Orte ohne hervor-
ragende Denk-
mäler
2 KREIS FRIEDBERG
Ostlinie gehört das Kastell bei Oberflorstadt zum Kreise. Auf den Ruinen des
römischen Kastells zu Friedberg inmitten der Wetterau erstand im Mittelalter die
Burg Friedberg. !) Hacke und Pflugschaar stossen überall im Kreise auf die Spuren
ehemaliger römischer Niederlassungen von grösserem und kleinerem Umfange; Heilig-
thümer des Mithras wurden zu Friedberg und Ober -Florstadt festgestellt.
Auch die Kultur der fränkischen Zeit hat ihre Spuren im Kreise hinterlassen:
aus Reihengräbern bei Friedberg, Bad Nauheim und anderen Orten sind Waffen,
Schmuckgegenstände und Geräthe verschiedener Art zu Tage gefördert und den
Museen des Landes und der benachbarten Provinzen einverleibt worden.
Die romanische Kunst hat uns neben zahlreichen geringwerthigeren Er-
scheinungen zwei Denkmäler von hervorragender Bedeutung hinterlassen, ein kirch-
liches und ein profanes, ersteres in der Stiftskirche zu Z/benstadt und letzteres in
der Burg Münzenberg; an dieser hat auch noch die gothische und spätere Zeit
gebaut. Das bedeutendste, ausgereifte Werk gothischer Äzrchenkunst ist die Marien-
oder Stadtkirche zu Friedberg. Die Burg Friedberg birgt Reste der Gothik und
Renaissance und ist ein wohl zu beachtendes Erbstück mittelalterlichen Gemein-
wesens. Der hoch gebildete Landgraf Philipp III. von Dufzbachk hat uns in der
von ihm ausgeführten Gruft in der Stadtkirche jenes Ortes ein schönes Denk-
mal deutscher Kunst aus der Anfangszeit des dreissigjährigen Krieges hinterlassen,
und unter den Werken der Kococogeit ist dasInnere der Kirche zu Marrenschloss
rühmlichst hervorzuheben.
Denkmäler mittelalterlicher Bildnerei finden sich mehrfach vor, so in Butzbach,
Friedberg, Ilbenstadt. Zeugen altdeutscher Tafelmalereien sind nicht sehr zahlreich,
aber doch in einigen guten Beispielen vorhanden, so in Bildern aus Friedberg und
Nieder -Erlenbach. Das Kunsthandwerk hingegen bietet uns gute Erzeugnisse vieler
seiner Zweige und aus mehreren Epochen: Holzschnitzereien an kirchlichen und
häuslichen Geräthen, Eisen-, Bronze- und Goldarbeiten, Glasmalereien, "Teppiche
und Gewänder. Auch haben sich in Holzhäusern mit Schnitzwerk Zeugen einer
alten Volkskunst, besonders in der nördlichen Hälfte des Kreises, erhalten.
Der Verfasser hat sämmtliche 73 Gemeinden des Kreises nach Kunstdenk-
mälern durchforscht. In 23 Orten war das Ergebniss nicht von der Bedeutung,
dass eine eigene Abhandlung in diesem Werke erforderlich erschien. Sie heissen:
Bauernheim ft, Bodenrod, Bönstadt +, Dortelweil f, Harheim +, Maibach f, Massen-
heim t, Melbach +, Nieder-Eschbach f, Nieder-Mörlen f, Nieder-Rosbach 7, Nieder-
Wöllstadt +, Ober-Erlenbach +, Ober-Florstadt, Ober-Wöllstadt f, Oes, Okarben f,
Oppershofen +, Ossenheim f, Rodheim fr, Rödgen, Schwalheim 7, Weckesheim f.
Von diesen Gemeinden haben die mit F und tt bezeichneten eine oder zwei
Kirchen. Nur die Kirchen zu ÖOppershofen und Schwalheim sind völlig neu;
die übrigen entstammen entweder dem vergangenen Jahrhundert und sind in diesem
Falle schlichte Bauten mit einem beschieferten, meist mehrstöckigen Dachreiter,
wie sie sich im Kreise Büdingen in gleicher Gestalt zahlreich vorfinden, 2) oder sie
1) Vgl. die Uebersichtskarte des obergermanischen und rhaetischen Limes im Limesblatt No.ıo 1894. S. 300—301.
2) Vgl. Kunstdenkmäler im Gr. Hessen, Prov. Oberhessen, Kreis Büdingen, von Heinrich Wagner, Darm-
stadt 1890, S. 3.