Full text: Kreis Büdingen ([C, 1])

   
  
Kirche 
KREIS BÜDINGEN 
Gebiet von Echzell zum römischen Germanien gehörte*), wenngleich nach den 
bisherigen Ausgrabungen die \Wohnstätten ausserhalb des bisherigen Fleckens lagen. 
Der Ort selbst bestand schon im 8. Jahrhundert und scheint mit seiner 
Umgebung ursprünglich eine Domäne der fränkischen Könige gewesen zu sein. 
Kein Geringerer als Karl der Grosse schenkte Achaz villa dem Kloster Fulda 
zwischen 780 und 814. Die Mark Echzell, deren Grenzen 951 beschrieben sind, 
bildete später den Hauptbestandteil jenes Gebietes, welches das Kloster Fulda 
nach und nach durch Schenkungen in der Wetterau erworben hatte und welches 
die »fuldische Mark«, sodann unter Hessen-Darmstadt das Amt Bingenheim hiess. 
Echzell teilte die S. ır und ı7 beschriebenen Geschicke dieses Gebiets. Unter 
der Regierung des Landgrafen Wilhelm Christoph von Hessen-Bingenheim wüteten 
1653—59 in Echzell ähnlich wie in Lindheim furchtbare Hexenverfolgungen, welche 
der Kommissarius Michael Caspari leitete. Seit 1629 bildete Echzell mit Gettenau 
einen eigenen Gerichtsbezirk des Amtes Bingenheim. 
Während des Mittelalters und später waren viele adelige Familien in Echzell 
begütert oder wohnhaft, so vor allen die von Echzell, die in dem Zeitraum von 
1237—1495 nachweisbar sind, im 14. Jahrhundert die Wais von Fauerbach, die 
von Cleen, die von Wohnbach und die von Schwalbach. im 15. Jahrhundert die 
von Trohe, die Löw von Steinfurt, die von Gemmingen, im 16. Jahrhundert die 
von Wolfskel, die von Walbrun, im 17. und 18. Jahrhundert die von Brambach, 
von Geismar, von Vollmar, von Steinwehr, die Nordeck von Rabenau, die von 
Dahlberg, von Hatstein und die von Pretlack.**) Der der Burg Friedberg gehörige 
Chorherrnhof ist 1594 und liegende Güter der Landeskommende zu Marburg in 
und um Echzell sind 1697 erwähnt. 
Die Kirche zu Echzell, deren Pleban zuerst in einer Urkunde von 1294%%*) 
genannt wird, gehörte ursprünglich dem Kloster Fulda, war eine der drei Mutter- 
kirchen der fuldischen Mark und hatte Filiale zu Bingenheim, Bisses, Reichelsheim, 
Grundschwalheim, Heuchelheim und wahrscheinlich auch zu Dornassenheim. Sie 
kam vermutlich im ı2. Jahrhundert mit ihren Tochterkirchen unter das Archi- 
diakonat des Marienstifts zu den Greden in Mainz. Nach dessen Synodalregisterf) 
besass sie einen der h. Jungfrau und einen dem h. Nikolas geweihten Altar. Ausser- 
dem bestand daselbst ein h. Kreuzaltar. 
Der Altar S. Crucis der Pfarrkirche von Echzell ist im Testament des Altaristen Johannes 
Freund um 1480 erwähnt und später u. A. im Echzeller Länderei Ackerbuch von 1594 mit den 
zwei Altären Virginis und Nicolai verzeichnet. ++) 
Die Kirche besteht aus einem einschiffigen Langhaus, dessen jetziger Chor 
im Äussern nicht ausgeprägt ist und einem Turm an der Westseite. Das Bauwerk 
hat augenscheinlich im Lauf der Zeiten mehrfache Veränderungen erlitten, und nur 
wenige Reste des alten, gotischen Goiteshauses sind noch erhalten: sie lassen aber 
durch ihre tüchtige Formbildung auf die einstige, im Einklang hiermit stehende, 
*) Arch. f. Hess. Gesch. VIII, S. 380 bis 425. Landau, Beschr. d. Gaues Wettereiba, S. 12 f. 
**) Urkunden und Akten über das Gemeinde-Eigentum Echzell im Grossh. Haus- und Staats-Archiv zu 
Darmstadt. 
*>*) Baur, -Armmsb. UrkıB SS. rer 
t) Würdtwein, Dioeces. Mog, IIT, 95. 
tt) Im Repert. d. Ortenb. Arch. S. 193, No. 81, bezw. im Grossh. Haus- u. Staats-Arch. zu Darmstadt. 
    
  
   
      
     
   
    
  
   
       
    
   
  
  
   
     
     
    
     
    
       
      
   
      
     
   
   
   
      
      
  
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