Full text: Kreis Büdingen ([C, 1])

    
  
  
    
  
  
      
      
   
     
    
    
   
  
     
   
    
     
     
     
     
     
     
     
     
    
   
    
    
Kirche 
  
KREIS BÜDINGEN 
In späterer Zeit wird Altenstadt unter denjenigen Ortschaften aufgezählt, die 
zu dem freien Gericht oder der Grafschaft Kaichen gehörten, die sich unabhängig 
von der Landeshoheit erhielt und unmittelbar unter dem Reiche stand.*) Ein 
Teil dieses freien Gerichts war die ganze Altenstädter Mark, **) welche nach dem 
Weistum von 1485, das 1542 erneuert wurde, ausser dem Hauptmarkdorf Alten- 
stadt noch die Markdörfer Oberau, Rommelhausen und Höchst, sowie die jetzt 
ausgegangenen Ortschaften Klein-Altenstadt und Helmershausen (oder Helmans- 
hausen) umfasste. Das Märkerding pflegte jährlich nach Walpurgistag zu Alten- 
stadt, anfänglich unter einer Linde, seit dem ı6. Jahrhundert aber in dem Rathaus 
daselbst gehegt zu werden. Der Burg Friedberg gelang es die Landeshoheit über 
die ganze Mark sich allmählich anzueignen und zu behaupten. Diese Mark- 
verfassung aber erhielt sich bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts. 
Altenstadt gehörte nach dem vorerwähnten Weistum von 1485 dem Mainzer 
Bistum an und stand unter dem Archidiakonat des dortigen Marienstifts zu den 
  
Greden.***) An Stelle der jetzigen Kirche 
soll einst eine kleine Kapelle gestanden 
haben; doch lässt der noch vorhandene 
alte Turm eher auf eine gleichzeitige 
gotische Kirche schliessen. Der einzige 
Rest derselben ist eben dieser Turm, 
der in Fig. ı in der Ansicht der Kirche 
erscheint. Die Turmhalle ist mit zwei 
einfach gegliederten Spitzbogenthüren, f) 
an denen das alte Beschläg noch er- 
halten ist, versehen. Einige Schiess- 
scharten und schmale Fensteröffnungen 
sind in den dicken Mauern des oberen 
Stockwerks angebracht. Der Uebergang 
aus der viereckigen Grundform des 
  
steinernen Unterbaues in die achteckige 
Gestalt des gezimmerten, spitz zu- 
laufenden Turmhelms ist durch vier 
erkerartige Ecktürmchen und durch 
vier hohe in den \Mlitten der Vierecks- 
seiten aufgesetzte Kaupen vermittelt. 
An den alten Turm der Kirche 
wurde das Schiff laut der im Innern 
zu lesenden Inschrift 1718 angebaut, 
1773 renovirt und 1857 von innen 
Fig. 1. Altenstadt. Pfarrkirche. und aussen wieder hergestelit. An dem 
”) Thudichum, Gesch. d, freien Ger. Kaichen in der Wetterau S, ıo0, sowie Irle a, a. OÖ. V., S. 26 u. 29. 
*%) Grimm, Weisthümer III, S. 453, Vergl. ferner Landau, Beschr. d, Gaues Wettereiba S. 85 ff. 
*%%) Scriba, Regesten etc. II. S. 259. Anm. A. 
+) Durch das Vorhandensein dieser der gotischen Zeit angehörenden Kirchthüren wird die anderwärts auf- 
gestellte Vermutung, dass der Turm ursprünglich nicht für kirchliche Zwecke bestimmt gewesen sei, widerlegt. 
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