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Wißhenne
Rudolf
Gruckenftein
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462 Kreuzgang, Denkmäler: Oftflügel Nr. 53—54
Darauf die oben fchon befprochenen Wangenftücke von einem Renaiffance-Altar
(f. oben S. 455) und zwei Bruchftücke römifcher Soldatengrabfteine, die nebft einem
dritten auf Nr. 56 von K. Körber, Neue Infchriften des Mainzer Mufeums, 4. Nach-
trag zum Beckerfchen Kataloge unter Nr. 8, 9 und 16 veröffentlicht find.
Nr. 53. Grabftein des Steinmetgen (?) Wißhenne + 1467. Bourdon S. 171.
Gudenus II S. 894. Schaab IL.S. 134. Zeichnung von Lindenfchmit (1806) mit Be-
merkung von Bodmanns Hand in der Stadtbibliothek (Mappe III, 224).
Der Stein ftand fChon zu Bourdons Zeiten an der Oftwand des Kreuzgangs und
zwar „muro immissus“.!) Über die Deutung der Figur auf der Platte, deren bürger-
liches Koftüm mit der Kapuze die Phantafie ftark befchäftigte, hat fich eine kleine
Literatur gebildet. Ich brauche hier alle diefe mehr oder weniger haltlofen Vermutungen
nicht zu wiederholen. Schon Bodmann war auf dem richtigen Weg, als er in einer
handfchriftlichen Bemerkung. zu Gudenus (Exemplar der Stadtbibliothek II S. 894)
auf einen Steinmegen des Domftifts riet und eine ungedruckte Urkunde vom Jahre
1401 zitierte,?2) die beginnt: „Ich Wiffehenne fteynmege und elfe meyn Elich Huß-
frawe wohnhafftig zu Menge etc.“ Nun ift zwar diefer Henne Wiße von 1401 gewiß
nicht identifch mit unferem Henne Wiße. Aber die Urkunde zeigt, daß es f£hon um
1400 in Mainz einen Steinmegen (oder eine Steinmetenfamilie) diefes Namens gab.
Weiter fand aber Herr Profeffor Dr. Heidenheimer, an den wir uns in diefer Frage um
Auskunft gewendet hatten, unter den unregeftierten Urkunden des Mainzer Stadt-
archivs eine vom 4. Januar 1453, in der ebenfalls ein „Wifehenn der Steynmeg“ und
zwar als Zeuge vorkommt; er könnte alfo der Zeit nach unfer Henne Wiße gewefen
fein. Für Bodmanns Vermutung, daß Wißhenne Steinmet des Domftiftes gewefen
fei, könnte auch der Umftand f[prechen, daß er (als Werkmeifter am Dome) feine
Grabftätte im Domkreuzgang und zwar in unmittelbarer Nähe der Grabftätte eines
feiner Vorgänger (oder feines eigenen), des Magifters Johann Weckerlin (f. Nr. 59) fand.
Die Platte, 72x 152 cm groß, aus rotem Sandftein, ift rechts unten ftark befchädigt
und an der Oberfläche offenbar abfichtlich überall verlegt. Befonders der Kopf ift
ganz unkenntlich geworden. Der Rahmen ift nach außen breit, nach innen fChmal ab-
gefchrägt. Auf der Außenfeite läuft die Infchrift ringsum. Innerhalb des Rahmens
erblickt man in kräftigem Relief den Steinmegen, in bürgerlicher Tracht, nach links
f[chreitend; in der Rechten hält er einen Stock, in der Linken den Hut. Die vielbe-
fprochene Kapuze fit auf der linken Schulter, offenbar um der Deutlichkeit willen
ungenügend verkürzt dargeftellt. Die InfChrift — gotifche Minuskel mit einzelnen
großen Buchftaben — lautet: Anno - domini - m » cccc - Ixvüi » uff - | fritag - nach - dem
Sontag - Oculi - ist - henne (neffe(?) den man) | nante » wißhenne » gestorben » dem got -
gnade » Amen.
Nr. 54. Grabftein des Kanonikus von St.Viktor und Domvikars
Rudolf Grucenftein + 1513. Bourdon Nr. 84 S. 146. Archiv für heff. Gefchichte
N. F.VIIIS. 159 Anm. 57, und Herrmann, Quellen zur Topographie und Statiftik S. 16.
Die Platte lag einft im Fußboden des Südflügels im dritten Joch von Weften. Sie
ift 1,02>x2 m groß, aus rotem Sandftein; die gefamte Oberfläche ift ftark abgetreten
und zerftört. Der Infchriftftreifen, der auf dem Rande umläuft, ift außen und innen
von einem kräftigen Stabprofil eingefaßt, und aus demfelben Profil find die Rahmen der
vier Runde gebildet, die in den Ecken die geraden Rahmenftücke zufammenfchließen.
1) Seine Stelle war rechts (füdlich) von der Tür zur Domfchule (vgl. oben S.451 Anm. 2).
2) Die Urkunde befitt das Mainzer Stadtarchiv im Bande „Fragmenten des Carthäufer
Ingroffaturbuchs ex Saec. XIV. XV. S. 81.