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452 Kreuzgang, Denkmäler: Oftflügel Nr. 39
Diefes Frauenlobdenkmal wurde im Jahre 1774, als „man zur befferen Einrichtung
der Domfchule einen anderen Eingang in diefelbe machen ließ, und zwar gerade an
dem Orte, wo des Frauenlobs Denkmal eingemauert war“,!) von den Handwerksleuten
zerfChlagen, und fo dem Denkmal ein Ende gemacht. Einer Überlieferung nach follen
die Bruchftücke des alten Steines in „die entftandene Lücke“ eingemauert worden
fein. Im Jahre 1783 ließ nun der Domdekan Freiherr von Fechenbach, wie es fcheint
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Abb.114. Frauenlobdenkmalvon 1783
auf Anregung der Gebrüder Vogt, von denen der
eine Nikolaus Vogt, der bekannte Mainzer Ge-
[ChichtsfChreiber ift, das heutige Denkmal an-
fertigen, und zwar nach einer vorhandenen Zeich-
nung des alten Steines, die nach G. C. Braun
„aus dem Gedächtnis und den Bruchftücken mit
vielen Abänderungen“ von Nikolaus Vogt an-
gefertigt gewef[en fein foll.?2) Auf dem neuen Stein
wurde „die Erneuerung diefes Denkmals“ mit
folgenden Worten angemerkt: Juxta formam an-
tiquam restitutum anno MDCCLXXXIM.?)
Diefes in der zeitlichen Reihenfolge zweite
Denkmal Frauenlobs (Abb. 114) befteht aus zwei
Teilen: zunächft aus einer rechteckigen Platte aus
rotem Sandftein, 1,96 m hoch und 1,01 m breit.
Diefe fit auf einer zweiten Platte aus demfelben
Material, die 0,64 m hoch und 1,12 m breit ift
und als eine Art Sockel dienen foll. Die obere
Platte trägt ringsum auf dem Rande die In-
[Chrift: F anno domini meccxvli +» +++» henricus
frowen|lob dem gott genadt.*) In der Form
der Buchftaben ift hier verfucht die gotifche
Minuskel (der urfprünglichen Infchrift?) nach-
zuahmen. Der Todestag ift durch Abfplitterung
des Steines unleferlich geworden. Die Worte
„dem gott genadt“ find ein Zufag von 1783,
um die vierte Seite des Randes ganz auszu-
füllen. Die Innenfläche der Platte trägt als
einzige Darftellung einen mit einer dreizackigen
Krone (oder Stirnreif) gefchmückten Kopf. in
ftrrenger Vorderanficht mit lang herabwallendem Lockenhaar, das Ganze in kräf-
tigem Relief. Schultern und Bruft find im jegigen Zuftande nur fhwach angedeutet.
Zu beiden Seiten des Kopfes ftehen zwei fChmale rechteckige Stege, auf denen Buch-
ftabenrefte zu fehen find. Die’ganze Innenfläche der Platte ift bis zum Infthriftrand
nachträglich (vor 1832, f. Braun a. O. S. 30f.) ftark in die Tiefe nachgearbeitet und
dann fCharriert worden; die beiden eben erwähnten Stege zeigen noch die urfprüngliche
Oberfläche des Steines. Bei diefer Gelegenheit fcheint auch der Kopf felbft eine
!) Schunk II S. 136 f.
?) G. C. Braun in den Quartalblättern des Vereins für Literatur und Kunft zu Mainz
3. Jahrg. 1832. S. 26 und 31. Für feine Angaben fcheint Braun noch mündliche und fchriftliche
Überlieferungen (Briefe) benutt zu haben. ®) Schunk a. ©. S. 136.
‘) Im Fakfimile wiedergegeben in der Mzr. Ztfchr. a. O.