Weftfeite
66 Baubef[chreibung, Äußeres: Weftquerhaus
Das mittlere Doppelfenfter ift aber beträchtlich höher als die beiden feitlichen. Jedes
Doppelfenfter zeigt zwei Bogen auf drei Säulchen.
Die Gewände der umrahmenden Blenden haben in zwei Stufen wieder je ein Säul-
chen, die Kante des Pfeilers zwifchen ihnen ift auch hier durch einen Karnies erfett.
Dasfelbe Profil — Karnies zwifchen zwei Wulften — kehrt in den Archivolten wieder.
Diefe Blendenarchitektur fußtaufdem oben erwähnten Rundbogenfries, der etwas unter-
halb der Gefimfe der Eckvorlagen das Giebelfeld nach unten begrenzt. Tafel 13
macht das Ganze deutlich, und Tafel 16 zeigt, daß der Charakter der Dekoration dem
der unteren Fenfter nahe verwandt ift. Die Blattenden rollen fich an den Diagonal-
feiten der Kapitelle hier vielleicht noch etwas entfchiedener ein als unten, und diefe
Vorläufer der „Knofpen“ verdienen bemerkt zu werden. Übrigens ift die Arbeit hier
oben keineswegs [ehr fein.
Im Giebelfchluß fitt endlich noch eine dreiteilige Wandblende: zwei Rundbogen und
ein mittlerer, überhöhter Kleeblattbogen auf zwei Säulchen.
Man beachte, wie fein die fenkrechten und die wagrechten Linien ins Gleichgewicht
gebracht find. Die Eckvorlagen weifen energifch nach oben. Ihre Bewegung faßt der
Giebel zufammen: fie ftrahlt in der Kreuzblume aus. Die Kraft diefes „empor!“ wird
noch verftärkt durch die Anordnung der Fenftergruppe im Giebel und die dreiteilige
Blende darüber. Innerhalb diefes aufftrebenden Rahmens ift alles beruhigt. Zwar
im unteren Gefchoß herrfchen auch hier die Senkrechten, aber fie find durch zwei
Bänder (an das obere legen fich — fehr fein berechnet — unmittelbar die Fenfterbänke
an) horizontal verknüpft, und oberhalb der mittleren Strebepfeiler fiegen die Horizon-
talen: breit lagert fich die prachtvolle Fenftergruppe, unlösbar ift fie in den Rahmen
eingebunden. Mit diefer klaren Struktur vereinigt fich die. bewußte Steigerung der
Dekoration nach oben. Das Ganze ift ein glänzendes Beifpiel der malerifchen Kunft
des Spätromanismus.
Die Weftfeite des füdlichen Querhausflügels ift unten eingebaut. Immerhin ift eine
Rekonftruktion möglich: fehon Hundeshagen hat einen in allen Hauptpunkten zutref-
fenden Aufriß gezeichnet (Tafel 15).
Die Weftfeite ift an der Außenkante wiederum von einer breiten Lifene gerahmt, der
fich ein nach Weften gerichteter Strebepfeiler vorlegt. Wie oft fich diefer unten verjüngt,
läßt fich nicht feftftellen; in etwa zwei Drittel der Gefamthöhe der ganzen Front fpringt
er zurück, und etwa in der Mitte des oberen Wanddrittels liegt fein Abfchlußgefims.
Die fteile Schräge, in der er endet, ift ebenfo wie der Rückfprung weiter unten mit
Schiefer abgedeckt. Darüber erfcheint die Eckvorlage, an die oben unter dem Haupt-
gefims ein Rundbogenfries (in gleicher Flucht) angefChloffen ift. Der Fries ift hier —
wie am ganzen Weftbau, abgefehen vom Turm (f.unten) — aus Platten gefChnitten und
ruht auf dekorierten Konfolen. Das Hauptgefims hat am ganzen Südflügel dasfelbe Profil.
Innerhalb diefer Umrahmung ift die Wandfläche, wie folgt, gegliedert. Zunächft ift
fie unten bis etwa zu zwei Drittel der Gefamthöhe durch eine breite Lifene in der
Mitte fenkrecht geteilt. Von der Lifene geht (in gleicher Flucht) nach beiden Seiten ein
Rundbogenfries aus, der fich links in der Ecke, rechts am Strebepfeiler totläuft. Dar-
über [pringt die ganze Wand zurück ; Rückfprung und Rundbogenfries find — hier in
Stein — fChräg abgedeckt. Diefe Abdeckung fällt mit der Verjüngung des Strebepfeilers
in diefelbe Höhe: fo ift eine durchlaufende Horizontalteilung gewonnen. Unterhalb
des Rundbogenfriefes fit in jedem Feld ein großes Fenfter, deffen Gewände einmal
eingeftuft und dann fteil eingefchrägt ift. Unterhalb der Fenfter liegt wieder ein Rück-
[prung der Wand, und ganz unten rechts befindet fich das — eingemauerte — Leich-
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