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Kreuzgang, Baubefchreibung: Süd- und Oftflügel 401
anfang am Arkadenpfeiler der Südoftecke e ift wieder nach beiden Seiten ebenfo be-
handelt wie am Pfeiler a. Von den Schlußfteinen wird weiter unten die Rede fein.
Auch hier ift in den Arkaden fehr viel erneuert, fo find fämtliche Pfoften, Innenprofile
und Maßwerke neu. Aber auch hier laffen einzelne erhaltene Sockel nur den Schluß
zu, daß die Architektur diefelbe gewefen fein muß wie im Oftflügel, wo fie teilweife
erhalten blieb, und daß fie alfo richtig erneuert ift.
Nach den Grundriffen des Gudenus (Abb. I aufS. 4) undHundeshagens (Tafel 76) war
die Südwand des Südflügels dreimal durchbrochen. Die mittlere diefer drei Öffnungen,
das Portal im vierten Joch (von der Südweftecke an gezählt) ift noch erhalten. Wirk-
lich erneuert ftheint nur die Treppe und der unterfte Teil des Gewändes, das Ganze ift
aber überarbeitet. Wie weit darnach die reiche Profilierung des Türrahmens und ins-
befondere die — ungewöhnliche — Brechung der Profile in den oberen Ecken zuver-
läffig ift, vermag ich nicht zu fagen. Über dem Portal ift ein Hochrelief eingefett,
St. Martin zu Pferd mit dem Bettler (Tafel 67,b).!) Diefes Relief ift 1,31 m hoch und
1,55 m breit, aus grauem Sandftein, bei der Herftellung des Kreuzgangs deckend
gelbbraun geftrichen mit Vergoldung einzelner Teile, abgefehen von diefem Anftrich
aber fehr gut erhalten. Es ift offenbar gleichzeitig mit dem Portal und für diefe
Stelle berechnet: der Rahmen kehrt das Profil der beiden feitlichen und der oberen
Leifte nach innen, das der Unterleifte, das zudem mit Blattwerk gefChmückt ift, nach
unten. Das Werk ift ein recht wichtiges Bindeglied zwifchen dem Denkmal des Erz-
bifchofs Adolf von Naffau (S. 242 ff.: man vergleiche befonders die Engel) und den
Figuren der Memorienpforte (S. 378 ff.). Aber auch fonft vermag es unfere Vorftellungen
von der Art und dem Umkreis der mittelrheinifchen Kunft willkommen zu erweitern
und zu befeftigen: man beachte auch den Kopf des Bettlers neben dem Reiter. Er hat
nächfte Verwandte in Steinfiguren der Mufeen zu Darmftadt und Frankfurt (Liebieg-
haus).?2) Aus Lindenfchmits Zeichnung von 1806 erfieht man, daß das Bildwerk aus
drei Platten zufammengefett ift; die Fugen laufen fenkrecht.
Im zweiten und im fechften Joch befand fich offenbar einft je ein Fenfter. Jenes
ift vermauert, in diefes ift das Portal mit der Madonna aus Liebfrauen eingefett, das
weiter unten befChrieben werden wird. Unter dem Fenfter war der Zugang zum Wein-
keller, mit einem eifernen Gitter verfChloffen.?) Und ganz in der Ecke zunächft der
Oftwand öffnete fich nach Ausweis unferer Grundriffe abermals ein Pförtchen, die
„porta in angulo“ #): auch diefes ift heute zugefett. Nach denfelben Grundriffen
war (ebenfo wie im Weftflügel) der Ausgang zum Garten im fünften Joch der Arkade
(im fechften, wenn man das Eckjoch mitzählt) urfprünglich anders geftaltet als heute;
bei der Herftellung wurde er ebenfo behandelt wie im Weftflügel.
Der Oftflügel?) gleicht zunächft dem Südflügel durchaus. Nur die Sockelbildung
der Arkadengewände verlangt eine kurze Erörterung. Ich habe oben (S. 398) aus-
einandergefett, daß die Stäbe der Gewändeprofile ihre befonderen Sockel haben,
1) Eine Zeichnung von Lindenfchmit (1806) in der Stadtbibliothek (III, 229). Eine gute
Photographie im Nachlaß Schneider (22, 1 Nr.7), eine andere Aufnahme hat Neeb gemacht.
Vgl. endlich Fr. Schneider, Die Brandenburgifche Domftifts-Kurie zu Mainz. Hohenzollern-
Jahrbuch 1899. S. 44. Das Relief wird kunftgefchichtlich zum erften Male richtig gewürdigt
von Frau Dr. E. Zimmermann in ihrer Schrift über den weichen Stil am Mittelrhein.
2) Vgl. A. Feigel, Neuerwerbungen der Plaftik-Sammlung des Landesmufeums zu Darm-
ftadt. Cicerone V. 1913. S. 41.
®) Die porta cellae vinariae crate ferrea occlusae. Bourdon S. 212. ") Bourdon S. 227.
5) Einen Blick in den Oftflügel des Kreuzgangs, eine Bleiftiftzeichnung von Kolb vom
Jahre 1848, befigt Herr Dr. Eichhorn in Mainz.
Pforte zum
Kapitelhaus
St. Martin
mit dem
Bettler
Oftflügel