Full text: Kreis Büdingen ([C, 1])

    
mes 
Schnitzwerk 
Glocken 
142 KREIS BÜDINGEN 
Cuculla über dem Kopfe scheint ein Mönch zu sein. Der Donator kann aber auch den Kreisen 
der Laien angehört haben, da auch von diesen die langen, um die Hüften gegürteten Kleider und 
Hauben in jener Zeit getragen wurden. Die Rauheit der ganzen Darstellung und die dicken 
Farbschichten der Uebermalung lassen die feineren Unterschiede nicht zum Ausdruck kommen. 
Die spitzbogigen Fenster sind klein, die Mauern sehr dick, die Strebepfeiler 
dagegen, die sowohl an den Aussenwänden der Seitenschiffe, als an den Hoch- 
winden des Mittelschiffes angebracht sind, haben nach der Bauweise der Zeit einen 
sehr schwachen Vorsprung und hätten dem Gewölbeschub der Mittelschiffe, trotz 
der geringen Abmessungen derselben, nicht widerstehen können, ohne die einge- 
zogenen eisernen Anker. 
In die dritte Bauperiode, etwa Mitte des 14. Jahrhunderts, fällt die Errichtung 
des Chors, der fünfseitig aus dem regelmässigen Achteck gestaltet, mit stark vor- 
ausgebildeten Strebepfeilern versehen, durch hohe Masswerks- 
springenden, völlig 
deren Hohlkehlen- Rippen 
fenster erhellt und mit Kreuzgewölben überspannt ist, 
nicht auf Diensten, sondern auf Konsolen ruhen. Kurz, man erkennt aus diesen 
und anderen Merkmalen die Formbildung der Blütezeit der Gotik. Bemerkenswert 
ist die an der Nordseite des Chors angebaute Sakristei der Kirche, hauptsächlich 
wegen ihrer Spitzbogenthüre, die offenbar älter ist als der Chor. Dieselbe ist nach 
dem Thürprofil und der unteren Endigung desselben an den Schaftecken ungefähr 
gleichseitig mit Mittel- und Seitenschiff, also um die Mitte des 13. Jahrhunderts, 
gemacht worden. Auch die Rippen und Kämpfer des Kreuzgewölbes der Sakristei 
können noch dem 13. Jahrhundert angehören. 
Das Chorgewölbe hat zwei Schlusssteine ; das Bildwerk des einen stellt das 
vom Nimbus umgebene Haupt Christi, ‘das des anderen den Pelikan mit seinen 
Jungen dar. Von den drei Schlusssteinen des Schiffs ist der mittlere mit einer 
Inschrift in gotischen Minuskeln umgeben, die vermutlich auf eine 1500 vorge- 
nommene Wiederherstellung hindeutet; sie lautet: an 202m 2heiguhipig nirolan? 
2 rt 92:9 a . v . . N . . . 
seriptoris: Im östlichen Schlussstein ist das Lamm Gottes, im westlichen eine 
fünfblätterige Rosette ausgemeisselt. 
Einige beschädigte Holzskulpturen, Maria, Christus am Kreuz u. dergl., die 
einem Altar-Schnitzwerk*) angehört zu haben scheinen, werden in der Sakristei 
aufbewahrt. Darunter befindet sich eine männliche . Figur mit abgeschlagenen 
Armen, die von tüchtiger Hand herzurühren scheint. 
Von den drei Glocken des Kirchenturms hat die grösste keine Inschrift; sie 
ist "ihren Merkmalen nach die älteste. An der mittleren Glocke ist zu lesen: 
AD - LAVDES - IHOVAE - TEMPLI - DECVS -ATQ VOCANDOS - CVLTORES : 
CHRISTI - HAEC - EIDOS : CAMPANA - REFVSA » EST. (Hand) und darunter: 
% ANTHONIVS-FEI- VON -SCHOENBACH -VND-IOHAN -IACOB -RINCKER » 
VON - ASLAR - BEIDE : GOSEN - MICH : ZV : GEISENIT ANO : 1686 :%* 
Die kleinste Glocke hat folgende zweizeilige Inschrift: FR IDEI 
FOENILIVS : AEDITVVS : SED - GASPAR : KOLNERVS 1598 PRAETOR 
CVRT : WEIGEL - IBIDEM : AEDILES : WORNER - W( )RNERS : HEINZ : BAST 
*) Dieffenbach, Arch. f. Hess. Gesch. V, Art. EEE. ST 
TICVS- PASTOR - 
     
  
    
    
  
   
    
   
   
  
   
  
    
     
    
    
  
  
  
  
  
  
  
   
    
    
   
  
   
  
   
  
   
   
  
  
  
   
     
  
    
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