Full text: Kreis Büdingen ([C, 1])

   
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ORTENBERG 245 
versehen. Aus dem Hintergrund rechts von Maria schaut ein bärtiges Männer- 
antlitz, vermutlich das des Stifters des Altarbildes, hervor. 
In dem ersten Flügelbild kniet die Jungfrau vor dem von einer Flammen- 
glorie umgebenen Christuskinde, dessen Geburt im Stalle von Gruppen musizierender 
Engel gefeiert wird. Joseph im Reisekleid, Kästchen und Stock in den Händen, 
steht hinter der Mutter Gottes. Im andern Flügelbild bringen die drei Könige dem 
Heiland, der auf dem Schosse der Mutter sitzt, ihre von Dienern überreichte 
Geschenke dar, während Joseph unten im Vordergrund die Breipfanne übers 
Feuer hält. 
Auf den drei Bildern tragen alle Heiligen goldene Obergewänder und Heiligen- | 
scheine, in welche ihre Namen eingeschrieben sind. Nur in den Flügelbildern 
sind die Kleider und Geräte der Königspagen bunt gefärbt. Bei den meisten 
Gestalten ist die Haltung schön bewegt, der Gesichtsausdruck edel, Arme und 
Hände sind fein, die Körperverhältnisse etwas verkürzt. Der Faltenwurf erscheint 
fliessend, die ganze Zeichnung in festen Umrissen und in den Gewändern schraffiert. 
Der Himmel ist durch einen Goldgrund ersetzt, der dem landschaftlichen Hinter- 
grund und Beiwerk wenig Raum vergönnt. Die eigenartige Malerei kann nach 
den darin dargestellten Trachten und anderen Merkmalen ungefähr ins erste Viertel 
des 15. Jahrhunderts gesetzt werden und scheint von einem mittelrheinischen 
Meister herzurühren. 
Dieses Gemälde schmückte offenbar den Hochaltar der Pfarrkirche zu Orten- Hochaltar 
berg, die nach den Urkunden von 1324 und 1385 der Jungfrau Maria geweiht a 
war. Die Seitenaltäre, welche S. 236 genannt sind, heissen sonst kurzweg der 
h. Kreuzaltar und der. h. Margaretenaltar. 
NICHT MEHR VORHANDENE GOTTESHAUSER. Ausser der Pfarr- Katharinen- | 
kirche zu Ortenberg bestand daselbst anfangs des: 14. Jahrhunderts die S. Katharinen- a 
kapelle,*) welche urkundlich 1331, ausser- 
dem aber nirgends genannt ist. Die 
Schlosskapelle wird in den Teilungsver- 
trägen seit 1358 stets verzeichnet. Von 
einer dieser beiden Kapellen, die indes 
möglicherweise ein und derselbe Bau 
waren, rührt ohne Zweifel das aus Stein 
gemeisselte Bogenfeld, Fig. 126, her, 
  
  
dessen Ornamentik Ähnlichkeit mit der 
des alten Kapellenportals im Schlosse zu Fig. 126. Ortenberg. 
jüdingen hat und in die spätromanische Thürbogenfeld einer romanischen Kapelle. 
Zeit um 1200 zu Setzen ist. 
Der Stein war als unterster Tritt der Treppe, die von der Ringmauer am Garteh der 
gräflichen Oberförsterei zum Grasboden herunterführt, verwendet, als er 1885 vom Verfasser wahr- 
genommen und zum Zweck der Aufnahme herausgeschafft wurde. Seitdem ist er wieder dort ı 
eingemauert. J 
f 
*)"S1mMon, 4.38: 0.:.11,,8,:50 U 1ER 8. rı5, No. 1128 
  
	        
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