KREIS BÜDINGEN
Fig. 57. Büdingen. Vorderwand einer Truhe um 1560—-1570.
zu lesen ist. Ein Wappenschild, rechts oben von der Figur, zeiet
eine Hand mit drei Disteln und Distelblättern. Auf dem äussern Rand
des Steines ist in Minuskeln die Schrift anna Leer. jeptuaueiima uctabıa
—
eingehauen, d. h. anno 1478, da nebenstehendes Abkürzungszeichen E
vor septuagesimo, nach Charakter der Buchstaben, Tracht der Figur
u derel ‚nur; für. das "7%. Jahrhundert gelten kann. Der Name fehlt.
Sammlung des Im Besitz des Prinzen Alfred von Ysenburg und Büdingen befinden sich
Prinzen Alfred
von Ysenburg Verschiedenartige, ausgewählte Kunstgegenstände und Altertümer,
Besonders wertvoll
und Büdingen
ist eine Sammlung ysenbureischer Münzen aus den frühesten bis in die spätesten
Ni Zeiten, die ausser einzelnen z. Z. nicht erhältlichen Unica keine Lücken hat und
| in solcher Vollständiekeit wohl nirgends sonst anzutreffen ist. Bemerkenswerte
Teile der Sammlung sind ferner Pyrzellan- und Glaswerk, viele alte Uhren,
darunter mehrere Prachtstücke, eine Anzahl schöner Fächer, Nıppsachen, Waren,
sodann mehrere gute Truhen, Kassetten u. dergl. Einige kleine Gemälde
Seekatz, Riedinger u. A. schmücken die Wände.
von
»Der Ritter« Ein eigenartiges Schmuckstück, ein Werk der Silberschmiedkunst aus der Mitte
des 17. Jahrhunderts, ist Eigentum der schon im 15. Jahrhundert in Büdineen be-
stehenden Körperschaft der Schützengesellschaft; es besteht aus einer langen silbernen
Kette mit herzförmiger Kapsel, sowie mehreren kleinen Anhäneseln und heisst sdeı
Ritter«. Derselbe wird von Jahr zu Jahr demjenigen Schützen als Ehrengabe ver-
liehen, der am dritten Pfingstfeiertag den besten Schuss aufzuweisen hat.
Die Schützen von Südingen empfingen nach uraltem Brauch und Herkommen für ihre
Schiessübungen und Dienste bei Bewachung der Stadt bestimmte Geldbeträge teils zum »Schützen-
wein«, teils für »Hosstuch, Rock- und
Kappentuch«, teils zur Feier sauf Sandt Bestgistag« S. 87,
sowie zur Beteiligung an auswärtigen Schiessen u. dergl.*) Auch unterhielt die Stadt das Arm-
bruster- und Schützenhaus (S. 93).
Auch die Verleihung der Kette an den zeitweilig besten Schützen beruht auf
Jahrhunderte altem Brauch. Schon 1579 stellen Schützenmeister und Schützen zu
Büdingen das Ansuchen, dass »weil die Schuetzenketten vorhin durch eine Person
vereussert worden ..... . ein ander Ketten gemacht werden solle.
Ein Bild des Schmuckstücks, etwas über halbe wirkliche Grösse, oiebt Fig. 58.
Der ganze Ritter wiegt »281/3 Loth gut Silber«; Kette nebst Kapsel sind ungefähr
*) Ges. Archiv zu Büdingen, in den Bürgermeister-Rechnungen und in den Akten übeı Schützenwesen.