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et ehe
a een
Wand-
teppiche
486 Kapitelftube, Denkmäler: Wandteppiche
Weiter find hier die Bildniffe der Kurfürften in einer vollftändigen Reihe
von Albrecht von Brandenburg an aufgehängt. Die Bilder, 35 — 40 x 47 —52cm groß,
in fchlichten Goldrahmen, find mit InfChriften verfehen, die das Nötigfte über die dar-
geftellten Perfonen ausfagen; fie tragen auch (von Nr. 2 an) die Wappen der Kur-
fürften und find durchnumeriert. Sie find künftlerifch wertlos; in der Hauptfache
handelt es fich offenbar um fehr handwerkliche Kopien. So ftimmt das Bildnis Albrechts
genau mit dem Bild Nr. 304 in der ftädtifchen Gemäldegalerie überein, das feinerfeits
ein authentifches, von einem recht tüchtigen, allerdings nicht gerade hervorragenden
Zeitgenoffen des Kurfürften gemaltes Porträt ift.
Der größte Schat der Kapitelftube neben dem Brendelfchen Chorgeftühl ift indeffen
eine ftattliche Anzahl fehr wertvoller Teppiche. Da find zunächft einmal fieben Stücke
von mindeftens vier verfchiedenen Rücklaken. Diefe Teppiche werden von
Frau Dr. Betty Kurth in einer forgfam vorbereiteten Veröffentlichung des Deutfchen
Vereins für Kunftwiffenfchaft, die alle deutfchen Teppiche des 15. Jahrhunderts um-
faffen foll, eingehend gewürdigt werden. Ich kann mich daher hier mit ein paar kurzen
Angaben begnügen.
1. Zwei Stücke von einem Rücklaken mit Jünglingen, Jungfrauen und
Fabelwefen. Vgl. v. Falke in Lehnerts Illuftrierter Gefchichte des Kunftgewerbes |
S. 346f. Ferner: Bode und Volbach, Mittelrheinifche Ton- und Steinmodel. Jahr-
buch der Kgl. Preußifchen Kunftfammlungen 39. 1918. S. 119.
Diefe beiden Stücke bildeten urfprünglich höchftwahrfcheinlich eine einzige zu-
fammengehörige Bahn, die ungefähr 6,20 m lang und etwa 0,70 m hoch (breit) war.
Die Bahn beginnt links mit zwei Wappen, die zu beiden Seiten einer Staude oder
eines Rankenbaums fChräg einander gegenübergeftellt find. Es folgen von links nach
rechts, durchweg zwifchen Ranken, die den ganzen Grund füllen, ein Greif, ein Jüng-
ling mit einem Stab, eine Dame, die mit jeder Hand ein phantaftifches Ungetüm an
einem Stricke führt: die Untiere find ihr zugewandt. Dann ebenfo zwifchen zwei
einander zugekehrten Fabelwefen ein lebhaft unter einer Ranke weg nach links
f[chreitender Jüngling. Das zweite Ungetüm wendet den Kopf nach rechts zurück einer
Dame zu, die es bedroht. Dann folgt noch einmal der Greif, der Jüngling mit dem
Stabe und die Dame mit den beiden Ungeheuern. Das Laken fCheint damit vollftändig
erhalten. Der Grund ift tiefblau; an Farben kommen weiter vor: Zinnoberrot, Rofa,
Violett, helleres Blau, Grün, dunkleres und helleres Gelbgrün, Gelb. Die Zeichnung
ift beftimmt und gut; der Stil weift auf die fechziger Jahre des 15. Jahrhunderts.
2. Zwei Rücklaken mit Spruchbändern. Die beiden Teppiche, je 2,90 m
lang und (heute) 60—66 cm hoch, dürften zufammengehören und Gegenftücke ge-
wefen fein. Auf tiefblauem Grund zwifchen und vor farbigen Rankenbäumen ftehen
Damen, die je ein großes Schriftband über fich ffhwingen. Zwifchen ihnen entwachfen
phantaftifchen Rankenblumen je zwei Bruftbilder kleinerer Figuren, die den Damen
kürzere Spruchbänder entgegenhalten. Auf den Schriftbändern der Damen lieft man in
gotifchen Minuskeln in wortweife wechfelnden Farben: der - welt ere - liebt mir - sere.
Auf den anderen ebenfo: sie ist- falß. Der zweite Teppich zeigt an den entfprechenden
Stellen die Worte: der - welt * list - send - mir - unwert - und: such - got. An Farben
kommen vor: Rot, Violett, Hellblau, Gelb, Grün, Weiß. Die Zeichnung ift auch hier
ficher und gut; das Teppichpaar dürfte gleichfalls zwifchen 1460 und 1470 ent-
ftanden fein.
3. Drei Stücke mit wilden Männern, Frauen und Jagdfzenen. Diefe
drei Teppiche ent[prechen einander fo, daß man annehmen muß, fie bildeten immer