392 Memorie: Zerftörte und befeitigte Denkmäler
desfelben Vulpert von Ders, ebenfalls mit einer Infchrift. Weiter führt Bourdon !)
den Grabftein des 1494 verftorbenen Domftholafters Gerhard von Ehrenberg an, den
er befonders rühmt. Das Bild des Toten war tief und kunftvoll aus rotem Sandftein
herausgearbeitet. Die Figur lag unter einem Baldachin und hielt den Kelch in den
Händen. Auch die Erzinfchrift war zu Bourdons Zeiten noch erhalten. Vielleicht ift
dies das Denkmal, das die oben genannten älteren Anfichten der Memorie an der
Oftwand aufgerichtet, links neben dem Eingang zum Ägidienchörlein, zeigen. Jeden-
falls aber ift es identifch mit dem Stein, der 1842 zufammen mit dem Stein des Kan-
tors Konrad Rau von Holzhaufen im Südflügel des Kreuzgangs endgiltig zur Ruhe
kam. Es wird von ihm unten unter Nr. 35 die Rede fein.
Am31.März1556bewilligt das Domkapitel,?)daß dem verftorbenen Herrn Domkuftos
Chriftian von Gleichen ein Epitaphium in der Memorie errichtet werde, an einem Ort.
da es am wenigften hinderlich. Ob das je gefchah, wiffen wir nicht: die alten Befchrei-
bungen kennen das Denkmal nicht. Erhalten hat fich keine Spur von ihm. Neben dem
oben befthriebenen Epitaph Martins von Heufenftamm befand fich einft das des Dom-
herrn Wolfgang von Heufenftamm (geft. 1594), das dann in den Dom kam. Ich habe es
oben S. 283 befthrieben. Hier ift nur nachzutragen, daß der Domherr urfprünglich
vor einem fChönen Bild des Gekreuzigten kniete (vgl. das Epitaph von der Gabelent,
oben S. 280), das feit dem Jahre 1722 abhanden gekommen war,?) und daf das
Hauptrelief nach Bourdon ®) eine Kreuzabnahme darftellte. Ob Bourdon hier ungenau
ift und in der Dreieinigkeit (oder dem Schmerzensftuhl) eine Kreuzabnahme fah,
oder ob das heutige Mittelftück des Altars nicht mehr das urfprüngliche ift, vermag
ich nicht zu fagen. Auch im Ägidienchörlein befand fich an der Wand auf der Epiftel-
feite noch ein Marmordenkmal. Es zeigte in der Mitte das Wappen des Domherrn
Chriftoph von Graenrod (geft. 1601).?2) Auch von diefem kleinen Epitaph hat fich ein
Reft — der Sockel mit der Infchrift — erhalten. Wir werden ihm bei der Befthreibung
der Denkmäler des Kreuzgangs (auf Nr. 68) wieder begegnen.
Von Grabdenkmälern des 17. und 18. Jahrhunderts fanden im Kreuzgang ihre
Aufftellung: die Grabplatte des Truchfeß Leopold Friedrich von Waldburg (f. dort bei
Nr. 40). Bourdon verzeichnet fie unter Nr. 19 der Grabplatten der Memorie; ferner
das oben erwähnte Denkmal der beiden Domkapitulare von Metenhaufen (f. bei
Nr. 72) und fein fpäteres Gegenftück, das Denkmal des Domkapitulars von Hedders-
dorf (f. bei Nr. 69), das urfprünglich in der Ecke neben dem Eingang in die Nikolaus-
kapelle angebracht war. In der Öffnung des 1703 zugemauerten romanifchen Portals
hatte man das Denkmal des Domkapitulars von Franckenftein (F 1703) aufgeftellt,
jet fteht es im Hofe des Kreuzgangs an der Außenwand der Kapellen (f. Nr. 84).
Haben die fchweren Schickfale des Domes fchon auf die Steindenkmäler verheerend
gewirkt, fo find andere Gattungen von Denkmälern noch viel übler gefahren.
Gudenus zählt noch zehn Bronzetafeln in der Memorie auf, Epitaphien aus den
Jahren 1544— 1595. Bourdon nennt ausdrücklich acht, darunter zwei mit der Infchrift:
„Chriftian Klapperbach zu Main goß mich“ (nach 1573 und im Jahre 1591): es ift
keine einzige mehr vorhanden. Und ebenfo find die Holzfchilde verfchwunden, die
einft in großer Zahl die Memorie fchmückten. Man pflegte die Wappen adliger Per-
[fonen, die im Bereich des Domes (oder auch anderswo?) beftattet waren (auf Holz-
[&hilde gemalt), im Dom, fei es in der Kirche oder in einer Kapelle, in der Memorie
') S. 171; Schaab II S. 91 und S. 132. ”) Domkapitelprotokolle in Würzburg, Band 135.
®) Bourdon S. 148. ‘) Ebenda. Gudenus II S. 868 gibt den Gegenftand des Epitaphs
nicht an. 5) Bourdon S. 119, 14.