Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

   
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Die Glocken 505 
auch das Gewicht. Die ältefte Glocke ftammte aus dem Jahre 1298 (f. Schrohe a.a. O. 
S. 183). Die große Glocke des Oftturmes ließ im Jahre 1598 das Domkapitel auf 
feine Koften gießen. Auf ihr waren fämtliche Mitglieder des Domkapitels aus dem 
Jahre 1598 mit Namen angeführt. 
Nach dem Brande von 1767 erhielt der Weftturm vier neue Glocken. Das Nähere 
hierüber bringt Schrohe S. 71 ff. aus den Domkapitelsprotokollen. Das ganze Geläute 
des Domes ging bei dem legten Dombrande im Jahre 1793 zugrunde.!) 
Seine vier neuen Glocken, das heutige Geläute des Weftturmes, erhielt der Dom 
im Jahre 1809. Das Nähere hierüber findet fich in der Predigt J. L. Colmars und bei 
Brilmayera.a.O.; beide geben aber die Infchriften nicht vollftändig wieder. Diefe find 
bei allen vier Glocken in Kapitalen mit überhöhten großen Anfangsbuchftaben gegoffen. 
Wir verzeichnen zunächft der Größe nach die jest im unterften Gefchoffe des Neu- 
mannfChen Abfchluffes (über dem gotifchen Turmgefchoffe) hängenden vier Glocken: 
l. Martinusglocke. Durchmeffer 1,80 m, Höhe 1,40 m. Auf dem oberen Rande 
jteht die Bezeichnung des Gießers: Jofephus Zechbauer g0ss mich in Maint. Darunter 
läuft ringsum auf dem Mantel ein aus zwei Modeln gedrückter Kranz von langge- 
zogenem, ineinanderlaufendem Akanthusornament, wechfelnd mit einem Cherub, der 
vom gleichen Ornamentmufter umgeben ift. Auf der Vorderfeite des Mantels fteht: 
S. Martino sacra. Darunter in einer durch einen Baum angedeuteten Landfchaft Sankt 
Martin zu Pferde mit dem Bettler, darunter A. D. MDCCCIX. Auf der linken Seite: 
Ex aere bellico | a Napoleone Magno | devictis Borussis | capto | et | generose con- 
cesso | partim confecta. Auf der rechten Seite (als Fortfegung): Sedem Mogunt: 
tenente | Jos. Ludovico | capitulum vero canonicis /seqq:| Bern: Betzet,Jac: Humann | 
vicarüis general: | Guill. Aschof. Theoph. Hober. | Joann. Balteweg. Petro Schunk. / 
Max Herzog theol. pr. Jos. Firino rhet. pr. | Franc. Werner fabricae magistro | Leop. 
Liebermann, sem. ep. sup. | Mart. Dotzheimer eccl. cath. par. Auf der Rückfeite: 
Jubelt Menfchen oder zittert! | Wann mein Zuruf Euch erfchüttert. | Nur das Ernte, 
das Erhabene kund ich Euch, | Siegesbot/chaft Friedenskunde, | Großer Männer Todes- 
ftunde | Und an Tagen des Triumphs von Gottes Reich | Weck ich Euch mit feierlichem 
Klange | Zu des Welterlöfers Lobgefange. Auf dem Schlagrande liegt ein Kranz, der 
aus den gekreuzten Abdrücken natürlicher Blätter (Salbei) gegoffen ift. 
2. Marienglocke (Stundenglocke). Durchmeffer 1,54 m, Höhe 1,12 m. Die Gießer- 
infchrift: -F Jofephus Zechbaur (fo!) goss mich in Mainz. Darunter wieder ein ähn- 
liches Ornament wie bei Nr. 1 (ohne die Cherubim, mit Verwendung nur eines Mo- 
dels). Auf der Vorderfeite: Virgini matri sacra. Darunter Maria von einem Engel 
gen Himmel getragen (tüchtige Arbeit). Hierunter: Prospera cuncta ferat semper nova 
civibus hora. | Jubente Rmo dno Jofepho Ludovico episcopo MDCCCIX. Auf der Rük- 
feite: Jede Stund bring neuen Seegen, | Der von Gott geliebten Stadt, | Milde Wärme, 
Janften Reegen, | Und was der Himmel Edles hat. Rechts und links der Infchrift find 
wieder je drei Salbeiblätter abgedrückt. Auf dem Schlagrande liegt ringsum ein 
[Chmaler Streifen mit rocailleartigem Ornamente. 
3. Jofefsglocke. Durchmeffer 1,20 m, Höhe 0,94 m. Auf dem oberen Rande 
die Gießerinföhrift: + Jofephus Zechbauer goss mich in Mainz. Darunter ein aus dem 
‘) Nur ein kleines Meßglöckchen vom Jahre 1784, mit dem Bilde des gekreuzigten Heilandes 
geziert, [chien fich erhalten zu haben; [. Schrohe, Die Schickfale des Mainzer Domes in den 
Jahren 1792—1802. Mainz 1917. S. 13 des Sonderdruckes und Brilmayer a.a.O. Diefes Glöck- 
chen wurde 1917 bei der Befchlagnahme der Glocken zum Einfchmelzen abgeliefert; es hing 
bis dahin ebenfalls auf dem Weftturme in der oberen Galerie. 
      
   
   
    
    
   
    
   
  
    
    
  
   
   
    
  
  
   
   
   
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
Heutige 
Glocken 
  
	        
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