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Bauperioden
236 KREIS BÜDINGEN
springenden Seitenschiffes (Fig. 117). Der Chor ist nicht genau nach der Hauptaxe
des Langhauses gerichtet, sondern etwas nordwärts geneigt, so dass die Mittellinie
in stumpfem Winkel gebrochen erscheint (Fig. 118).
An der Pfarrkirche von Ortenberz sind mehrere Bauperioden zu unterscheiden.
Der romanischen Zeit, vielleicht noch vor 1200, gehören die wenigen, im Grundriss
links schraffiert angegebenen Teile des Langhauses, insbesondere das einfache aber
charakteristische Rundbogen-Portal an der Westseite, sodann ein grosser, halbkreis-
förmiger Scheidebogen zwischen Mittelschiff und Seitenschiff, wohl auch eine Nische
und cin Fenster, beide rundbogig, in der Nordwand unter dem Herrschaftsstübchen.
an. Diese Baureste rühren vermutlich von der alten Kapelle in Ortenberg her,
welche Filial der Mutterkirche zu Glauberg 'war, gleich dieser unter dem Kloster
Konradsdorf stand und zuerst 1219 genannt ist. *)
Ausser diesen spärlichen romanischen Überresten lässt sich von der einstigen
Kapelle zu Ortenberg nichts erkennen. Dieselbe muss indes schon im ersten
Viertel des 14. Jahrhunderts beträchtlich erweitert und zur Kirche umgebildet
gewesen sein. Denn sie wird in einem zu ihren Gunsten in Avignon, 1324, aus-
gestellten Ablassbrief**) als ecclesza beate Marıe in Ortenberch ... ac sancte
crucıs et sancl! marcı ac elisabeth ct margarethe altarıa bezeichnet und hatte
also damals die vorgenannten Altäre. Von dieser frühgotischen Zeit sind ausser
einigen Lanzettbogen-Fensterchen keine Spuren da, es müsste denn als ein weiteres
Überbleibsel derselben das unterste Stück der Westseite des Turmes betrachtet
werden. Der sonstige Oberbau desselben ist unverkennbar jünger.
Gegen Ende des 14. Jahrhunderts beginnt die Hauptbauzeit des Ortenberger
Gotteshauses, das damals bereits Pfarrkirche war. Dies erhellt aus dem Inhalt
einer Urkunde von 1385, worin der Probst zu Konradsdorf dem Pleban in Orten-
berg befiehlt, alle mündigen Personen seiner Parochie und deren Umgegend ***)
anzuhalten, den Englischen Groschen zu entrichten für den neu begonnenen Bau
zu Ehren der Jungfrau Maria (ad structuram que in honorem vırginıs Marıe
novıler per cosdem est incepta), bei Androhung der Strafe der Exkommunikation.
Dieser Neubau, der damals im Gange war, wurde offenbar mit dem Chor
der jetzigen Kirche begonnen, denn dieser rührt, nach Ausweis seiner Formee-
staltung, aus den letzten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts her. Sowohl die ins
Mauerwerk einbindenden Säulchen des Chorsewölbes, m
t den knauflosen Rippen-
anfängern und den leicht ausgekehlten aus dem Achteck gebildeten Sockeln, die
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*) Simon, Gesch. d, reichsst. Hauses Y. UBER S 420,86:
Orig. Urk. in Ortenb. Arch, zu Rossla.
*) Auffallenderweise erstreckt sich die Aufforderune auf die Orte »/am in Havn Lisper Nurwendo»
g perg
Krummelbach Erkersborn quam in Ortenberg«, obgleich dieselben eigentlich zur Mutterkirche Schwi
ickartshausen ge-
hörten (S. 200 u. 203 u. f.). Die Orig, Urk. im Ortenb. Arch. zu Rossla.