Full text: Kreis Büdingen ([C, 1])

    
    
     
    
  
       
    
   
         
      
    
        
    
    
    
    
       
       
      
  
    
      
   
     
   
    
   
    
  
   
      
Jetzige 
Pfarrkirche 
KREIS BÜDINGEN 
Von dieser »Kapeln vfm Markt« wird 1614 berichtet, dass sie in kurzer 
Zeit »abgehen und übern hauffen fallen möchte,« weshalb Bürgermeister und 
Rat der Stadt Nidda die landgräfliche Genehmigung nachsuchten und erhielten, 
das alte Gotteshaus auf dem Markt niederzulegen und von Grund auf eine neue 
Kirche »so etwas weitter zu erbawen,« damit die Bürgerschaft und andere, so hier 
ins Kirchspiel gehörig, nicht wie bishero geschehen, sich drängen oder zum Teil 
vor der Kirchenthüre stehen bleiben müssten, sondern das ganze Jahr über sich 
darin füglich betragen möchten. Der Landgraf schenkte der Stadt den Bauplatz 
für die jetzige Kirche laut Urkunde v. 28. April 16135. 
Behufs Ausführung des Werkes verdingte die Stadt die Zimmerarbeit hierzu an »einen 
berümbten Zimmermann zu Hanaw«, die Maurerarbeit aber an Ulrich de Fonesto, sonst Wolf 
oder der Mailänder genannt. Dieser aber wurde später gerichtlich belangt und verfolgt, weil 
sich herausstellte, dass er den Bau »im Fundament verwahrlost« hatte, so dass 1616 auf Rat 
des fürstlichen Baumeisters und des mainzischen Werkmeisters der ganze Turm und ein Stück 
der Kirche niedergelegt und von Grund aus neu errichtet werden mussten. 
Im Oktober 1617, nach »3 Jahren . . muhselige handtarbeit« war die 
Kirche in stand gebracht worden. Zu teilweiser Deckung der Kosten, die sich 
auf 2151 Gulden belaufen zu haben scheinen, veräusserte die Stadt das Kapellen- 
gut zu Langd, mit Genehmigung des Landgrafen, welcher ihr sodann 1618 aus 
dem Schloss zu Schotten Messing zum Glockenguss verwilligte. Die Einweihung 
der Kirche »durch den Superintendenten zu Giessen« wurde angesetzt auf den 
3. Mai desselben Jahres. 
Die Stadtkirche hat seitdem keine erheblichen Änderungen erfahren. Die 
äussere Ansicht derselben von Nordost ist in Fig. 108, die Erscheinung des 
Innenraumes auf der angehefteten Tafel VIII dargestellt. Der Turm, welcher zu 
niedrig erscheint, wurde vermutlich nur teilweise abgetragen, oder nicht völlig 
wieder aufgebaut, nachdem die von Ulrich de Fonesto verschuldeten baulichen 
Mängel an den Tag gekommen waren. Das Bauwerk erscheint im Äussern sehr 
einfach. Nur die beiden Rundbogenthüren und deren Verdachuneen sind mit 
einigem Schmuckwerk versehen und zeigen gleich dem Stabwerk der wagrecht 
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überdeckten Doppelfenster die Formbildung der damaligen Zeit. Diese giebt sich 
durchaus in der Gestaltung des Innern kund, dessen Anlage als Beispiel einer 
Saalkirche, die eigens für Zwecke des protestantischen Gottesdienstes erbaut wurde, 
bemerkenswert ist.*) Die von hölzernen Säulen getragenen Emporen umgeben 
die Kirche auf drei Seiten, Auf der Empore der Schmalseite steht die schmucke 
Orgel. Die wagrechte Decke ist durch drei zum Teil im Dachwerk aufgehängte 
Unterzüge in vier Felder geteilt, deren reich gestäbte Füllungen mit allerlei Ver- 
zierungen in schöner Stuckarbeit versehen sind. Die in Farben prangenden Wappen 
des Landgrafen Ludwig von Hessen und seiner Gemahlin Magdalene von Branden- 
burg, schmücken die mittleren Füllungen, umgeben von den Inschriften: SACRA 
DEO - DOMVS. HAC : LVDOVICO - PRINCIPE - FACTA - EST : HANC:- 
VT-ET:HVNC : DEXTRA - PROTEGE-CHRISTE.:TVA - bezw. MAGDALIS 
*) Zu Anfang des ı8. Jahrhunderts standen nach Winkelmann, a. a. ©. S. 193, über der grossen Thüre die 
Worte angeschrieben: DIESE - KIRCHE - STEHET - IN - GOTTES : HAND - ZVM - HEILIGEN - GEIST 
WERD - SIE : GENANT. 
 
	        
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