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Baubefchreibung, Äußeres: Weftquerhaus 67
hofportal, auf das ich [päter zurückkomme. Die unteren Teile der Front ftecken heute
über 2 Meter tief in der Erde.
Das obere Drittel der Wandfläche (Tafel 17) trägt als Hauptfchmuck eine Rofe, die
auffehr eigentümliche Weife der Wand eingegliedert ift. In der Mitte der Wand figt eine
breite, unten rechteckige, oben halbkreisförmig gefchloffene Nifche. Der Kämpfer des
Bogens liegt in der halben Höhe der ganzen Nifche. Die Bank ift rechteckig eingeftuft;
in den fenkrechten Wänden ift die Vorderkante abgefaft und durch eineKehle zwifchen
zwei Plättchen erfett, der fich weiter nach innen beiderfeits ein Säulchen anfchließt.
Dies Gewändeprofil fett fich als Kehle und Rundftab im Bogenrahmen oben fort. Und
diefem Bogenrahmen ift nun die Rofe einbefchrieben. Ihr Rahmenprofil zeigt noch
einmal eine Kehle zwifchen zwei Plättchen und — in der zweiten Stufe — eine ftarke
Schräge. Hinter diefer figt nun endlich die Platte, die die eigentliche Rofe bildet. Sie
öffnet fich in acht kreisförmig aneinandergefchloffenen Rundbogen, deren Füße in
radial geftellten Konfolen enden.
W. Noack!) hat diefe „wie mit der Säge aus der Steinplatte herausgefChnittenen“
Rofen den nordfranzöfifchen — mit Radfpeichen oder Maßwerk — gegenübergeftellt
und als ihre Heimat Burgund bezeichnet. Aber auch in Deutfchland find diefe „bur-
gundifchen“ Rofen ziemlich verbreitet. Ich erwähne das einftweilen, ohne zunächft
Schlüffe aus dem Sachverhalt zu ziehen.
Die Säulchen, die die Nifche flankieren, haben fchüffelförmige Bafen mit Eckzier.
Die Kapitelle zeigen ein ähnliches Blattwerk wie die Kämpfer am Mittelpfeiler feitlich
von den beiden mittleren Fenftern der Südfront unferes Querhausflügels (Tafel 16),
aber anders angeordnet. Das Motiv fett fich als Blattkante von der Nifche aus hori-
zontal nach beiden Seiten an der Wandfläche fort. Ebenfo ift das eigentümliche [piß-
winkelige Mäanderband, das die Kämpfer über den Kapitellen ffhmückt, an den Wand-
flächen weitergeführt, ja es ift felbft um den Eckftrebepfeiler herumgekröpft, unter
deffen Abfchlußgefims, und kommt erft im einfpringenden Winkel zwifchen den beiden
Strebepfeilern diefer Südweftecke des Querhaufes zu Ende.
Während die Südfeite und die Weftfeite des füdlichen Querhausflügels in den Haupt-
punkten der Gliederung übereinftimmen (fenkrechte Teilung der unteren zwei Drittel
der Wandfläche, Horizontalteilung durch einen eingefpannten Rundbogenfries oder
durch die Fortfegung der Fenfterkämpfer, Verjüngung und Abfchluß der äußeren Strebe-
pfeiler in gleicher Höhe), ift der Nordflügel in alledem anders behandelt. Wir be-
ginnen mit der Weftfeite (Tafel 15). Sie ift ähnlich wie die genannten Fronten des Süd-
flügels mittels einer zum Strebepfeiler entwickelten Eckvorlage gerahmt und durch eine
mittlere Lifene fenkrecht (hier bis oben!) geteilt. Der Strebepfeiler verjüngt fich drei-
mal und ift dann mit einem fteilen Pultdach abgedeckt. Aber auch oberhalb diefer
Abdeckung ift die Eckvorlage noch fo ftark, daß fie noch drei fChräg gedeckte Rück-
[prünge braucht, um endlich die Flucht der einfachen Ecklifene zu erreichen. Auch
die Mittellifene ift ftrebepfeilerartig verftärkt, mehrfach verjüngt und erft ganz oben
durch zwei Rückfprünge auf die Flucht der Ecklifene gebracht. In der gleichen Flucht
liegt der Rundbogenfries, der die Lifenen miteinander verbindet und fich rechts hinter
dem Anbau (f. unten) verliert. Der kräftige Wulft des Hauptgefimfes ift mit [chmalhohen
gefChwungenen Blattftengeln dekoriert, die fich durchkreuzen. Auch die Wandflächen
[pringen zweimal, je unter den Fenftern, zurück. Eigentliche Fenfter find zwei ficht-
bar, in den beiden oberen Wandfeldern rechts und links von der Mittellifene. Aber
nur das Fenfter links, nördlich von der Lifene, ift offen. Sein Gewände zeigt eine
1!) Werner Noack, Die Kirchen von Gelnhaufen. Hall. Differtation 1912. S. 33.
Nordflügel
Weftfeite