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470 Kreuzgang, Denkmäler: Oftflügel Nr. 62
ausladende Bank, 17— 17,5 cm hoch. Diefe wird an der Vorderfeite oben und unten
von einer fChmalen Leifte gefaßt und ift zwifchen diefen Leiften mit einem Ornament
aus dicht gereihten Akanthusblättern belegt. Die Seitenflächen find glatt. Auf diefer
Bank erhebt fich (aber mit ihr aus einem Stück gearbeitet) die eigentliche Umrahmung.
Sie ift ungefähr 10 cm weniger ftark als die Bank: diefe fpringt alfo um ebenfoviel
vor (vgl. den Schnitt bei Schneider a. a. O.). Die Rahmenplatte umfchließt eine 37 cm
breite, oben halbrund begrenzte Öffnung und ift wie folgt gegliedert. Die Öffnung ift
zunächft von einem Infchriftband umfäumt. Es folgt nach außen beiderfeits ein ftehen-
der Rundftab oder Säulchen mit Blattkapitell. Diefe Rundftäbe tragen einen Bogen, der
fich gleichfalls als runder Stab dem Infchriftband oben herum anlegt. Zugleich ent-
wachfen den Kapitellen aber fenkrecht noch zwei weitere Stäbe, die Kreuze tragen,
welche die Zwickel rechts und links oberhalb des Halbrunds fehr gut füllen. Die Außen-
kante der ganzen Rahmenplatte ift beiderfeits und.oben mittels eines Stegs verftärkt.
Zwifchen diefen Stegen und den genannten Rundftäben fteigt rechts wie links ein
Rankenornament auf, das jeweils bis zum äußeren Querbalken der genannten Kreuze
geht. Und zwar find es links zwei zweifträhnige Bänder, die fich zu einer Kette von
Runden miteinander verflechten. Dabei entfenden fie kleine Blättchen in die offenen
Zwickel zwifchen den Runden und Ausläufer ins Innere der Runde, die fich dort zu
Palmetten vereinigen. Rechts ift es eine runde Ranke, die in ftark gewellter Linie
verläuft. Bei jeder Biegung zweigt ein großes Akanthusblatt ab, das fich dergeftalt
nach unten (alfo rückwärts) rundet, daß es mit dem Rankenftamm zufammen ein von
den Blattfingern felbft fo ziemlich gefülltes Oval bildet. Diefen Ornamentftreifen ent-
[pricht oberhalb der Öffnung quer herüber ein zweites breites Infchriftband, das in der
Mitte über dem Scheitel des Bogens, der die Öffnung umrahmt, von einem Medaillon
mit der fegnenden Hand Gottes unterbrochen wird. Endlich werden in den Ecken
zwifchen den Kreuzarmen und den Außenftegen der Platte die Bruftbilder von Engeln
fichtbar, deren Namen beigefchrieben find. Die Rückfeite ift — und war immer — rauh.
Die vier Infchriften, von denen die innere, die die Öffnung umzieht, ftark zerftört ift,
find fämtlich durchweg in Kapitalen gehalten. Die beiden erften ftehen mit erhabenen
Buchftaben in vertieften Feldern, die dritte und vierte find eingegraben. Sie lauten
teilweife nach Schneider ergänzt — folgendermaßen: + LVX - ET. SAL - HATTHO .
SACRANS DIVINO/RVM/ QVE- SACERDOS HOC TEMPLVM STRVXIT: PICTVRA COMP-
SIT ETAVRO + 2. (oben): DEXTERA DOMINI FV (d.h. fecit virtutem, Pfalm 117, 16),
3. (links im Zwickel zwifchen Kreuz und Halbrund): MICHAEL, 4. (rechts ebenfo):
GABRIEL.
Zur Würdigung des Textes der Infchrift fühlt man fich verfucht, eine Nachricht heran-
zuziehen, die der Chronift Widukind gibt: er fagt vom Erzbifchof Hatto:!) Templum
Moguntiae nobili structura illustrabat. Das templum Moguntiae [chlechthin ift natür-
lich der Dom. Somit würde unfer Stein ein Überreft der Dom-Erneuerung unter Erz-
bifchof Hatto fein: feine Infchrift würde die Mitteilung Widukinds vortrefflich ergänzen.
Diefer Annahme fteht nun aber der Fundort des Rahmens — wenigftens fcheinbar
gegenüber. Und dementfprechend hat Schneider in feiner lebendigen Art eine ganz
andere Gedankenreihe ausgefponnen. Ihm ftand feft, der Stein müffe aus der Morit-
kirche ftammen. Und fo fuchte er eine Bautätigkeit Hattos an diefer Kirche wahr-
[&heinlich zu machen, bezog auch die Nachricht Widukinds ohne Bedenken auf die
Mauritiuskirche. Das geht aber ohne Weiteres nicht an. Die Mauritiuskirche beftand
zu Hattos Zeiten fchon, und wir hören nichts davon, daß er fie erneuerte. Es ift da-
) Böhmer-Will, Regeften zur Gefchichte der Mainzer Erzbifchöfe I. 1877. S.95 Nr. 76 und 77.