Full text: Der Dom zu Mainz (B, [2], Band 2, Teil 1)

   
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Baubefchreibung, Äußeres: Weftvierungsturm 81 
man fofort, wie viel felbftändiger fich dann die Querhausflügel und der Chorbau mit 
feinen Apfiden und Türmen auseinanderlegen; und noch mehr: wie dann plößlich das 
Langhaus feinen alten bafilikalen Charakter wiedererhält, die ausgefprochene Länge. 
Auch diefe, die von den erften Erbauern gewollte Wirkung hat ihre befonderen Reize, 
mag auch unfer Empfinden der legten Löfung, die die Gotik vorbereitete und die fchließ- 
lich Franz Ignaz Michael Neumann dem Turmproblem gab, rückhaltlos zuftimmen. 
Sehen wir uns nun das einzelne etwas näher an. Man wird bald finden: auch die 
romanifchen Gefchoffe des Turmes find nicht durchaus einheitlich. Das erfte, noch 
mannigfach von den Dächern überfchnitten, hat Ecklifenen, Rundbogenfriefe, deren 
Bogen aus — durchfchnittlich je drei — Quaderchen gebildet find (vgl. Abb. 26 f.: man be- 
achte den Unterfchied diefer Bogen von denen des Langhaufes), und in den Diagonal- 
feiten je ein größeres Fenfter mit einfach eingeftuftem und dann glatt gefchrägtem Ge- 
wand. Das Gefims zeigt — von unten nach oben — einen kräftigen Rundftab, ausladende 
Kehle und Platte; die Abdeckung ftammt wohl aus Neumannfcher Zeit (vgl. Tafel 26). 
Im zweiten Gefchoß fpringt die Wand oberhalb des Bandes, das von den Kämpfern 
der Fenftergruppe ausgeht, etwas zurück. So wird die Fläche in zwei Teile zerlegt: 
der untere nimmt die Fenfter auf, der obere die umrahmenden Blenden. Eckverftär- 
kungen und Rundbogenfries fehlen ; das Gefims ift das gleiche wie unten (Abb. 37/38). 
Die Fenfter bilden in jeder Turmfeite (nur die nach Often und Weften fChauenden 
find etwas einfacher geftaltet) eine Gruppe von dreimal zwei Öffnungen. Jeder Doppel- 
bogen ift von einer Blende überfpannt; die mittlere Blende in jedem Feld, fchmäler 
als die beiden feitlichen, ift überhöht. 
Das Gewände ift fehr reich profiliert. Zunächft ift der Eckpfeiler des Turmgefchoffes 
auf jeder Seite zweimal eingeftuft. Die Kante jeder Stufe ift durch ein Säulchen erfett. 
Von diefen entfpricht das äußere dem kantigen Aufßenprofil der Blendbogengruppe 
darüber, das, innere der Kante der inneren Blendbogenftufe. In die (tiefere) Außen- 
ftufe der Blende ift überdies ein kräftiger Wulft eingefegt. Ganz ent[prechend zeigen 
die Pfeiler der Hauptteilung je drei zugeordnete Säulchen: ein mittleres, über dem fich 
die kantigen Außenprofile je zweier Blenden vereinigen, und zwei feitliche je für die 
innere Kante der Blendeninnenftufe. Der eigentliche Doppelbogen des Fenfters ruht 
dann feitlich unmittelbar auf den Pfeilern, in der Mitte auf einem Trennungsfäulchen. 
Alle Säulchen haben Kapitelle. Ihre Kämpfer — Platte, Kehle und ein ftarker Drei- 
viertelftab — find horizontal als Gefims um die Ecken der Gefchoßflächen herumge- 
führt. In jede der acht Kanten des Gefchoffes ift unter diefem Horizontalgefims ein 
Säulchen eingeftellt. 
Hinter der Arkade liegt, wie der Grundriß (Abb. 37) lehrt, eine Galerie in der 
Mauerftärke (f. auch Tafel 28: im Schnitt des Weftturms). Sie ift mit einem fortlau- 
fenden Tonnengewölbe eingedeckt. 
Die Einzelformen bringen nichts Neues. Vorauszufchicken ift, daß auch hier fehr 
viel erneuert, und zwar roh erneuert ift, daß aber auch die alten Teile eine fehr derbe 
und fummarifche Behandlung zeigen. Schmutg und dick aufliegende, zum Teil ver- 
brannte und ftellenweife wieder abgefprungene Farbfchichten trüben weiter das Bild. 
Die Bafen der Säulchen haben das von oben dem Wulft flach fich anlegende Blatt, 
manchmal an der Spitze, wieder zurückgebogen. Vereinzelt find umgekehrte Kapitelle 
als Bafen verwendet. Die Kapitelle entfprechen durchaus den [&hon befchriebenen 
Arten des Weftbaues: die diamantierten oder gefurchten Blattftengel; Lilienblätter ; 
die großen, breiten, glatten Blätter, die das Zangenmotiv bilden — das alles findet fich 
hier wieder. Noch nicht befchrieben wurde folgendes Kapitell (das aber ganz ähnlich 
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