Full text: Kreis Büdingen ([C, 1])

   
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BÜDINGEN MIT GROSSENDORF 51 
wird 1219 die Burg Büdingen zum ersten Male erwähnt.*) Die Baugeschichte 
derselben, in Soweit nicht durch urkundliche Belege festgestellt, lässt sich am Bau 
selbst verfolgen. 
Die schon erwähnte Lage des Schlosses, am östlichen Ende der Stadt, 
zwischen dem Seemenbach und einem Arm desselben, dem Küchenbach oder 
Reutzelsbach, ist aus Fig. 18 bei S. 40 ersichtlich. Das Bauwerk kann als Typus 
einer Thalburg bezeichnet werden. 
Sie war ringsum mit einem leicht unter Wasser zu setzenden Graben und 
nach den gegen Osten und Norden zu gerichteten Angriffsseiten mit einem breiten 
Damm und einem zweiten äusseren Wassergraben nebst Damm umgeben. Diese 
lassen sich heute noch unschwer erkennen: sie sind auf Grund alter Vermessungen **) 
in dem vorerwähnten Stadtplan eingezeichnet. 
Vor der inneren Burg, der eigentlichen Hofburg, mit stattlichen Sälen und 
(semächern, mit Kapelle und Bergfried versehen, liegt die äussere Burg oder Vor- 
burg, welche einen grossen Hof, umgeben von Stallungen, Wohnungen für die 
Burgleute und Nebengebäuden, enthielt. 
Die »Burgmannen« (castrenses) oder ritterlichen Vasallen der Herren von Büdingen empfingen 
für ihre Burghutdienste entweder Unterhalt und Sold, oder Güter und Ämter zu Lehen, wohnten 
zumeist aber nicht in Büdingen oder in dessen Nähe. ***) 
Zu diesem »Vorschloss« oder » Vorhof« gelangt man mittels einer Ziehbrücke 
durch das Thor des Wachtbaues von Süden. Ein zweiter Ausgang an der 
Nordseite des Vorhofs, welcher zu dem dortigen mittels »Thambrucke« zugänglichen 
Damm führte, wird urkundlich in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts 
erwähnt, f) muss aber zu gleichem Behuf schon früher vorhanden gewesen sein 
und wurde kurz nach 1600 durch das jetzige Thor (s. u.) daselbst ersetzt. 
Ein Bild der ganzen äusseren Erscheinung des Schlosses ist in Fig. 22, der 
Grundriss der inneren Burg mit den Hauptteilen der Vorburg in Fig. 23 dargestellt. 
Auf dem Weg, der über den früheren Schlossgraben von Süden her nach 
dem Vorschloss führt, gelangt man zum Wachtbau. Von der Zugbrücke, die früher 
hier vorhanden gewesen sein muss, sind keine Spuren erhalten. Über dem mit 
Stabwerk umrahmten Spitzbogenthor ist ein schöner Erker ausgekragt (Fig. 24), 
an dessen Brüstung die Bildnisse des Erbauers Graf Johann III. und seiner 
Gemahlin Anna nebst beider Wappen angebracht sind. Die Figuren halten Schrift- 
rollen in den Händen, worauf zu lesen ist: 
ANA - VO. ISE 
IOHAN : VO BVRG.FRAW 
ISENBVRG ZV. BVDINGE 
GRAFE - ZV GBORN.GREFI 
BVDINGEN 1533 ZV.SCHWA 
RCZBVRGK. 
*) Gudenus, Cod. dipl. I. S. 468: »Castrum Budingen«; sodann in einer Urk. v. 1329 bei Senckenberg, Selecta 
jur. et hist. II. S, 612: »die burch Budingen«. 
**) Von Herrn Hofbaurat Melior in Büdingen mitgeteilt, dessen Aufzeichnungen durch den Grundriss der 
Stadt Büdingen von 1819 im Grossh. Haus- u. Staatsarchiv zu Darmstadt im wesentlichen bestätigt sind. 
*%*%) Thudichum, Rechtsgesch. d. Wetterau I. $. 13..U..333% 
t) Verträge v. 30. April 1520 und v. 25. Sept. 1529 im Ges. Archiv zu Büdingen. 
     
   
   
    
        
     
    
  
  
  
  
   
   
    
   
    
         
    
  
   
     
     
  
  
   
  
   
    
   
     
   
    
   
  
Gesamtanlage 
Wachtbau 
  
	        
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