Full text: Kreis Büdingen ([C, 1])

   
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atsarchiv zu Darmstadt 
BINGENHEIM 
teilweise mit verwendet wurde. Hierzu gehörte auch der vorgebaute runde Turm 
mit »grosser steinerner Wendeltreppe von 42 Stufen«, die »bis auf den Bau hinauf 
führte, jedoch 1778, weil »gänzlich dem Einsturz drohend«, abgebrochen und 
durch die zwei inwendig angelegten hölzernen Treppenarme ersetzt wurde. Thür- 
öfnung und Antritt zu dieser früheren Wendeltreppe, welche zu ebener Erde 
in einen Vorplatz mündete, zu dem man von der nördlichen der beiden 
vorerwähnten Spitzbogenthüren gelangt, sind im unteren und oberen Stockwerk 
noch vorhanden und von innen deutlich zu erkennen. Einzelne der alten 
Wendelstufen dienen jetzt als Prellsteine auf der Burgbrücke. Durch die südlich 
gelegene Spitzbogenthüre gelangt man in ein Gewölbe, die 
ehemalige Pulverkammer. An den Werksteinen dieser und der L W 
anderen Spitzbogenöffnung finden sich diese Steinmetzzeichen: N ES 
Fin weiterer Ueberrest jenes früheren Baues ist im oberen Stock in 
der westlichen Aussenwand, etwas nördlich über dem kleinen hölzernen Anbau 
dieser Seite, erhalten. Dort findet sich in der ausserordentlich 
dicken Mauer eine reizende Fenstergruppe, von zierlichem spät- 
gotischen Stabwerk umrahmt und durch steinerne Kreuzstöcke in 
Fensteröffnungen geteilt; daran nebenstehendes Steinmetzzeichen : 
  
3 
Nach der ganzen Formbildung und Gliederung des Fensters ist das- 
selbe in das erste Drittel des ı6. Jahrhunderts zu setzen. Ein weiteres spitzbogiges 
Thürchen ist im Obergeschoss rechts neben dieser Fenstergruppe bemerklich. 
Der jetzt teils leerstehende, teils zu Stallungen und anderen Wirtschaftszwecken 
dienende lange Bau lässt von der ehemaligen Schlosseinrichtung fast nichts mehr 
erkennen. Er umfasst eine Anzahl kleinere und mehrere saalartige, schmucklose 
Räume im Erdgeschoss und Obergeschoss, deren Decken auf Unterzügen ruhen, 
die ihrerseits von achteckigen Holzpfosten nebst Bügen, so wie von einigen ver- 
zierten Kragsteinen getragen sind. 
Das Schloss enthielt nach dem Inventarium von 1682:*) Unten im Erdgeschoss den »grossen 
newen Saal, zu beyder seyten Fenster mit Spfegel-Scheiben ul en darin Ein Camin, über demselben 
Ein in Stein gehaugenefs Venus Bild nebenfs zwey Cupido Knaben von Stein«. Dieses Bildwerk, 
vielleicht auch das oben beschriebene Barockportal, hatte ohne Zweifel »den Bildhawer Traudten« 
zum Verfertiger, der 1674, laut Ausweis der Kellereirechnung, »in unter-chiedenen mahlen auf sein 
Gedings des grossen Sahls« Geld so wie Korn und Gerste empfangen hatte. Neben dem grossen 
Saal war das »kleine Fürstlich Gemach« mit besonderer Schlafkammer, nebenan in dem hölzernen 
Anbau eine Stube, die jetzt »das‘Landgrafen Gemach« heisst. Verzeichnet sind ferner: der »kleine 
Saal« mit Kamin, so wie »die Capelle«, in der sich ein hölzerner Altar, eine Kanzel, der fürstliche 
Stuhl und »zu beyden Seiten Manns vnd Weibs stuehl« befanden, im Obergeschoss, linker und 
rechter Hand eines langen Ganges, je »Ein fürstlich Gemach genant dafs Güldene«, und in der 
Mitte ein drittes Gemach, 
Im »neuen Küchenbau«, dessen Einrichtung nichts Bemerkenswertes bietet, 
lag »die Grosse Küche«. **) 
Ausser den bereits S. 19 aufgezählten Nebengebäuden ist in dem Verzeichniss 
von 1682 noch das »Pforttenhaus« und in früheren Verzeichnissen (v. 1638, 1620, 
*) Bingenheimer Amtsrechnung v. 1682 im Grossh, Haus- u, Staatsarchiv zu Darmstadt. 
**) Invent. von 1682 und 1778. 
  
  
    
    
    
    
   
    
   
     
   
    
     
    
       
     
   
   
    
   
   
   
   
    
  
   
    
    
   
   
   
   
     
    
  
   
    
    
   
  
Küchenbau 
Neuer Bau 
  
	        
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