Full text: Kreis Büdingen ([C, 1])

  
  
   
LISSBERG 203 
An der Südseite des Hofes steht der kreisrunde, feste Bureturm, der in DBurgturm 
2 \ x und Burggebäude 
Fig. 102 dargestellt ist.*) Durchschnitt, Grundrisse und Ansicht lassen Gestalt, 
Bauart und Einteilung desselben erkennen. Seine Höhe über dem Boden beträgt 
bis zur Spitze rund 27 m, sein äusserer Durchmesser 9,5 m, die Mauerdicke des 
untersten, brunnenartig vertieften Turmverliesses 3,6 m. Über diesem befindet 
sich eine. feste gewölbte Kammer, in welche man durch die einzige Thüre, die 
überhaupt ins Innere des Bauwerks führte, in einer Höhe von 9 m vom Boden 
gelangt. Von hier aus steigt man die in der Dicke der Mauer angelegte enge 
Wendeltreppe hinan, welche nach einer halben Umdrehung im zweiten Obergeschoss, 
nach weiterem längeren Aufstieg im obersten Geschoss ausmündet. Dieser von 
der unteren Kammer durch ein starkes Gebälk abgeteilte Dachstock ist mit einem 
spitzen, steinernen Turmhelm überdeckt und bildet den eigentlichen Wächterraum, 
von dem man mittels einiger weiterer Stufen und einer über den Dachhelm etwas 
vorspringenden Thüre in der Höhe des zerfallenen Zinnenkranzes ins Freie gelangt. 
Die Einzelheiten der Bauart können hier nicht weiter besprochen werden. Das 
Innere des Turmes wird durch einige wenige Fensterschlitze sehr dürftig erhellt. 
Die vorerwähnte Einsteigthüre im ersten Obergeschoss des Turmes ist spitzboeie. 
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Zu beiden Seiten der Sohlbank sind Tragsteine ausgekragt. 
Bei sämtlichen Burggebäuden besteht das Gemäuer 
aus Basalt-Bruchsteinen; die Umrahmungen der Öffnungen, 
die Simse und Bogensteine sind aus Sandsteinen hergestellt. 
In den Trümmern fanden sich einige Werkstücke mit 
Gliederungen und Schmuckformen, darunter der in Fig. 101 
abgebildete Bekrönungsteil, der sich durch eigenartige Kunst- 
formen auszeichnet, ferner ein Sims- oder Tragstein mit dem 
ausgemeisselten Bild eines männlichen Kopfes. Die meisten 
dieser Formen, gleich wie die ganze Bauart des Burgturms, 
  
haben, abgesehen von späteren Zuthaten, das Gepräge der 
Frühgotik um die Mitte des 13. Jahrhunderts, in welcher Fig. 101. Lissberg. 
Zeit nach S. 197 f. die Burg bereits bestanden haben muss. Arönungsstück. 
EHEMALS VORHANDENE BAUWERKE UND WOHNSTÄTTEN. en 
Von der früheren Ortsbefestigung ist zwar nichts wahrnehmbar, doch muss eine Bo 
solche bestanden haben. Denn in den mehrgenannten Salbüchern von Lissberg 
(S. 197) ist z. B. 1578 »unten, bei der steinpforten« eine Mühle verzeichnet, 
welche zu den Besitzungen der Frau Susanna von der Thann, geb. von Waiblingen, 
wohnhaft zu Vacha, gehörte. 
Aus derselben Quelle erfährt man von mehreren andern Adelsfamilien, die Ausgegangene 
damals Einkünfte von Gütern im Amt Lissberg bezogen, den Herren von Boben- ae 
hausen, genannt Mernolfs, denen von Gontzenrot, den Rau von Holzhausen, ferner 
die Namen mehrerer ausgegangenen Orte und Wüstungen, nämlich Zschstruth 
(Estrode 1438 u. 1440) in Fl. XIII, XIV u. XV, Aromelbach ,**) (Krummelbach, 
=) Pig. 100 u. or nach den von Herrn Kreisbaumeister von Rieffel freundlichst zugestellten Aufnahmen, die 
vor den 1886 vorgenommenen Änderungen und Zuthaten des Turmes gemacht wurden. 
*) Dieser und die beiden folgenden Orte waren, nach der Ortenb. Urk., S. 236,%**) noch 1385 bewohnt. 
   
     
    
    
    
  
    
  
  
  
   
     
     
    
      
     
  
   
     
    
    
     
   
    
    
     
   
     
  
  
  
  
 
	        
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