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Kreuzgang: Entftehungszeit - Eigentliche Stiftsgebäude 409
Schließlich fuchen wir noch eine Antwort auf die Frage nach der Entftehungszeit Entftehungs-
des Kreuzgangs. Einen erften feften Anhaltspunkt geben die Wappen der Schluß-
fteine an den Gewölben (f. 0. S.404 ff.). Da intereffiert uns zunächft die Tatfache, daß un-
ter ihnen wiederum dieWappen des Domherrn Nikolaus von Oberftein und feiner Mutter
Margarete vorkommen, die uns als die Stifter der Nikolauskapelle bereits begegneten.
Vergegenwärtigen wir uns nun, daß die Architektur des Kreuzgangs mit der der
Nikolauskapelle aufs engfte zufammenhängt und daß die Nikolauskapelle, wie wir
gefehen haben, [päteftens um 1380 im Bau war, fo ift der Schluß unausweichlich, daß
der Plan zum Kreuzgang fpäteftens um diefelbe Zeit fefigelegt worden fein muß.
Dazu paßt fehr gut eine Nachricht, die wir einem Gnadenbrief des Erzbifchofs Gerlach
entnehmen.!) Der Erzbifthof verleiht allen confessis et contritis, die... zu dem Bau
des Domes oder des Domkreuzganges beifteuern, einen Ablaß von vierzig Tagen.
Das gefChah 1370. Alfo mindeftens [Chon in diefem Jahre war man zu einem Neubau
des Kreuzgangs (und der Stiftsgebäude) entfchloffen. Wenn wir die Überlieferung
der Baugefthichte des Domes (f. oben S. 21) aus diefen Jahren uns vor Augen halten,
wird ganz deutlich: das große Unternehmen gehört in den faft ununterbrochenen
Zufammenhang der gotifchen Erneuerung des Domes. Mit den Kapellenreihen hatte
man begonnen; fie wurden um 1320 vollendet. Dreißig Jahre: fpäter richtete man fich
zum Ausbau der Türme. Um 1370 wird der Plan zum Neubau der Stiftsgebäude
aufgeftellt; den Anfang machte man mit der neuen Nikolauskapelle. Einftweilen
fammelte man weitere Mittel. Dann konnte Erzbifchof Johann von Naffau energifch
an die Ausführung gehen. Denn auch das ift nicht zweifelhaft: wenn auch der Plan
längft beftand, erft Erzbifchof Johann hat ihn verwirklicht. Sein Wappen eröffnet
die Wappenreihe der Schlußfteine, es kehrt in jedem Flügel einmal wieder und
[ehmückt endlich auch das legte (nordöfiliche) Joch vor der Domtür. Es kann alfo
nicht zweifelhaft fein, daß er der eigentliche Erbauer des Kreuzgangs ift:. Offenbar
ftiftete jeder der Domherren feiner Zeit (1397 — 1419) ein Gewölbe.?) Daneben wurden
ältere Stiftungen verwertet: befonders namhaften Wohltätern erwies man fich dadurch
dankbar, daß man auch ihre Wappen in die Reihe der Schlußfteinwappen aufnahm.
Der Bau begann an der Memorie, gewiß noch vor oder um 1400, und kam um 1410
zum Abfchluß mit dem legten Joch des Oftflügels am Dom.
DIE EIGENTLICHEN STIFTSGEBÄUDE
Wie unfer Lageplan (Tafel 77) zeigt, fchloffen fich dem inneren Hufeifen des Kreuz-
gangs (A 1) die Stiftsgebäude als ein äußeres Hufeifen in einer zweimal rechteckig
gebrochenen Flucht von rechteckigen oder quadratifchen Bauten an. Sie find aller-
meift jammervoll zerftört. Dennoch ift auch hier noch fo viel übrig geblieben, daß
man fich wenigftens von einem Teil der alten Herrlichkeit eine annähernde Vorftellung
machen kann. Am fthlimmften ift es natürlich mit den oberen Gefchoffen diefer An-
lagen beftellt. Sie find fo völlig ruiniert und umgeftaltet worden, daß wir meift nicht
einmal mehr fagen können, wie diefe Aufbauten fich an die Kreuzgangobergefchoffe
anfchloffen, ob fie mit ihnen unter einem Dache lagen, oder ob fie befonders einge-
deckt waren. Eine erfChöpfende Würdigung diefer Ruinen können wir nicht geben.
Dazu wären eingehendere Unterfuchungen des Mauerwerks (nach deffen Befreiung
von fpäteren Pußfthichten!) nötig, als fie uns möglich waren. Vielleicht bietet fich
künftig einmal dazu eine Gelegenheit. Das wäre fehr erwünfcht, denn die Überrefte
') E. Vogt und Fr. Vigener, Regeften der Erzbifchöfe von Mainz 1289-1396. II, 1. Leip-
zig 1913. S. 597 Nr. 2661 vom 9. Auguft 1370.
?) Vgl. die Infchrift am Schlußftein des fünften Joches im Oftflügel (20).
zeit