nn
ee ——
a a ne EEE ze
h F
a TREE ET nr eg
466 Kreuzgang, Denkmäler: Oftflügel Nr. 58
Der Stein lag einft beim Eingang zur Barbarakapelle des Domes (f. oben S. 230
K II) „apud cancellos ac introitum“. Dort wurde er 1804 gehoben und im nördlichen
Seitenfchiff der Kapelle gegenüber in den zugemauerten Eingang zur Krypta verfegt.
Von da kam er in den Kreuzgang, wo er heute die einftige Türe zur DomfChule ver-
ftellt. Daß der Dargeftellte ein Glied der Familie de Turri fei, hat zuerft Bourdon
vermutet. Er begründete feine Thefe mit dem Hinweis auf die Tatfache, daß der
Domfcholaftikus Adelvolcus de Turri, der um 1270 ftarb, anfehnliche Stiftungen teils
zur Dompräfenz, teils zur jährlichen Feier des Barbaratages gemacht hat. Vielleicht
ftiftete Adelvolcus gar die ganze Barbarakapelle (die freilich erft nach 1280 erbaut
wurde). Jedenfalls liegt es nahe, anzunehmen, wenn hier, im Dom, ein Laie beftattet
wurde, [fo muß er fich um den Dom fehr verdient gemacht haben. Die Grabftelle
macht höchft wahrfcheinlich, daß es fich um ein Glied der Familie de Turri handelt,
die um den Barbara-Altar, vielleicht um die ganze Barbarakapelle große Verdienfte
hatte. Bourdon fchloß weiter auf den angefehenften Namen der Generation vor
Adelvolcus, auf den Kämmerer Arnold, der ein Oheim des Adelvolcus war. Soweit
können wir aber Bourdon nicht folgen. Wie wir hören werden, kann der Grabftein
nicht beträchtlich vor 1300 entftanden fein. Damit wird es fehr unwahrfcheinlich,
daß er einem Glied der Generation vor Adelvolcus angehört: der Oheim Arnold
wird fehwerlich den Neffen Adelvolcus (geft. um 1270) fo lange überlebt haben.
Ebenfo wird damit die Möglichkeit hinfällig, auf den Vater des Adelvolcus, Her-
mann de Turri, zu föhließen. Kurzum: wir mögen annehmen, daß die de Turri auch
nach 1270 die vornehmlichften Wohltäter des Barbara-Altars und feiner Kapelle
blieben, und daß alfo ein vor der Kapelle beftatteter Ritter ein de Turri fein wird:
Arnold de Turri aber ift der auf dem Stein Dargeftellte fo gut wie ficher nicht. Da-
bei müffen wir uns beruhigen.
Die Platte, 79,5 cm breit und 1,96 m hoch, aus graugelbem Sandftein, ift auf beiden
Seiten in der unteren Hälfte am Rand ftark befchädigt (links ausgebeffert); der Unter-
rand und Teile des Drachen, auf dem der Ritter fteht, find weggebrochen; außerdem
ift das Reliefbild fehr abgetreten: Kiffen, Gewand, Schwert, Hände und Geficht der
Figur find verlegt. Der Rahmen ift nur 8,5 cm breit und flach. Die vier Ecken find
mit Wappenfchildern ausgeftattet, die etwas größeren ins Innenfeld einfpringenden
Vierecken flach aufgelegt find. Innerhalb diefes Rahmens ift der Grund muldenförmig
gehöhlt, und darin fteht der Ritter auf einem Drachen. Sein Kopf ift in ein Kiffen
eingebettet, die Rechte hält das Schwert, das innerhalb des rechten Fußes auf dem
Boden ruht, die Linke faßt die Mantelfchließe. Bekleidet ift die Figur mit Müte,
Rock, Suckenie und Mantel. Diefer ift an der rechten Seite der Geftalt etwas herauf-
genommen, ein Baufch wird hinter Schwert und Unterarm fichtbar. Die Wappen find
nicht mehr erkennbar. War je eine Infchrift da, fo war fie nur aufgemalt (vgl. das
Denkmal Siegfrieds von Eppftein oben S. 234).
Bezeichnend ift, daß der Unterfchied von Stand- und Spielbein noch gewahrt, aber
fchon in eine Fläche verlegt ift: das rechte Knie wird leicht einwärts gedrückt. Auch
im Gewand kündigt fich eine erfte leife Schwingung der Geftalt an. Im Geficht be-
obachtet man die flüffigere, weichere Verbindung der Teile miteinander, das Flacher-
werden aller Formen. Sie find nicht mehr fo beftimmt voneinander abgefett, in fo aus-
gefprochene Richtungsgegenfäge gebracht wie früher. Die langgezogene Mandelform
der Augen mit wagrechten unteren Lidern deutet ebenfo wie die ftrenge Stilifierung
der großen S-förmigen Haarlocken auf vorgerückte Zeit hin. Noch ift alles groß, voll,
fleifchig (beachte die gefehwellten Unterlider der Augen), aber alle Form fucht fich in