Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

   
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Kapitelftube, Denkmäler: Brendelfche Chorftühle 485 
der oberen und unteren Endigungen ehtbehrt. Und endlich ift vielleicht auch noch 
ein Zwifchengefims zwifchen der unteren und der oberen Felderreihe in den Wänden 
zwifchen den Pilaftern weggefallen. Aus alledem ergibt fich, daß die Teile offenficht- 
lich neu zufammengefegt worden find. Dabei wurden einzelne Glieder miteinander 
vertaufCht; für allzu fchwer befchädigte wurden andere aus weiteren Überreften des 
Geftühls eingefchoben; ja man ftheute fich nicht, einzelne Teile zugunften eines 
neuen, weniger hohen Aufbaus zu verkürzen. Das Ganze, wie es heute ift, veran- 
[&haulichen die genannten Abbildungen !) und unfere Tafel83. Man beachte befonders, 
wie unten an den Sigwangen und ihren Füßen, unter den Miferikordien und unter 
den Armlehnen überall das reichfte körperliche Leben fich entfaltet in grotesken Un- 
getümen, Fabelwefen, Putten und Tierköpfen. Wie dann weiter oben an den Fuß- 
ftücken der Pilafter diefes Leben fich ins Relief zurückzieht, mit Grotesken und Roll- 
werkelementen zum ornamentalen Flächenfchmuck verbindet, und wie noch weiter 
oben die ftrengere Architektur in klarer Gliederung und einfacher Flächenfchichtung 
allein das Wort hat. Verwendet find die folgenden Holzarten: das architektonifche 
Gerüft und damit aller figürliche Schmuck des unteren Teils ift aus Eichenholz, ebenfo 
jind die im Halbkreis fchließenden Rahmen der oberen Rückwand aus Eichenholz, aber 
aus einem Holz von befonderer Maferung. In den Wandfüllungen zwifchen den Pi- 
laftern find die Kartufchen der unteren Felderreihe aus dunklem Nußbaumholz, ihre 
Mittelftücke (Rechtecke und Ovale) aus fein gemafertem Efchenholz. In der oberen 
Felderreihe find die großen hochgeftellten Rechtecke wiederum aus Efchenholz. Und 
endlich find auch noch die Bogenfelder innerhalb der Halbkreisrahmen mittels dunkel 
gebeizter Einlagen gemuftert. Ergänzt (um 1814) find in der erften Sigreihe (nach 
der heutigen Aufftellung) der Knabe mit dem Hund unter der äußerften Armlehne 
rechts, dazu noch ein paar Kleinigkeiten; ferner in der zweiten Sigreihe die fatyrähn- 
lichen Unwefen und die Knaben, die fie umarmen, rechts und links außen zu größeren 
Teilen; die figenden Knaben, über ihnen, ebenfalls teilweife; der ftehende Knabe rechts 
von der Mitte und wohl auch der große Tierkopf der zweiten Wange von rechts; in 
der dritten Sigreihe der Flötenfpieler teilweife, der Knabe mit dem Schaf und die 
Meermaid unter ihm, endlich der fich räkelnde Knabe rechts von der Mitte. 
Der Wappenfchild des Kurfürften Daniel Brendel von Homburg (+ 1582) findet fich 
je einmal in den beiden (offenbar urfprünglichen) Außenwangen und noch dreimal, 
kleiner, in dem Grotesken- und Rollwerk, das die Fußftücke der Pilafter [hmückt. 
Die Bauzeit der St. Gangolf-Hofkirche (1570- 1581) gibt ein einigermaßen feftes 
Datum für die Entftehung des prachtvollen Werks. Aber über den Künftler und die 
Herkunft feines Stils kann ich etwas Zuverläffiges, was über Schneiders Bemerkungen 
wefentlich hinausginge, nicht ausfagen. Schneider wies auf die verwandten Elemente 
im Floris-Stil und allgemeiner überhaupt in der niederländifchen Renaiffance hin.?) 
Er hat mit diefem Hinweis zweifellos recht: es ift fehr wahrfcheinlich, daß ein Nieder- 
länder am Mainzer Hof die ganz hervorragende Arbeit zwifchen 1570 und 1580 ge- 
[Chaffen hat; einen Namen kann ich nicht nennen. 
‘) Unter ihnen macht die große Tafel des Korrefpondenzblattes die Farbenunterfchiede 
der verwandten Hölzer befonders gut deutlich. 
”) Den von ihm angeführten Beifpielen möchte ich noch einige hinzufügen. Man vergleiche 
auch J. J. v. Yfendyk, Documents classes etc. Buchftabe E, Pl. 36; ferner die michelangelesken 
Putten, das Rollwerk und die Grotesken des Jacques Floris 1567, geftochen von J. Cock, ebenda 
Buchftabe P; fodann das Geftühl des Jan Terwen in Dortrecht (1538 -42) ebenda Buchftabe S 
(Stalles). Endlich hat auch ein Geftühl in Nymwegen ebenda S£rie III, Buchftabe S, Pl. 3 
im Gefamtaufbau eine gewif[fe Ähnlichkeit mit unferen Sißreihen. 
  
  
   
  
   
    
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
   
   
  
  
  
   
  
  
   
   
   
  
   
  
  
  
   
    
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
   
   
   
	        
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