Romanifche
Infchrift
Johannes
v. Hatftein
Sa Eee
430 Kreüzgang, Denkmäler: Südflügel Nr. 11
Unter Nr. 10:Romanifche Infchriftplatte. Kraus, Chriftl. Infchr. II, Nr. 256.
Die Platte war ehedem an der Innenfeite der Kirchhofmauer der Ignazkirche ein-
gemauert und befindet fich feit 1891 im Kreuzgang des Domes. Sie befteht aus grauem
Sandftein und ift 65><48 cm groß und 10—13 cm dick. Die Kante rechts, befonders
unten die Ecke ift ftark beftoßen, das Ganze verwittert und abgerieben. Die Infchrift
mit vielen Ligaturen und Abkürzungen lautet aufgelöft: Notum sit omnibus tam presen-
tibus quam futuris, | quod ego Helfric(us et uxor mea Christina) | huic ecclesie aream
(contiguam sitam?)|ad australem partemprope ... vinee |nostre cöntradidimus quatenus
in die an|niversarii nostri vigilia decantetur | missaque pro defunctis ob memoriam
nostram |cum compulsatione celebretur. idibus Januariis|obiit Christina, XII Kalendas
Martias obiit Helfric(us). Es handelt fich hier alfo um die Schenkung eines Grund-
ftücks durch ein Ehepaar (Helfricus et Chriftina) an eine Kirche (wohl St. Ignaz) zwecks
eines Anniverfariums, bei dem die Totenvigil gefungen und darauf die Seelenmeffe
(mit Geläute) gelefen werden foll. Am Schluß der Infchrift ift der Todestag der Ehe-
gatten angegeben. Der Schriftform nach (romanifche Kapitalen, die einzelnen Worte
durch Punkte getrennt) gehört der Stein der Mitte des 12. Jahrhunderts an.
Nr. 11. Das Denkmal des Domherrn Johannes von Hatftein + 1518.
Bourdon S. 201. Gudenus II S. 884. Heidrich, Eine deutfche Kopie vom Jahre 1518
nach Michelangelo. Kunftchronik XVII. 1907. Sp. 403. Paul Kaußfch, Hans Backoffen.
Leipzig 1911. S. 58; dazu Abb. 37 auf Tafel XII. Phot. Kroft und Neeb. Tafel 75,b.
Das Denkmal hat feinen Plag gewechfelt. Es befand fich urfprünglich oder
wenigftens zu Bourdons Zeiten — ein Feld weiter weftlich, d. h. im mittleren der
drei Joche zwifchen der Ecke und der Tür zum Kapitelhaus. Der Grabftein mit der
Barock-Nummer 82, bei dem es nach Bourdon zu finden war, liegt heute noch in
diefem Joch im Fußboden. An der Stelle, die es nunmehr einnimmt, waren einft die
Denkmäler der Familie Trohe zu fehen (f. oben unter Nr. 10).
Das Epitaph ift 2,63 m breit und 3,38 m hoch. Es ift aus Tuff gearbeitet, die um-
rahmende Architektur aus Sandftein, wie das in der Backoffen-Werkftatt die Regel ift.
Die Erhaltung ift gut; insbefondere find an den Hauptfiguren nur unwefentliche
Kleinigkeiten ergänzt, die Köpfe und Hände aber fämtlich alt. An der rechten Hand
Chrifti fehlen drei Finger. Dagegen find die Engel und die Delphine oben zu beiden
Seiten des Bogens auf dem Gebälk ftark erneuert: der Engel links ift ganz neu, der
Engel rechts zum großen Teil. Natürlich ift auch der gelbbraune Anftrich mit teil-
weifer Vergoldung erft der Herftellung des Denkmals zu verdanken.
Zwei Konfolen tragen die fChlichte Sockelbank. Diefer find rechts und links Pilafter
vorgelegt, die ganze Mitte nimmt die Infchrifttafel ein. Über dem Sockel ift die Wand
in voller Breite ausgemuldet; die Mulde wird gefaßt von zwei Pilaftern mit dünn-
filigen Hochfüllungen und phantafievoll korinthifierenden Kapitellen. Diefe Pilafter
tragen ein Gebälk, das alsbald zu einem Bogen umgebrochen ift und eine Mufchel
umfaßt, die den oberen Abfchluß der Wandmulde bildet. Den Bogen fChmückt eine
Infchrift in lateinifcher, griechifcher und hebräifcher Sprache. Über ihm erhebt fich fehr
unorganifch ein Wandftück, das mit einem Gefims und einem Giebel darüber gekrönt
ift. An den Zwickeln zwifchen Bogen und Gefims wie unten an den Pilaftern des
Sockels Wappen. Zwifcthen dem Auffag über dem Bogen und den horizontalen Ge-
bälkenden vermitteln Delphine, vor denen Engel ftehen. In der Nifche des fo um-
[&hloffenen Feldes fitzt in der Mitte Maria, die den toten Chriftus auf den Knieen hält,
links fteht Johannes, rechts Maria Magdalena mit einer Salbbüchfe, deren Deckel fie
abnimmt. Zu Füßen des Johannes kniet in kleiner Figur der Domherr Johannes, der