kehlen, durch einen fühmalen Steg vonein-
ander getrennt; die zweite Kehle ift unmittelbar in einen Rundftab übergeführt, der
durch einen fü&hmalen Einfprung von einer legten fehr flachen Kehle abgefett ift).
Auch hier fett fich die Gliederung unmittelbar in den Bogen hinein fort. Diefer, ein
ftumpfer Spitbogen, ift aber bereichert: ein Stichbogen ift eingefpannt, und den Raum
zwifchen ihm und der Spite füllen zwei Fifchblafen, die mit den Köpfen zufammen-
ftoßen. Der Stichbogen bildet den Sturz der Tür: das Maßwerk über ihm fteht in einer
Blendnifche. Oberhalb diefer Tür und zwar feitlich ein wenig nach links verfchoben
tritt nun die Wandung der Treppe aus der Flucht der Memorienfüdwand hervor und
zwar mit zwei Seiten, die in einem ganz ftumpfen Winkel zufammenftoßen. Das ge-
[Chieht über einem Gefims von gotifchem Gepräge, das ebenfalls gebrochen und
deffen Unterfeite konfolartig ausgebildet ift: ein fliegendes Ungetüm mit Männer-
kopf, Vogelleib und -flügeln und Löwenfchwanz unterftütt fie und vermittelt mit der
Wand. Die Anordnung der Fenfter zeigt Abb. 99.
Es bleibt nur noch das große Portal zum Kreuzgang zu erörtern. Der Grundrif
(Tafel 5 und Abb. 98 und 101) fowie die Abbildung 99 zeigen, wie die Gewände,