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492 Verfchwundene Denkmäler des Kreuzgangs und der Stiftsgebäude
lich)der Tür zum Kapitelhaus, fah man ein „altes“ Wandbild, das einen ganzen Schild-
bogen füllte, mit der Darftellung der Herabkunft des Heiligen Geiftes. Die Infchrift
nannte als Stifter den „famulus de Grünenberg“, der am 6. Juli 1390 hier beftattet
wurde, und den Maler Chriftoferus. Einigermaßen auffallend ift in diefer Nachricht
das Datum 1390: der Südflügel des Kreuzgangs wurde ja erft um 1400 gebaut. Es
gibt zwei Möglichkeiten der Erklärung. Entweder: Grünenberg wurde noch im alten
Kreuzgang, vor deffen Umbau, an diefer Stelle begraben. Seine Erben ließen aber
das Bild, das die Erinnerung an ihn lebendig erhalten follte, erft im Neubau aus-
führen. Das ift, da 1390 längft für eine Erneuerung des Kreuzgangs gefammelt und
geftiftet wurde (f. oben S. 405: Roricus von Sternberg, der Stifter des vierzehnten
Joches, ftarb föhon 1380; vgl. auch S. 409), durchaus möglich. Oder: die Südwand ift
wenigftens teilweife ein Überreft des älteren Kreuzgangs, alfo älter als die an fie an-
gefchloffene Kreuzgangarchitektur. Auch das ift denkbar, aber weniger wahrfchein-
lich. Aber fahren wir fort: im zwölften Joch (f. den Grundriß Tafel 76) füllte wiederum
einen ganzen Schildbogen der Südwand eine Darftellung der Kreuzfchleppung, geftiftet
von den Vikaren Johannes Quertar und Nypat, die beide im Jahre 1468 ftarben’ Ebenfo
war im fünfzehnten Joch ein Ecce Homo gemalt; die Infchrift gab das Jahr 1474 dazu an.
Im Oftflügel waren fo gut wie alle Schildbogenflächen mit Wandbildern ausgeftattet.
Das Bild des Eckjochs war fchon zu Bourdons Zeiten unkenntlich; im fiebzehnten
Joch fand fich über der Tür zur Rüftkammer die Darftellung des Noli me tangere,
geftiftet von demfelben Domherrn Otto Herdan von Buches (+ 1420), deffen Wappen
den Schlußftein diefes Joches f£hmückt (f. oben S. 405). Daneben war — vielleicht als
Wiederherfteller der Malerei — der Vikar Mathias Schwan von Umftadt (+ 1572) ab-
gebildet („genuflectens“, alfo doch als Stifter). Im nächften (achtzehnten) Joch knieten
unter einer Darftellung der Himmelfahrt Chrifti der Propft Johann von Schönenburg
(r 1414) und der Kantor Heinrich von Schönenburg (+ 1412), fein Bruder, die Stif-
ter des Joches (f. oben S. 405). Im neunzehnten Joch fah man eine Abnahme Chrifti
vom Kreuz; auch hier erfchien der Stifter des ganzen Joches, der Scholaftikus Hein-
rich Rau von Holzhaufen (fF 1415) als Stifter in der Wandmalerei wieder ; neben ihm
noch ein offenbar unbeftimmbarer Laie aus derfelben Familie und endlich
noch als Wiederherfteller des vor Alter unfcheinbar gewordenen Bildes der Vikar
Georg Leichenberg (7 1566). Das 20., 21. und 22. Joch fihmückten nicht Wandge-
mälde, fondern andere Kunftwerke, die unten erwähnt werden follen. An der Oft-
wand des legten Joches, alfo gegen den Treppenturm, war dagegen wieder eine „alte“
Malerei, die die Auferftehung der Toten darftellte. Die Infchrift vermochte fChon
Bourdon nicht mehr zu lefen; dagegen war unten rechts das Bild eines knieenden
Geiftlichen (des Wiederherftellers der Malerei?) zu erkennen mit einer kurzen In-
[ehrift, die den Namen Melchior Steick und das Jahr 1569 nannte.
Ganz deutlich fondern fich diefe Malereien in drei Gruppen. Die erfte Gruppe der
Bilder ftammte aus der Zeit der Erbauung des Kreuzgangs. Offenbar übernahmen
zahlreiche Domherren nicht nur den Aufbau, fondern auch die farbige Ausftattung
eines Joches. Aus der Schilderung Bourdons geht aber auch deutlich hervor, daß
diefe Wandgemälde verhältnismäßig bald unfcheinbar geworden waren: er bezeichnet
einzelne als nicht mehr kenntlich, andere als wiederhergeftellt. Es ift deshalb fehr
wohl möglich, daß urfprünglich die Zahl der fchon um 1400-1410 ausgemalten Joche
fehr viel größer war, daß aber zu Bourdons Zeiten nicht wenige alte Bilder f£hon
wieder durch neue erfett oder wovon wir noch hören werden durch davor-
gehängte Tafelbilder verdeckt waren. Vielleicht war der ganze Kreuzgang gleich ur-