Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

   
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Memorie: Denkmäler 387 
Die Tafel wird rechts und links von umgekehrt S-förmigen Doppelvoluten und oben 
von zwei profilierten Stäben gerahmt. Die Infchrift (in Kapitalen) lautet: 
CONRADO A LIEBENSTEIN ECCLESIAE MOGVNTINAE CANONICO : POST PRAEFEC- 
TVRAM PINGIENSEM MAGNA LAVDE ET BONO PVB | LICO GESTAM - OB PRVDEN- 
TIAM ET IVSTAM GRAVITATEM AD SCHOLASTICI DIGNITATEM ET IVDICI SECV- 
LARIS CAMERARIATVM | PROVECTO » SINGVLARI DOCTORVM BONOR VMQVE VIRO- 
RVM PATRONO MORTVO CVM OMNIVM LVCTV. HIC CVM DVOBVS | SVAE FAMI- 
LIAE ALBERTO ET RABANO A LIEBENSTEIN » QVI EVM MVLTIS ANNIS . SED EIS- 
DEM FERE HONORVM GRADIBVS PRECES: | SERANT - SIMVL SEPVLTO FRATRES 
SVPERSTITES HOC MONVMENTVM FIERI CVRAVERVNT - OBIIT III . CALENDAS 
DECEMBRIS ANO DOMINI MDXXXVI. 
Der breite Rahmen des Rundbogens ift mit Groteskornamenten gefüllt. Zwifchen 
ihnen ftehen, durch Infchriftbänder erläutert, fieben Wappen, nämlich — von links 
nach rechts —: I) ELLERBACH: Die Farben!) müffen Gold und Grün fein. 2) NEV- 
HAVSEN: Gold in Blau. 3) HOHENALFING: Blau in Gold. 4) LIEBENSTEIN: drei- 
mal von Silber und Schwarz geteilt. 5) LICHTENSTEIN: die Farben find richtig. 
6) HOFFWART: die Farben find richtig. 7) NOTHAFT: Silber in Rot. 
Das Bogenfeld nimmt eine Auferftehung des Herrn in vielen Figuren ein. Chriftus 
mit der Fahne in der Linken, die Rechte fegnend erhoben, ift fehwebend gedacht, 
Hinter den fthlafenden Wächtern, zu feiten des Grabes, werden zwei Engel fichtbar, 
auf das Wunder hinweifend. Der links wendet fich zurück zu den drei Frauen, die 
da ganz hinten herankommen. Links vorn fteht der heilige Andreas mit einem un- 
geheueren Kreuz und vor ihm kniet der Domherr Konrad. Gegenüber, ganz rechts, 
fteht ebenfo Johannes der Täufer und zu feinen Füßen knieen die beiden früher ver- 
ftorbenen Domherren aus dem Haufe Liebenftein, die die Infchrift nennt. Ganz hinten 
rechts wird endlich noch ein Mann in bürgerlicher Tracht fichtbar, der ein großes 
Blatt entrollt vor fich hält. Man lieft (in Kapitalien): DEVS VERO ET DOMINVM 
SVSCI/TAVIT ET NOS SVSCITABIT PER | VIRTVTEM SVAM I COR. VI. Ift das der 
Künftler? Der Stil zeigt die Vereinfachung, die fchon einzelne Ausläufer der Backoffen- 
werkftatt und z. B. die Oppenheimer Denkmäler erkennen laffen, weiter entwickelt. 
Erinnerungen an Backoffen und feine Schule find kaum mehr wahrzunehmen. Man 
kennt den Körper, vereinfacht und motiviert den Fall des Gewandes. Knittrige Mo- 
tive und „Augen“ find fehr felten: fie kommen eigentlich nur noch in den großen 
Mänteln vor. Daneben finden fich fein gefältelte Stoffe, wie fie auch fchon in der 
legten Phafe des Backoffenftils begegnen. Dagegen haben die Köpfe fchon das ani- 
malifch-derbe der kommenden Zeit, Wir befinden uns auf der Linie, die zu Dietrich 
Schro hinführt (f. oben S. 273). Übrigens ift die Arbeit reichlich unperfönlich. Nur 
die Köpfe der Domherren find einigermaßen individuell; das andere ift unfein und 
allgemein. Mindeftens eine ftarke Anleihe bei Dürer fällt auf: der fchlafende Wächter 
rechts vom Sarg ftammt aus dem Holzfchnitt der Großen Paffion. 
Das Epitaph des Kurfürftlichen Rats und Amtmanns Martin von 
Heufenftamm + 1550, links von dem vorigen, mit der Kreuzigung. Tafel 74,a. 
Bourdon S. 148. Gudenus II S.868. Schaab II S. 132. Photographie Kroft. Im Grund- 
riß auf S. 230 bei cc. 
Das Denkmal ift 2,87 m breit und 3,71 m hoch. Das Relief mit allen Figuren, auch 
Chriftus, ift aus Tuff; ebenfo die Umrahmung der Schrifttafel. Diefe felbft aber ift 
') Die Farben der Wappen find bei der Herftellung des Denkmals zum größeren Teil 
falfch erneuert worden; ich fete hier die richtigen Farben nach den freundlichen Mitteilungen 
des Herrn Regierungsrat Dr. Würth ein. 
      
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
Denkmal 
Martin von 
Heufen- 
ftamm 
   
 
	        
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