Full text: Kreis Büdingen ([C, 1])

    
nn Se een 
Vorhofgebäude 
Innere Burg 
54 KREIS BÜDINGEN 
die Kanzel der Schlosskapelle (s. u.) gemacht ist. Das Werk wird ungefähr gleich- 
zeitig mit einem das Datum 1609 tragenden Ofen des Saales hergestellt worden sein. 
Der obere Teil dieses Ofens besteht aus Thonkacheln mit verschiedenem Schmuck- 
und Bildwerk, welche Darstellungen aus der Geschichte des verlorenen Sohnes, einen 
Reiter in kaiserlichkem Ornat mit der Inschrift: KEISSERLIGE MAG. 106.16, 
so wie mehrere allegorische Figuren zum Gegenstand haben. Das architektonische 
Rahmwerk der Kacheln wird durch einen von Hermen getragenen Bogen mit 
Zwickelfiguren gebildet. Der untere Teil des Ofens ist aus gusseisernen Platten 
hergestellt, welche die Wappen von Ysenburg und Nassau-Katzenelnbogen 
schmücken. Auf den zugehörigen Schriftbändern liest man: 
WEOZVYMB ud R:6.V.PR.2Y VB.6:6,.2:N:C. 
d. h. Wolfgang Ernst, Graf zu Ysenburg und Büdingen, so wie Elisabeth, Gräfin und Frau zu 
Y. u. B., geborene Gräfin zu Nassau-Catzenelnbogen. 
Zwei in den Eisenplatten eingegossene Inschriften (eine lateinische und eine 
deutsche) beziehen sich auf die biblischen Erzählungen von Susanna und Daniel. 
Unter diesem schönen Saal erstreckt sich ein hoher, mit scharfgefugten 
Quadern eingewölbter Keller, der ganz ähnlich dem Keller unter dem S. 68 
beschriebenen Saal 20 im innern Schloss gestaltet ist. Die Räume des Ober- 
geschosses über dem Archiv haben grossenteils neuere Ausstattung. 
Die oben mitgeteilte Inschrift am Erker über dem Eingangsthor des Wacht- 
baues bekundet, dass dieser in seiner jetzigen Gestalt unter Graf Johann, 1533, 
vollendet wurde. Allein nach den architektonischen Merkmalen zu urteilen, könnte 
man die Keller- und Saalanlage eher in eine etwas frühere Zeit setzen. 
Diese Vermutung wird nicht widerlegt durch den Inhalt einer Vergleichsurkunde zwischen 
den Grafen Johann und Anton v. 18. Juni 1532, worin gesagt ist, Graf Johann solle »den newen 
baw Im Vorhoff, wie der furgenommen vnnd vns Itzo angezeigt, vfzbawen.«e Denn da hiernach 
die zu errichtende »schnecken oder windeltreppen an dem eck desselben baws« genau beschrieben, 
auch die Herstellung von dem »bogen vber das gemein pforthaus« festgesetzt, dagegen kein Wort 
von dem zwischenliegenden Bau gesagt ist, so könnte ‚hieraus geschlossen werden, dass dieser in 
der That damals schon bestanden hätte. 
Doch läst sich die bereits erwähnte auffallende Ähnlichkeit in Gestaltung und 
Formbildung des Saals und Kellers dieses »neuen Baues« mit Saal und Keller 
des inneren Schlosses von 1470 wohl auch durch das, besonders in Büdingen zu 
beobachtende, zähe Festhalten am gotischen Formenwesen erklären. 
Die übrigen den äusseren Hof umgebenden Gebäude sind niedrig und 
unansehnlich, weisen aber hier und dort noch Überreste aus früherer Zeit auf. 
So bemerkt man u. a. an den Aussenmauern der Nordseite einige alte Fenster 
und Schiessscharten gleicher Art wie die an der Stadtmauer Büdingens vorkommenden. 
Das obenerwähnte Thor an der Nordseite ist im Halbkreisbogen überwölbt, auf dessen 
innerer Seite ein, rechts oben eingemauertes, ysenburgisches Wappen mit der Zahl 
1615 angebracht ist. Die nach aussen zu drehenden Thürflügel schlugen in einen 
rechtwinkelig begrenzten vertieften Grund, und die Spuren der einst zur Befestigung 
der Flügel dienenden Querriegel sind an den Quadern der Umrahmung zu erkennen. 
Vor dem Eintritt in die innere Burg seien die äusseren Merkmale ihrer 
baugeschichtlichen Entwickelung ins Auge gefasst. 
  
   
  
  
   
  
   
  
    
   
  
   
  
   
  
  
   
  
    
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
    
   
   
  
  
  
    
    
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