BÜDINGEN MIT GROSSENDORF 41
erhalten;*) und von jener Zeit an wohnten die Pfarrer nicht mehr bei der alten Pfarrkirche in
Grossendorf, sondern in der Stadt.
In die Liebfrauenkirche stifteten Johann II. und seine Gemahlin Margarethe »mit zugifft herrn
Christians von Friedeberg«, ihres Schreibers, 1399 einen Altar zu Ehren der h. h. Martin, Theobald
und Dorothea; und Johann II. Wittwe machte 1434 eine Schenkung zum Altar des h. Georg.
Ferner stiftete Sunderheyntz, Bürger und Einwohner von Büdingen, 1477 dem h. Jakob einen Altar.
Von der 1377 erbauten steinernen Marienkapelle sind noch erhalten die
Eingangsthüre, sowie der untere Teil eines darüber befindlichen Fensters in der
Rückwand der’jetzigen Turmhalle und von dieser selbst einige Gewölbereste (s. u.).
Diese Thüre ist im Grundriss der Kirche, Fig. 17 (bei A) angegeben und in Fig. ıg
in der Ansicht gezeichnet. Ueber der in flachem Stichbogen geschlossenen Thür-
öffnung liest man:
+ iohjan - md - sophia () Hre - md - fraufme - zu - Mfentuea U und - hodinne.
Dazwischen sind ihre Wappen, das ysenburgische und das wertheimische,
angebracht. Der Scheitel des Bogens ist durch eine Rosette, die Hohlkehle des-
selben, durch Weinrankenornament ausgezeichnet. Der obere Teil des Fenster-
stabwerks im Turmbau ist zerstört.
Ein weiterer, gleichzeitiger Überrest der früheren, steinernen Kapelle ist der,
an der Südseite der Stadtkirche gelegene, im Grundriss mit C bezeichnete Raum.
Derselbe ist nur Teil eines früher grösseren, mit Kreuzgewölben
überdeckten Raumes. Dies ist aus den Ansätzen der Rippen
des zweiten Joches, das nach Süden zu angereiht war,
deutlich zu erkennen. Auch ist nicht allein der hier
abgebildete Schlussstein bei C erhalten, ein zweiter, mit \
der Darstellung des Lamm Gottes geschmückter Schlussstein
des Kreuzgewölbes wurde bei den für Zwecke dieser Be-
schreibung gemachten Untersuchungen im Schutt aufgefunden.
Eine jetzt zugemauerte, 5,5 m weite Bogenöffnung, von der auch einige Teile des
Kämpfergesimses vorhanden sind, bildete die Verbindung dieses Bauteiles mit dem
Schiff der ehemaligen Kapelle, die sich somit von hier bis zum Eingangsthor A,
d. h. von Süd nach Nord erstreckt zu haben scheint. Örtliche Umstände mögen
die Veranlassung zu dieser ungewöhnlichen Stellung des Gotteshauses gewesen sein.
Dass die vorhandenen Überreste der Kreuzgewölbe an der Südseite Teile des
Chores der Marienkapelle waren, wird u. a. auch durch die symbolischen Dar-
stellungen der vorerwähnten Schlusssteine bestätigt. Die hieran vorkommenden
Minuskel-Schriftzeichen: pay - hamini - fit - femper - hokifeum - et - cum fp(irit)u
tun - und insbesondere die Architekturformen entsprechen der Entstehungszeit
Ende des 14. Jahrhunderts.
Aus den vorhergegangenen geschichtlichen Notizen ist erklärlich, dass im
ı5. Jahrhundert die Kapelle eine beträchtliche Vergrösserung bedurfte, welche zu
dem Bau der jetzigen Stadtkirche Veranlassung gab. Diese ist in ihren Hauptteilen
*) Ebendas. S. 192 No. 142; die nächstfolgenden Angaben nach S. ı85 No. 135; S. 189 No. 139 S. 180 No. 128.
Marienkapelle
Hauptbau