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Kreuzgang, Denkmäler: Südflügel Nr. 7 425
aufgelöft werden als Sebaftian Loth Decanus, der bei Joannis II S. 559 als Dekan des
St. Stephansftiftes (F 1714) angeführt wird. Er war vielleicht der Stifter der beiden
Figuren für die Altäre. Zu Seb. Loth hatte aber engere verwandtfchaftliche Bezie-
hungen der Mainzer Bildhauer Franz Matth. Hiernle (f.Schrohe, Auff. und Nachw.S.86
und 177f.); inihm hätten wir alfo vielleicht den Meifter der beiden Figuren zu fuchen.
Über beglaubigte Bildwerke Hiernles f. Schrohe a. a. O. Über Sebaftian Loth und fein
Wirken in St. Stephan vgl. Katholik 1871 I S. 499 f.
Mit dem Baumftamme mißt das ganze aus einem einzigen gelben Sandfteinblock
gefertigte Bildwerk 2,65 m in der Höhe, die Figur felbft ift etwas über lebensgroß. Der
Heilige iftmit den Armen an Aftftümpfe angebunden; von Pfeilen durchbohrt, willeben
der Körper in fich zufammenfinken. Die jegt verfchwundenen Pfeile waren aus Holz (oder
Bronze) eingefett, die Löcher dafür find noch erhalten. Baumftamm, Aftftümpfe und
die an diefen [prießenden vereinzelten Blätter find ftreng ftilifiert, dagegen macht [ich
bei der Figur felbft eine ftark realiftifche Darftellungsweife geltend, die der Jünglings-
geftalt etwas geradezu Athletenhaftes gibt (man beachte unter anderem auch den
Schnurrbart, die ftark gequollenen Adern an Armen und Händen). Diefer ftark ins
Naturaliftifche gehende Zug wird fChon in dem bei Schrohe a. O. mitgeteilten Auffage
über den Bildhauer F. M. Hiernle gerade bei diefem Künftler ausdrücklich hervor-
gehoben, wir finden ihn auch bei der unten (bei Nr. 29) noch zu befchreibenden
Figur Johannis des Täufers, die zweifellos von derfelben Hand ftammt. Im ganzen
ift unfer Bildwerk gut erhalten, nur die Nafe ift abgefChlagen, auch fehlen einige
Finger. Einzelne Bruchftellen find mit Eifenankern verklammert. Die Rückfeite ift
unbearbeitet, da die Figur, wie f&hon bemerkt, vor einer Altarwand aufgeftellt war.
Nr. 7. Grabftein des Domherrn Truchardus von Scharfenftein + 1419. Truchardus v.
Joannis II S. 394. Bourdon Nr. 9 S. 85.
Die mächtige Platte lag urfprünglich in der Nikolaus-Kapelle (f. Joannis und Bour-
don a. a. O.). Sie mift 1,55 x 2,55 m, -befteht aus rotem Sandftein und ift teilweife
fehr verwittert. Der breite Randftreifen trägt die Infchrift. Innerhalb diefes Rahmens
ift in flach vertieftem Feld das Bild angeordnet: der Geiftliche fteht barhäuptig, mit
beiden Händen ein Buch übereck haltend, unter einem Kielbogen, den mit Fialen ge-
krönte mehrgefthoffige Pfeilerchen tragen. Der Kielbogen ift mit Krabben und einer
Kreuzblume gefchmückt; ein unten offener Dreipaß ift ihm einbefihrieben, deffen
Bogen mit Nafen befetst find; die Zwickel zwifchen Kielbogen und Dreipaßbogen
füllen wiederum Dreipäffe. Oben zwifchen Fialen, Kielbogen und Rand je ein Wappen-
[child; links: Grün von Scharfenftein, rechts: Stumpf von Waldeck. Die Infchrift (in
gotifchen Minuskeln) beginnt oben rechts von der Mitte und lautet zum Teil nach
Bourdon ergänzt: Anno - domini / m? cccc? decimonono » ip/fo » die - sankti. anthonij -
abbatis » Obiit - | honorabilis - Dominus » Trufchardus | de Scharpenstein canonicus -
huius » ecclesie »- Cuius - anima » requiefcat - in »- | pace »- Amen.
Soweit das ftark abgeriebene Relief noch ein Urteil zuläßt, war die Behandlung
des Gefichts zwar fleifchig lebendig, das Gewand aber von jenem langlinig-geraden
Fall mit kurzen Umknickungen unten, wie er uns in dem Bild des Erzbifthofs Konrad
von Weinsberg entgegengetreten ift (f. oben S. 244). Die Arbeit war immerhin von
mittlerer Güte. Es würde fich lohnen, einmal der Entwickelung der gotifchen Archi-
tektur- Umrahmungen oder „Gehäufe“ im Hinblick auf den belgifch-englifchen Ein-
fluß, der fich ja auch in ähnlichen Gebilden innerhalb der Miniatur- und Glasmalerei
zeigt, nachzugehen. Wir haben allein im Dom eine ganze Reihe folcher Denkmäler,
die zu vergleichender Betrachtung herausfordern.
Scharfenftein