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Ortsbefestigung
Rathaus
Privathaus
KREIS BÜDINGEN
ı9 cm Ausladung und 13 cm Höhe lief am Fuss der Türme herum. Auf beiden
Seiten des Eingangs vor dem Thore fanden sich starke Vorlagen von Gussmauer-
werk, dem die Bekleidungssteine fehlen. Andere Thore wurden nicht gefunden;
doch ist aus vorhandenen Spuren zu schliessen, dass die porta principalis sinistra
68—70. m von der Westseite entfernt lag.
Eine 3,55 m breite Strasse zieht sich von der porta decumana ins Innere
des Kastells, in welchem mehrere Mauerzüge aufgedeckt, sowie eine mit der West-
seite parallel laufende 4 m breite Strasse nachgewiesen wurde. Dieselbe ist ge-
pflastert und zu beiden Seiten mit Resten von Gebäuden besetzt. Kleinere Aus-
grabungen, die im Innern vorgenommen wurden, liessen Wohn- und Küchenräume
erkennen. Zwei Brunnen, in denen vielfach römische Münzen gefunden sein sollen
und für welche überhaupt römischer Ursprung beansprucht werden kann, liegen im
niedrigsten Teil des Kastells, in der Nähe der Ostmauer. Ein anderer Brunnen
wurde vor Jahren in der Nähe der Nordseite des Bauwerks inmitten der bürger-
lichen Niederlassung gefunden und wieder zugeworfen.
Reste einer uralten Befestigung, die den Namen »Haingraben« führt,*) finden
sich hier und dort um Altenstadt. Nach der S$. 53 mitgeteilten alten Abbildung**)
scheint diese Befestigung aus einem »gebickten hagen«, d. h. einem zum Gebück
verdichteten Baum- und Strauchwuchs, mit Graben, welche das ganze Dorf rings
umgaben, bestanden zu haben und mit 3 steinernen Pforten geschlossen gewesen
zu sein, welche von den Strassen nach Lindheim, Eichen und Friedberg in den
Ort führten. Sie hiessen, nach der Ueberlieferung, die ihre Namen bewahrt hat,
»Kühpforte«, »Gänsepforte« und »Striegelspforte«; ausser ihnen soll noch »das
Pförtchen« vorhanden gewesen sein. Auch der feste Kirchturm scheint mit zur
Befestigung gedient zu haben.
Das jetzige Rathaus, das offenbar aus jüngerer Zeit stammt, als das angeblich
vor 1542 an Stelle der alten, S. 6 erwähnten Linde erbaute ursprüngliche Rat-
haus, ist ein schlichter Fachwerksbau aus starkem Eichenholz ohne bemerkenswerte
Formbildung im Aeussern und Innern.
Ein altes Gebäude in der Nähe des Rathauses und von ähnlichem Aussehen
wie dieses, gehörte früher der freiherrlichen Familie von Ponikau und wurde noch vor
1817 zur Abhaltung des Gottesdienstes für die der reformirten Kirche angehörigen
Mitglieder der hiesigen Gemeinde benutzt. Eine hohe Eingangstreppe führt in
das Haus. Einige Stufen tiefer beginnt ein unterirdischer, am Eingang teilweis
verschütteter Gang, von dem, wie so oft anderwärts, die ganz unverbürgte Sage
geht, dass er von einem ehemaligen Kloster herrühre.
*) Dieffenbach, Archiv f. Hess. Gesch. V. XIH, S. 28.
**) Siehe Beil. B. zum Recess v. 17. April 1725 über Geleitsangelegenheiten, zwischen Hessen-Darmstadt
und der Burg Friedberg, im Grossh. Haus- u. Staatsarchiv zu Darmstadt,
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