Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

   
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494 Die Dombibliothek 
Schmerzensmannes, des Gekreuzigten, der Abnahme Chrifti vom Kreuz oder anderer 
Paffionsfzenen, auf denen dann regelmäßig der oder die Stifter knieend zu fehen 
waren. Von anderen Bildern wären etwa noch ein Abendmahl (1553) und der Ab- 
[chied des Tobias von feinen Eltern mit dem Engel (1561) zu erwähnen. Die Daten, 
die die Infchriften auf den Bildern übermittelten, reichen von 1435 bis 1649. Man- 
ches künftlerifch wertvolle Stück, weit mehr noch vieles für die Entwickelungsgefthichte 
unferer Malerei Bedeutfame wird unter dem Verlorenen gewefen fein. Aber wir 
fragen vergeblich, wie etwa eine Kreuzabnahme von 1441 ausgefehen haben mag. 
Ebenfo vollftändig wie die Holzdenkmäler find die aus Metall verfchwunden. Von 
den Metallauflagen auf Grabfteinen war fthon die Rede. Weiter aber gab es auch 
noch Bronze- oder Meffing-Epitaphien, allermeift wohl in einfacher Tafelform mit 
Schrift und mehr oder weniger reichem Schmuck. Bourdon nennt ihrer noch fünf- 
zehn, alle aus dem fpäteren 16. und aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts. Mehr- 
fach begegnete die Signatur: „Chriftian Klapperbach goß mich“ (vgl. Schrohe, Auf- 
fäge und Nachweife = Beiträge zur Gefchichte der Stadt Mainz II. Mainz 1912. 
S. 190 ff. und 195 ff.). Wenn man etwa die Reihe der herrlichen Infthrifttafeln aus 
Bronze in der Elifabethenkirche in Breslau kennt, wird man den Verluft diefer 
Denkmäler des fihriftkundigen Mainz tief beklagen. 
So war alfo das Bild, das der Kreuzgang noch nach der Mitte des 18. Jahrhunderts 
bot, überaus reich. Im Fußboden die Grabfteine, an den Wänden ringsum ein lockerer 
Kranz aus Epitaphien von Stein, Holz und Erz; dazwifchen Tafelbilder, offenbar 
überall, wo fich ein günftiger Fleck bot, aufgehängt; darüber und gewiß auch an den 
Gewölben Wandmalerei: das Ganze wiederum lebendigfte Gefchichte und Mufeum 
zugleich — in feinem befonderen Reiz unwiederbringlich verloren. 
Schließlich gönnt Bourdon auch der Ausftattung und den Schägen des Kapitel- 
haufes noch ein paar Säge. Wir befchränken uns darauf, feine Aufzählung der 
Wappenfcheiben, die die Fenfter der Kapitelftuben fehmückten (S. 252 ff.), und die 
Erinnerungen an den Dekan Bernhard von Breidenbach, — darunter eine Erdkarte 
und ein altes Bild der Stadt Jerufalem — die die große Kapitelftube bewahrte (S. 263), 
zu erwähnen. 
DIE DOMBIBLIOTHEK 
Joannis I S. 109. Gudenus II S. 563 ff. Würdtwein, Bibliotheka Moguntina. Augs- 
burg 1787. Fr. Falk, Die ehemalige Dombibliothek zu Mainz. 18. Beiheft zum Cen- 
tralblatt für Bibliothekswefen. Leipzig 1897. R: Ehwald, Gefchichte der Gothaer 
Bibliothek. Centralblatt für Bibliothekswefen XVIII. 1901. Heft 8 und 9. G. Binz, 
Literariföhe Kriegsbeute aus Mainz in f£hwedifchen Bibliotheken. Mainzer Zeitfchrift 
X1/XII. 1917/18. S. 157 ff. 
Die Mainzer Dombibliothek hat ähnliche Schickfale durchgemacht wie der Dom- 
[chag. Sie muß in den Tagen ihrer Blüte außerordentlich gewefen fein. Mehrfach 
beraubt ift fie doch immer wieder zu Bedeutung gelangt, bis fie 1793 elend ver- 
brannte. Verfprengte Refte der einftigen Herrlichkeit find noch nachweisbar, vor 
allem in der Vatikanifchen Bibliothek in Rom und in Gotha. In die Vaticana gelang- 
ten koftbare Mainzer Handfthriften und Bücher über Heidelberg: Markgraf Albrecht 
Achilles von Brandenburg hatte 1552 nach der Einnahme von Mainz auch die Dom- 
bibliothek geplündert und die entführten Bücherfchäge feinem Schwiegervater, dem 
Kurfürften von der Pfalz, nach Heidelberg verehrt. Von da kamen fie mit der ganzen 
[fonftigen Heidelberger Bibliothek nach der Einnahme des Schloffes durch Tilly als 
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
	        
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